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Zinsen ING-Deutschlandchef Jue: Sparzinsen werden weiter steigen

Nick Jue, Chef von ING Deutschland, steht bei der Bilanzpressekonferenz vor dem Logo der Bank
Nick Jue ist Vorstandsvorsitzender der ING Deutschland
© Sebastian Christoph Gollnow/dpa / Picture Alliance
Trotz sich abzeichnender EZB-Zinspause könnten die Sparzinsen weiter steigen. Das glaubt zumindest ING Deutschland-Chef Nick Jue, der sich mit neuen Angeboten dem Wettbewerb mit Neobrokern stellen will

Die Sparzinsen werden nach Einschätzung von ING Deutschland-Chef Nick Jue weiter steigen. „Wir haben das Ende des Anstiegs der Sparzinsen noch nicht gesehen“, sagte er am Dienstagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Als Grund nannte er die wachsende Konkurrenz der Banken und Sparkassen um Einlagen.

Die deutsche Tochter der niederländischen Großbank ING, die lange Zeit unter dem Namen ING Diba firmierte, gilt als Pionierin für Tagesgeldkonten. Sie hatte bis zur Nullzinsphase mit hohen Zinsen viele Kunden gewonnen, die nun auch andere Dienstleistungen wie Wertpapieranlagen oder Verbraucherkredite in Anspruch nehmen. In Deutschland gehörte die ING zudem zu den ersten Banken, welche die Phase der Negativzinsen beendete. „Aktuell liegen wir bei den Zinsen im Mittelfeld“, sagte Jue. Er räumte ein, dass einige Kunden sein Haus in Richtung Neobroker verlassen, die mit hohen Einlagenzinsen werben.

Aktuell bietet der Neobroker Trade Republik Sparzinsen von 4,0 Prozent, Revolut wirbt mit 3,9 Prozent. Die ING bietet aktuell in einer Werbeaktion 3,5 Prozent für Neukunden, zahlt regulär aber nur 1 Prozent Zinsen und ab 1. November 1,25 Prozent. Der Einlagensatz der Europäischen Zentralbank, zu dem Banken über Nacht Geld bei der Notenbank parken können, beträgt 4,0 Prozent. Für Geldinstitute lohnt es deshalb, Geld unterhalb dieser Grenze hereinzunehmen und bei der EZB anzulegen. Neobroker verfolgen meist das Ziel, neue Kunden anzulocken und diesen dann Wertpapiere und Fonds zu verkaufen.

„Maximal 25 Basispunkte“

Jue zufolge werden die Banken Stück für Stück ihre Sparzinsen weiter anheben, auch wenn die EZB ihre Leitzinsen konstant hält oder in den kommenden Monaten „maximal um 25 Basispunkte“ anheben wird. Die ING Deutschland will seinen Worten zufolge in den kommenden Monaten wieder verstärkt Sparbriefe auch mit Laufzeiten unter einem Jahr anbieten. Aktuell liegt der Zins bei 3,75 Prozent für diejenigen, die ihr Geld für ein Jahr festlegen. Bei allen längeren Laufzeiten gibt es 3,0 Prozent, was die Erwartung mittelfristig sinkender Zinsen widerspiegelt. Außerdem kündigte Jue noch für dieses Jahr ein verzinstes Tagesgeldkonto für kleine und mittlere Unternehmen an, wozu er auch Freiberufler zähle.

Die Aussicht auf steigende Sparzinsen könnte allerdings die Rentabilität der Banken belasten, deutete Jue an. „Der Rückenwind nimmt etwas ab“, sagte er. Weil sein Haus erst kommende Woche Zahlen zum dritten Quartal veröffentlicht, wollte er für die ING diesbezüglich keine Prognose abgeben. Erste Bremsspuren im Zinsgeschäft zeigten hingegen die Geschäftszahlen der Deutschen Bank und der Hypovereinsbank, die beide möglicherweise schon den Peak im Zinsgeschäft überschritten haben. So blieb bei der Deutschen Bank im dritten Quartal der Zinsüberschuss mit 3,34 Mrd. Euro um neun Prozent hinter dem Wert des Vorquartals zurück. Die Hypovereinsbank berichtete einen Rückgang des Zinsüberschusses um acht Prozent auf 637 Mio. Euro.

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