Für Pessimisten scheinen die Aktienmärkte derzeit ein schlechter Platz zu sein. Jedenfalls neigen die Experten, die sich am alljährlichen Prognosespiel beteiligen, überwiegend zu Optimismus. Dabei haben Indizes wie der deutsche DAX ein rasantes Börsenjahr hinter sich gebracht. Um 25 Prozent stieg der Leitindex 2013, nachdem er schon 2012 um 29 Prozent zugelegt hatte. Auch in Amerika und vor allem Japan boomten die Börsen: Der Nikkei in Tokio gewann 57 Prozent auch dank der massiven Konjunkturhilfen, die zur Ankurbelung des Exports beitrugen.
Ist noch genug Luft in den Kursen?
Die meisten Strategen bei den großen Bankhäusern beantworten diese Frage mit Ja. Laut einer Umfrage der Tageszeitung die „Welt“ sehen die meisten Experten den DAX Ende 2014 jenseits der Marke von 10.000 Zählern. Barclays erwartet den Index gar bei 11.900 Punkten, während der Durchschnitt bei 10.200 Punkten liegt. Das wäre zwar ein weiterer Zuwachs, allerdings nicht mehr in der Höhe der vergangenen beiden Jahre.
Der Optimismus gründet sich auf die weiterhin niedrigen Zinsen und die Erwartung einer konjunkturellen Belebung in Deutschland und der Eurozone. Den exportorientierten deutschen Unternehmen könnte zudem ein schwächerer Euro-Kurs im Vergleich zum Dollar helfen, höhere Gewinne einzufahren.
Die Angst vor einem Wiederaufflammen der Eurokrise wird dagegen von den Experten als eher gering eingeschätzt. Auch Holger Schmieding, Chefökonom der Berenberg Bank, erwartet positive Nachrichten von den Krisenländern der Eurozone:
„Led by Spain, Ireland and Portugal, the euro periphery is starting to reap the rewards of reform, just like Germany in 2006 after its own 2004 labour market reforms.“
Die Berenberg Bank sieht den DAX Ende des Jahres bei 9800 Zählern. Der Investment-Stratege der Bank, Stefan Keitel, prognostiziert aber auch Rückschläge:
„Wir erwarten bis spätestens zum ersten Quartal 2014 empfindliche Rücksetzer bei Aktien, die für den mittelfristig orientierten Anleger aber auch Kaufgelegenheiten darstellen sollten“.
Gibt es denn gar keine Pessimisten?
Doch es gibt Strategen, die 2014 nicht rosarot sehen. „Die Aktienhausse befindet sich inzwischen in einem späten Stadium“, schrieb Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud bereits Ende November in ihrem Kapitalmarktausblick für 2014. Das Kurspotenzial sei bereits ausgeschöpft: „Bis zum Jahresende korrigiert der DAX und fällt unter 9000 Punkte.“ Mit dieser Prognose steht sie an der Spitze der Skeptiker.
Gefahren für die Hausse sehen aber auch andere. Robert Halver, Kapitalmarktanalyst bei der Baader Bank, nennt auf Börse Online gleich zehn mögliche Risiken, die den Höhenflug beenden könnten, darunter die Rückkehr der Eurokrise, ein Finanzcrash und ein starker Euro. Allerdings glaubt Halver nicht, dass die Risiken Wirklichkeit werden.
Was ist überhaupt von solchen Prognosen zu halten?
Gar nichts, meint Joe Light vom Wall Street Journal. Die Schätzungen für 2013 seien bereits meilenweit von der Wahrheit entfernt gewesen, wobei er sich dabei auf die Prognosen für den amerikanischen Aktienmarkt bezieht. Zur Illustration schreibt er:
„...man nehme eine Liste mit allen jährlichen Ergebnissen des S&P 500 und werfe einen Dartpfeil darauf. In mehr als der Hälfte der Fälle wäre man so der tatsächlichen Kursveränderung des Index im laufenden Jahr näher gekommen als mit dem Analystenkonsens...“.
Die Experten sind in seinen Augen notorisch unzuverlässig, es herrsche ein Hang zum Optimisimus:
„Seit dem Jahr 2000 haben die Strategen als Kollektiv in keinem Jahr einen Kursrückgang vorhergesagt.“
Verlässlicher zur Einschätzung der Entwicklung sei der Blick auf historische Kursbewegungen.
Wie schätzt Capital die Lage ein?
Zur Verzagtheit besteht kein Anlass, schreiben wir in unserer aktuellen Ausgabe. Trotz der Hausse bieten Aktien immer noch Potenzial für ordentliche Renditen. In unserem Geldanlage-Spezial zitieren wir Peter Huber, den Chef des Fondsanbieters und Vermögensverwalters Starcapital:
„Ich habe keine Ahnung, wo der DAX Ende 2014 stehen wird. Aber 2025 notiert er bei 20.000.“
Das heißt: Langfristig sind Aktien immer noch eine Investition, die sich rentiert. Risiken geht ein, wer nur auf kurze Sicht das schnelle Geld einfahren will.
Huber und andere Strategen favorisieren europäische Papiere. Bert Flossbach, Chef der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, sieht vor allem bei Qualitätsaktien Gewinnchancen. Dazu zählt er Titel wie Kellogg’s, Heineken, McDonald’s oder Unilever. Starcapital-Mann Huber setzt ebenfalls auf Substanzwerte. Deren Kurse hätten sich im Vergleich zu denen von Wachstumswerten bislang kaum nach oben bewegt.
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