Das Wahlergebnis in den USA hat auch den Goldpreis bewegt: Doch anders als der Aktienmarkt reagierte er mit Abschlägen auf die Wahl Donald Trumps. Der Preis für das Edelmetall fiel am Mittwochabend um fast drei Prozent auf 2669 US-Dollar pro Feinunze. Am Donnerstag sank der Preis weiter auf ein dreiwöchiges Tief, kletterte danach allerdings schon wieder leicht. In den Wochen vor der US-Wahl hatte das Edelmetall noch stetig an Wert zugelegt, im Oktober zum ersten Mal die 2700-US-Dollar-Marke geknackt. Der Aufwärtstrend ist nun zumindest kurzzeitig unterbrochen.
Den Grund für den Einbruch am Mittwoch sehen Experten vor allem beim gestärkten US-Dollar. Denn steigt die US-amerikanische Währung im Wert, wirkt sich das negativ auf den Goldpreis aus, da es für ausländische Investoren teurer wird, in US-Dollar notiertes Gold zu kaufen. Sinkt die Nachfrage, sinkt der Preis. Zudem galt Gold bei Investoren vor der US-Wahl auch als eine Absicherung gegen eventuelle Unruhen, wenn es eine tagelange Hängepartie gegeben hätte. Diese Unsicherheit ist mit dem klaren Sieg Trumps nun vorbei.
Mögliche Zinssenkungen treiben den Goldpreis
Der Aufwärtstrend beim Goldpreis ist also vorerst unterbrochen. Das muss aber langfristig nicht in eine Talfahrt münden. So könnte der Goldpreis von sinkenden Zinsen profitieren, da Gold als zinsloses Produkt damit relativ an Attraktivität gewinnt. Viele Beobachter sehen den weiteren Zinsverlauf daher als maßgeblich an für die Goldpreisentwicklung der kommenden Monate.
Und wie es mit den Zinsen im Land weitergeht, ist derzeit völlig unklar. Einerseits hat Trump angekündigt, hohe Zölle zu verhängen – beispielsweise plant er für aus China importierte Waren Zölle in Höhe von bis 60 Prozent. Das könnte die Inflation ankurbeln und die Notenbank zu neuerlichen Zinserhöhungen zwingen. Andererseits gehen sowohl der Internationale Währungsfonds als auch die OECD bislang davon aus, dass die Inflation in den USA in den kommenden vier Jahren weiter sinken wird – dann wären auch weitere Zinssenkungen möglich.
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat am Donnerstag noch einmal auf die abflauende Inflation reagiert und den Leitzins abermals um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Goldpreisanstieg. Bereits im September snekte die Fed die Zinsen überraschend stark um 0,5 Prozentpunkte – zum ersten Mal seit Ausbruch der Coronapandemie.
Goldpreis unter Trump schon einmal gestiegen
Sollte Donald Trump außerdem wie angekündigt regulatorische Beschränkungen für Unternehmen lockern und die Steuern senken, könnte das zu einer höheren Staatsverschuldung führen. Das würde dann den US-Dollar schwächen und den Goldpreis ebenfalls nach oben treiben.
Nehmen dann auch noch die geopolitischen Spannungen weltweit weiter zu, käme auch das dem Goldpreis zugute. Das Edelmetall gilt schließlich weltweit als „sicherer Hafen“ und eine Art Krisenabsicherung für das Portfolio. Wie der künftige Präsident außenpolitisch agieren wird, ist bisher ebenfalls unklar. Er hatte sich in seiner vergangenen Amtszeit als starker Unterstützer Israels und konfrontativ gegenüber dem Iran gezeigt. Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wiederum stellt Trump die Hilfen für das überfallene Land infrage. Weitere geopolitische Spannungen und Handelskriege sind unter der neuen Trump-Regierung somit durchaus möglich. Sie könnten dem Goldpreis weiteren Aufwind verleihen.
Es wäre zudem nicht das erste Mal, dass unter einer Trump-Regierung der Preis des Edelmetalls stark zugelegt. Eine Analyse des Lobbyverbands World Gold Council zeigt: Zwischen 2017 und 2021 in Trumps erster Amtszeit war der Preis um circa 60 Prozent gestiegen. Allerdings fiel in die erste Regierungsperiode auch die Coronapandemie, deren globale Unsicherheiten den Goldpreis stark nach oben getrieben hatte.
Was das für Privatanleger bedeutet
Privatanleger, die bereits in Gold investiert sind, müssen also keinen Erdrutsch befürchten. Nachdem der Preis kurz gefallen war, scheint er sich auch schon wieder gefangen zu haben. Nach wie vor haben Anleger, die Anfang des Jahres eingestiegen sind, noch ein Plus von gut 30 Prozent gemacht.
Für einen Einstieg ist indes nicht der beste Zeitpunkt: Der Preis ist nah dem Allzeithoch, die politischen und ökonomischen Entwicklungen ungewiss. Wer investieren möchte, um das eigene Portfolio zu stabilisieren, sollte Gold jedenfalls nur in kleineren Anteilen beimischen.