Dauerhaft niedrige Zinsen und mitunter stark schwankende Aktienmärkte haben Anleger in den vergangenen Krisenjahren verunsichert. Viele sind deshalb auf der Suche nach Anlageprodukten, die trotz des schwierigen Marktumfelds eine ansehnliche Wertentwicklung bei mäßigem Risiko versprechen. Anbieter börsengehandelter Fonds, kurz ETFs (Exchange Traded Funds), haben reagiert und bieten verstärkt sogenannte risikogewichtete ETFs an. Sie sollen Anlegern eine Chance auf eine solide Rendite eröffnen und gleichzeitig weniger schwanken als herkömmliche ETFs. „Bei institutionellen Investoren gibt es schon einen Trend hin zu risikogewichteten Produkten“, sagt Heike Fürpaß-Peter, Vertriebschefin beim ETF-Anbieter Lyxor, einer Tochter der französischen Bank Société Générale. ETFs können aber auch für Privatanleger geeignet sein. ETFs sind Investmentfonds, die mit ihrem Portfolio einen Index nachbilden. Aktienindizes bilden die Entwicklung der Aktienkurse ausgewählter Wertpapiere ab – der Index S&P 500 etwa beinhaltet die Aktien der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen. ETFs werden, im Gegensatz zu herkömmlichen Investmentfonds, nicht von einem Fondsmanager aktiv verwaltet.
Keine Gewichtung
Börsengehandelte Fonds bauen in der Regel Indizes nach, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind: Aktien großer Unternehmen mit hohem Börsenwert haben also ein höheres Gewicht als solche mit geringer Marktkapitalisierung. Bei vielen den neuartigen risikogewichteten ETFs ist das anders: Sie bilden Marktbarometer nicht mehr auf die klassische Art nach, sondern gewichten alle Titel im Portfolio gleich, um dadurch das Investment weniger nervenaufreibend zu gestalten. „Indem alle Titel eines ETFs gleichgewichtet werden, lassen sich Klumpenrisiken vermeiden“, sagt Kai Bald, verantwortlich für den Vertrieb passiver Anlageprodukte bei Deutsche Asset & Wealth Management (DeAWM). Denn große Unternehmen haben in Indizes, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, oft ein so großes Gewicht, dass sie die Indexentwicklung in schlechten Phasen schmerzlich drücken – selbst wenn sich die anderen Werte positiv entwickeln. Andere risikogewichtete ETFs nehmen nur ausgewählte Titel eines Index ins Portfolio. Und zwar solche, deren Kurse in der Vergangenheit weniger stark geschwankt haben als die anderer Aktien. „Das verschafft Anlegern ruhigere Nächte“, sagt DeAWM-Vertriebschef Bald. Die ETF-Anbieter haben sich auf die erhöhte Nachfrage nach den optimierten Produkten eingestellt. So hat etwa Lyxor seit Sommer 2012 gleich zwei der risikogewichteten ETFs im Angebot, die Schweizer Großbank UBS und die Natixis-Global-Asset-Management-Tochter Ossiam bieten seit kurzem ebenfalls ETFs an, die Schwankungen abfedern sollen.
Ein bis zwei Jahre dabeibleiben
Die Produkte aus dem Hause Lyxor bilden die Aktienindizes Euro iStoxx 50 sowie MSCI World nach. Im Euro-iStoxx-Index spielt die Marktkapitalisierung der Einzeltitel keine Rolle, weil alle gleich gewichtet werden. „Sie sollen so jeweils den gleichen Risikobeitrag zum Portfolio leisten“, sagt Lyxor-Vetriebschefin Fürpaß-Peter. Für langfristig orientierte Privatanleger können risikogewichtete ETFs durchaus geeignet sein: Ein bis zwei Jahre sollten Anleger laut Fürpaß-Peter mindestens dabei bleiben wollen. Denn risikogewichtete ETFs schwanken zwar weniger stark als herkömmliche, aber auch sie sind gegen Marktschwankungen nicht komplett gefeit. „Ungünstige Bewertungen oder externe Ereignisse, die auf den Markt einwirken, lassen sich damit nicht eliminieren“, sagt Sasa Perovic, Analyst der Ratingagentur Scope. Um eine Wertsteigerung zu erreichen, ist also oft ein langer Atem gefragt. Dabei müssen Anleger bereit sein, im Gegenzug für das geringere Risiko gegebenenfalls Abstriche bei der Wertentwicklung zu machen. „Risikoärmere Produkte mit geringeren Schwankungen bringen im Normalfall auch weniger Rendite als herkömmliche ETFs“, sagt DeAWM-Vertriebschef Bald. Einen gewissen Preis müssen Anleger also zu zahlen bereit sein, wenn sie ruhiger schlafen wollen.
Diese Fonds setzen auf Risikogewichtung
Zum Vergrößern, bitte auf Tabelle klicken. Mehr zum Thema: Alles in Balance und Achterbahnfahrt für die Rendite Zur Investment-Rubrik