Am Montag fiel der Goldpreis auf den tiefsten Stand seit März – und machte damit eine unangenehme Wahrheit für das Edelmetall deutlich: Es gibt eine wachsende Liste an Gründen, die für einen düsteren Ausblick sprechen.
Der Flash Crash von Montag wurde zwar durch eine Kombination von technischen Faktoren und geringer Liquidität verstärkt, die Ursache aber bleibt bestehen: Robuste Arbeitsmarktdaten aus den USA machen deutlich, dass die größte Volkswirtschaft der Welt auf dem Weg der Erholung ist. Damit ist die Grundlage gelegt für eine mögliche Drosselung des Stimulusprogramm der US-Notenbank Fed gelegt – was wiederum bedeuten würde, dass eine der Hauptantriebskräfte ausfällt, die den Goldpreis im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert steigen ließ.
Ein stärkerer Dollar sowie wachsende Erwartungen, dass sich die Inflation als überschaubar erweisen wird, tragen zum Gegenwind bei. Auch ETFs haben ihre Bestände in diesem Jahr deutlich reduziert.
Anleger richten ihre Aufmerksamkeit nun zuerst auf die für Ende dieser Woche geplanten US-Inflationsdaten und anschließend auf Signale von Fed-Offiziellen bei der Jackson-Hole-Konferenz Ende dieses Monats. Der Zeitpunkt, wann die US-Notenbank die Geldpolitik straffen wird, ist entscheidend. Entsprechende Andeutungen von Fed-Chef Jerome Powell könnten den Beginn eines Bärenmarkts für Goldbarren bedeuten.
Der Hype ist weg
Der Absturz von Gold nach den Arbeitsmarktdaten von Freitag wurde durch einen starken Anstieg der inflationsbereinigten Renditen von Staatsanleihen ausgelöst. Diese bestimmen die Opportunitätskosten für das Halten des zinslosen Metalls.
Aber auch als die Renditen im vergangenen Monat tiefer in den negativen Bereich fielen, profitierte der Goldpreis nicht davon. Das zeigt, wie negativ die Stimmung im Goldmarkt nach der relativ schlechten Performance in diesem Jahr geworden ist. Gold ist ein Vermögenswert, der von einem gewissen Momentum lebt – und der anfällig ist, sobald der Preis längere Zeit nicht anzieht. Ein weiterer Anstieg der Realzinsen aufgrund starker Wirtschaftsdaten könnte zu noch stärkeren Rückgängen führen.
Die Rückkehr des Dollars
Ein Hauptgrund für die starke Gold-Performance im vergangenen Jahr war eine anhaltende Abschwächung des Dollars. Nun gibt es in 2021 Anzeichen dafür, dass sich dieser Trend umkehren und Druck auf das Edelmetalls ausüben könnte.
Die US-Arbeitsmarktdaten lassen die Erwartungen für Zinserhöhungen der Fed steigen und bescherten dem Dollar am Freitag den größten Wertzuwachs seit etwa einem Monat. Währenddessen ist zu vermuten, dass die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik nicht vor mindestens Mitte 2024 straffen wird. Das schafft die Voraussetzungen für einen stärkeren Dollar, der Gold schaden würde.
Die verblassende Inflation
Ob sich steigende Preise im Zusammenhang mit der Wiedereröffnung von Volkswirtschaften als vorübergehend oder dauerhaft erweisen werden, ist ein wichtiges Thema für die Märkte im Jahr 2021. Die Beziehung von Gold zur Inflation ist kompliziert – es wird oft als Absicherung gegen unkontrollierte Preisgewinne angepriesen. In der Vergangenheit profitiert Gold es allerdings hauptsächlich, wenn Zeiten hoher Arbeitslosigkeit hinzukamen.
Bisher preist der Markt eine vorübergehende Inflation ein. Das würde eher gesunde und kontrollierte Preiserhöhungen bedeuten, die dem Gold nicht nützen würden. „Im Moment ist es schwer, bei Gold optimistisch zu sein“, sagt Marcus Garvey, Head of Metals Strategy bei Macquarie.
Unterstützung aus Asien
Ein Silberstreif am Horizont könnte eine Wiederbelebung des Schmuckmarkts in Schlüsselmärkten wie Indien sein. Während die Nachfrage nach Gold dort Anfang des Jahres durch das Aufkommen der Delta-Variante einbrach, zeigen steigende Importe, dass der Bedarf nach dem Edelmetalls möglicherweise wieder zunimmt.
Das wird nicht zu höheren Preisen führen, da Schmuckhändler dazu neigen, auf Einbrüche zu warten, um ihre Bestände aufzufüllen. Aber es sollte helfen, den Markt zu stützen, wenn westliche Investoren weiter verkaufen.
Mitarbeit: Swansy Afonso und Greg Ritchie
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