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Geldanlage Make Gold great again!

Goldbarren von Degussa Goldhandel
Goldbarren von Degussa Goldhandel
© Degussa Goldhandel
Fünf Jahre lang dümpelte der Goldkurs seitwärts dahin, jetzt geht es einen Hauch bergauf. Man sollte aber genau hinsehen, woher der Aufschwung beim Gold kommt. Nadine Oberhuber über die Lage auf dem Goldmarkt

Große Augen machen derzeit beide Anlegerfraktionen, wenn sie auf die Börsenkurse schauen: Doch starren Aktienbesitzer eher wie die Kaninchen auf die Kursschlange, voller Furcht, ob sie nun noch mehr von ihren bisherigen Wertentwicklungen wegfressen wird. Geht es noch eine weitere Woche bergab? Das ist die bange Frage. Die anderen fragen umgekehrt: Geht es wohl noch eine weitere Woche bergauf? Bei den Goldanlegern nämlich, die dieser Tage wieder glänzende Augen bekommen. Schon drei Wochen lang robbt sich der Edelmetallkurs nach oben. Langsam und auch noch nicht sehr gewaltig. Aber dies könnte das Ende des monatelangen Einbruchs sein, hoffen sie.

Es ist natürlich nicht überraschend, dass nun wieder alle Hoffnung auf dem Gold ruht. Das ist fast immer so, wenn die Aktienkurse nach unten abdrehen und die Wertpapiermärkte die Anleger verunsichern. Zudem flackern auch einige politische Krisenherde wieder auf, wie der Schuldenstreit mit Italien und die Ungewissheit über die Ausgestaltung des Brexit. Sie streuen nun wieder Zweifel, wie stabil die Lage in Europa wohl ist. Und das Störfeuer von Seiten des amerikanischen Präsidenten in alle Richtungen und auf alle übrigen Volkswirtschaften hört auch nicht auf. Summa summarum eine ideale Ausgangslage fürs Gold. Es gilt ja nicht umsonst als Krisenwährung und könnte gut von diesen Turbulenzen profitieren. Die Frage ist nur: Wird es das auch? Da sind die Ansichten der Analysten zweigeteilt.

Der Goldpreis kommt seit Jahren nicht voran

Zuerst einmal die Fakten: Derzeit notiert Gold bei rund 1250 Dollar je Feinunze. Das ist der höchste Stand seit Juni, also seit vier Monaten. Und es ist deutlich mehr als noch Mitte August, da erlebte das Gold seinen Jahrestiefststand bei 1175 Dollar. Doch von den 1350 Dollar, die das Gold noch zu Beginn dieses Jahres wert war – und auch lange Monate im Jahr 2016 sowie kurzzeitig auch 2017 – ist das Edelmetall noch gut 100 Dollar entfernt. Und zur Erinnerung: Im Jahr 2011 kostete die Feinunze noch knapp 2000 Dollar, also satte 62 Prozent mehr als jetzt. Seit seinem Absturz vor fünf Jahren schwankt das Gold nur noch in einem Seitwärtskorridor dahin. Der Kurs schlägt immer mal wieder in größeren Wellen auf und ab, vor allem wenn die politischen Unsicherheiten auf den Märkten wieder kräftiger durchschlagen. Es kommt aber nach oben seit Jahren nicht mehr wirklich voran. Warum also sollte es das jetzt tun?

Weil sich die Wirtschaft und die Aktienmärkte abschwächen werden, sagen die einen. Weil die politischen Krisen noch stärker durchschlagen werden, sagen die anderen. Weil es langfristig immer nach oben gegangen sei. Schließlich sei Gold auch eines der wertbeständigsten Anlageinstrumente überhaupt, sagen die Dritten. An der letzten These darf man zuerst Zweifel hegen.

Wo bleibt die Aufbruchstimmung?

Sieht man sich den Goldchart einmal langfristig an, in diesem Fall so langfristig, wie ein normales Anlegerleben währt, muss man feststellen: Wirkliches Glück haben Anleger nur einmal gehabt. Wenn sie nämlich Gold vor dem Jahr 2005 kauften und um das Jahr 2011 herum verkauften. Dann nämlich konnten sie es für einen Preis um die 300 Dollar kaufen und es für knapp 2000 Dollar wieder losschlagen. Ein gigantischer Gewinn – wenn sie ihn denn realisierten. Wogegen ja die Grundidee spricht, das Gold als Basisabsicherung und langfristigen Wertbewahrer im Depot zu halten. Aber davon einmal abgesehen: Wer in den 80er-Jahren Gold kaufte und es im Depot liegen ließ, der sah danach 20 Jahre lang zu, wie der Kurs zwischen 200 und maximal 500 Euro vor sich hin dümpelte. Wer es sogar direkt 1980 erworben hatte, als der Kurs eine kurzzeitige Spitze markierte, der machte in dieser Zeit erst einmal 50 bis 30 Prozent Minus mit diesem Investment. Erst dann kam der kurze raketenhafte Aufstieg. Inzwischen zerlegte es den Kurs auf rund 60 Prozent.

Heute hat der Goldkurs etwa den Stand von 2010 erreicht. Und die Marktmeinungen von Edelmetallanalysten sehen derzeit so aus: Mit dem Sprung auf die 1230-er Marke habe das Gold seine Lage wieder „leicht verbessert“, sagen die Analysten der Commerzbank. Es könnte jetzt eine Unterstützungslinie bei 1200 Dollar gefunden haben. Viele Marktbeteiligte haben daraufhin Hoffnung geschöpft, dass nach fünf Jahren des Wartens endlich wieder ein Ausbruch nach oben anstehe. Doch sehe man sich den Chart langfristig an, sei da „noch nicht viel Aufbruchstimmung zu sehen“, so die Commmerzbank-Experten. Im Klartext: Es könnte auch nur eine weitere kleine Welle sein, die der Kurs da schlägt.

Leerverkäufe sorgen für Rekorde im Goldhandel

Auch ein anderer Anlageexperte ist skeptisch: John LaForge, immerhin Kopf des Anlageteams von Wells Fargo für den Bereich Sachwerte, glaubt nicht an den großen neuen Aufschwung des Goldes. Wer nach dem Sachwert strebe, der habe es spätestens seit den 2000er-Jahren im Depot. Kurzfristig könne die defensive Vermögensanlage noch einmal um 100 Dollar steigen – dazu brauche es aber schon eine größere Krise. Vielleicht ja tatsächlich die in Italien. Langfristig aber sieht er das Edelmetall weiter im Seitwärtshandel verharren, sogar mit einer leicht rückläufigen Phase in den kommenden drei bis fünf Jahren. Da könnte der Kurs eher zwischen 1050 und 1350 pendeln. Soweit jene, die nicht an eine glänzende Zukunft des Edelmetalls glauben.

Im Lager der Optimisten befindet sich zurzeit die Bank of America, die sehr wohl glaubt, dass nach der Devise „Make America great again“ nun bald die „Make Gold great again“-Zeit beginnen könnte. Ursachen dafür sind in ihren Augen ebenfalls die vielen Turbulenzen und politischen Unsicherheiten, die weiter zum Kursflattern führen würden. Den wahren Grund aber, weshalb das Gold nach oben ausbrechen könnte, sieht sie woanders. Sie erwartet ein stärkeres Interesse am Edelmetall wegen der vielen Spekulanten, die sich in diesem Markt bewegen.

Pessimisten treiben den Kurs

Genau das sollte nun für Privatanleger – und vor allem für Stabilitätssucher – eher ein zusätzliches Warnzeichen sein als ein Einstiegsargument. Denn tatsächlich ist der Goldmarkt wie kaum ein anderer von spekulativen Anlegerinteressen geprägt. Allein schon wegen seiner überschaubaren Größe, darauf verweisen seriöse Analysten auch immer wieder. Und zuletzt schrieb der Goldhandel sogar Rekorde. Nicht wegen steigender Kurse, sondern wegen steigernder Leerverkäufe. Mit Rekordsummen haben spekulative Investoren jüngst auf den Verfall des Goldpreises gewettet. Die Summe der Kontrakte, die auf sinkende Kurse setzten, war dreimal so groß wie jene, die sich steigende Kurse erhofften. Da sich einige Leerverkäufer nach Ablauf ihrer Kontrakte mit Gold eindecken mussten, stieg zuletzt die Nachfrage. Und damit stieg der Preis. Es waren also nicht die optimistischen Käufer, die gern mehr Gold haben wollten, die den Kurs trieben, sondern die Pessimisten, die auf den Verfall des Edelmetalls gesetzt hatten und quasi unfreiwillig dessen Kurs stützten.

Ob man das nun selber zum Anlass nehmen sollte, um auf neue goldene Zeiten zu hoffen? Es könnte sein, dass man am Ende ebenfalls große Augen macht. Aber nicht, weil der Kurs weiter steigt.

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