Das wachsende Interesse an ethisch korrekten Geldanlagen hat zu einem kräftigen Wachstum bei Mikrofinanzfonds geführt. Manager solcher Fonds investieren in Banken, die Kleinstkredite an Menschen vergeben, die sonst keinen Zugang zum Bankensektor hätten. Mit dem Geld sollen Mittellose in wenig entwickelten Volkswirtschaften die Chance bekommen, sich selbst aus der Armut zu befreien. „Der globale Mikrofinanzmarkt ist in den vergangenen zwölf Jahren stark gewachsen und zieht sukzessive private und institutionelle Investoren an“, heißt es in einer Marktstudie der Ratingagentur Scope von Ende 2017. In den vergangenen sechs Jahren hat sich demnach das Anlagevolumen von Mikrofinanzprodukten fast verdoppelt, auf 13,5 Mrd. US-Dollar. Derzeit gibt es weltweit rund 130 Produkte, über die Anleger in rund 10.000 Mikrofinanzinstitute investieren können.
Die Idee, Kredite an Mittellose zu vergeben, geht maßgeblich auf den Wirtschaftswissenschaftler und Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus zurück. Im Jahr 1983 gründete er in Bangladesch die Grameen-Bank. Seine Idee: Arme Menschen benötigen nur wenig Kapital, um ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern, etwa indem sie einen kleinen Handwerksbetrieb gründen. Weil sie aber keine Sicherheiten stellen können, müssen sie sich an Geldverleiher wenden, die horrende Zinsen verlangen – ein ausreichendes Einkommen ist dann kaum möglich. Mit kleinen Krediten zu zumutbaren Zinsen ließe sich dieser Teufelskreis durchbrechen.
Seit Gründung der Grameen-Bank ist das Volumen des globalen Mikrofinanzmarkts gewaltig gestiegen. Der Markt umfasst heute nicht mehr nur Kredite, sondern auch andere Finanzdienstleistungen. Kritiker bemängeln, dass Mikrokredite mitunter zu Konsumzwecken genutzt würden, mittellose Menschen sich überschuldeten. Auch die Renditeerwartungen von Mikrofinanz-Investoren seien ein Problem. Befürworter halten dagegen, dass Kleinstkredite durchaus als Hilfe zur Selbsthilfe taugten, solange man sie denn sorgsam vergebe.
Stabile Erträge bei niedriger Volatilität
Fest steht: Wer möglichst hohe Renditen erwirtschaften will, sollte die Finger von Mikrofinanzprodukten lassen. Wollen Investoren dagegen Geldanlage mit Entwicklungshilfe verbinden, können Mikrofinanzfonds für sie interessant sein. Das bedeutet nicht, dass sie im Umkehrschluss völlig auf Rendite verzichten müssten: Das Mikrofinanzsegment habe in der vergangenen Dekade stabile Erträge bei niedriger Volatilität gebracht, berichten Scope-Analysten.
In Deutschland stehen Privatanlegern derzeit fünf Mikrofinanzfonds zur Verfügung, darunter Produkte der Öko-Genossenschaftsbank GLS und der Luxemburger Fondsgesellschaft Wallberg Invest. Die beiden größten Mikrofinanzfonds auf dem deutschen Markt mit einem Volumen von jeweils rund 500 Mio. Euro stammen von der Impact-Investing-Plattform Vision Microfinance , die zur österreichischen Investmentboutique C-Quadrat gehört, sowie von der Kölner Fondsgesellschaft Monega, die sich im Besitz der DEVK Versicherungen, der Sparda-Banken und des Bankhauses Sal. Oppenheim befindet.
Manager von Mikrofinanzfonds kaufen in der Regel Anleihen ausgewählter Mikrofinanzinstitute. Der Vision-Fonds erzielte damit in den vergangenen fünf Jahren 1,7 Prozent Plus pro Jahr. Beim Monega-Produkt waren es im selben Zeitraum 2,5 Prozent jährlich. Das klingt wenig, ist aber angesichts des Zinsumfelds kein schlechtes Ergebnis. Zum Vergleich: Global investierende, herkömmliche Anleihefonds legten auf Fünfjahressicht laut Morningstar im Schnitt 1,4 Prozent pro Jahr an Wert zu.
Mikrofinanzfonds seien eine interessante Alternative zum Geldmarkt und böten sich zur Portfolio-Diversifikation an, weil sie sich relativ unabhängig von anderen Anlageklassen entwickelten, heißt es von Scope. In einer Hinsicht sollten Anleger allerdings aufpassen: „Weil Mikrokredite nicht über Börsen gehandelt werden, gestaltet sich die Rückgabe von Fondsanteilen komplizierter und langwieriger als bei Aktien“, warnen Scope-Experten. Investoren können die Fondsanteile also nicht zu jeder Zeit zurückgeben.