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Börse Georgia-Wahl hievt Dax über die 14.000-Punkte-Marke

Der Dax stieg erstmals über die Marke von 14.000 Punkten
Der Dax stieg erstmals über die Marke von 14.000 Punkten
© dpa
Nach dem Wahlsieg der Demokraten in Georgia erwarten Investoren eine expansive Fiskalpolitik in den USA. Die Aussicht auf einen Konjunkturboom verleiht den Aktienmärkten Schwung, was auch den Dax erstmals über 14.000 Punkte steigen lässt

Es war ein Rekordhoch mit Ansage: Nach den Höchstständen der US-Aktienmärkte am Mittwoch war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Dax den kleinen Sprung über die Marke von 14.000 Punkte schaffen würde. Nun war es soweit: Der wichtigste deutsche Aktienindex stieg bis auf 14007,47 Zähler und wurde damit so hoch wie noch nie seit seiner Einführung im Jahr 1988 berechnet. Seit seinem Corona-Tiefststand im vergangenen März hat der Index damit fast 60 Prozent an Wert gewonnen, Dividenden eingerechnet.


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Auslöser der jüngsten Aktienmarkt-Rally, die nun auf den deutschen Markt überschwappte, ist die Aussicht auf ein staatlich finanziertes Konjunkturprogramm in den USA unter dem designierten Präsidenten Joe Biden. Die Aussicht dafür hat sich deutlich aufgehellt, nachdem die Partei Bidens, die Demokraten, überraschend beide Senatsposten im US-Bundesstaat Georgia gewonnen haben. Damit kommen sie auf 50 der 100 Senatssitze, so dass sie zusammen mit der designierten Vizepräsidentin Kamala Harris, die dem Senat vorsitzen wird, eine Stimmenmehrheit haben. Dies ist vor allem für die Umsetzung der von Biden geplanten Fiskalpakete wichtig.

„Die Konstellation lässt weitere fiskalpolitische Stimulierungsmaßnahmen in den USA erwarten“, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. „Schon kurzfristig könnten neue Corona-Hilfsmaßnahmen beschlossen werden, die von den Republikanern bislang abgelehnt wurden.“ Da die Stimmung der Investoren wegen des Wahlausgangs schon positiv war, fielen neue Konjunkturdaten aus den USA auf fruchtbaren Boden. Sie gaben letztlich dem Dax den entscheidenden Kick über die 14.000er-Marke. Die Geschäfte des US-Dienstleistungssektors laufen besser als erwartet. Der im Dezember erhobene Einkaufsmanager-Index, der Auskunft über die Geschäftsaussichten der Branche gibt, lag bei 57,2 Punkten nach 55,9 Zählern im November. Werte oberhalb von 50 signalisieren in der Regel Wachstum.

Goldman Sachs korrigiert Prognose nach oben

Die Volkswirte von Goldman Sachs rechnen damit, dass schon im ersten Quartal ein weiteres Fiskalpaket von 750 Mrd. Dollar auf den Weg gebracht wird, allein 300 Mrd. Dollar davon in Form direkter Zahlungen an die Bürger. Insbesondere „wegen des Wahlausgangs in Georgia“ haben sie ihre Wachstumsprognose für die US-Wirtschaft für dieses Jahr auf 6,4 Prozent von zuvor 5,9 Prozent angehoben. Der Marktkonsens steht laut der Bank derzeit noch bei 3,9 Prozent. Von einem höheren US-Wachstum dürfte wohl auch die deutsche Exportwirtschaft profitieren.

Sollte sich die Goldman-Sicht bei Investoren durchsetzen, hätten die Aktienmärkte noch weiteres Kurspotenzial. Läuft die Wirtschaft besser, so verdienen die Unternehmen auch mehr, was bei unveränderten Bewertungen Luft für höhere Notierungen eröffnet. Allerdings sind die Aktienmärkte aktuell schon sehr hoch bewertet. Der Dax kommt auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24,8, das heißt er ist mit dem 24,8-fachen der in den kommenden zwölf Monaten erwarteten Gewinne bewertet. Das ist deutlich über dem historischen Durchschnitt. In der Vergangenheit lag der Wert im Schnitt bei 19.

Nach dem Sturm von Anhängern des abgewählten Präsidenten Donald Trump auf den US-Kongress am Mittwoch dürfte es Anleger beruhigt haben, dass das Parlament wieder arbeiten kann und sich nun ein geregelter Machtübergang in Washington abzeichnet.

Auftragseingänge besser als erwartet

Auch wenn das Dax-Rekordhoch hauptsächlich eine Reaktion auf die Entwicklung in den USA und die globale positive Investorenstimmung ist, so gab es trotzdem ein bisschen Rückenwind von zu Hause. Denn auch in Deutschland wurden Konjunkturdaten veröffentlicht, die der Corona-Krise trotzen. Schon im November, also zum Beginn des derzeitigen Lockdowns, verbuchte die deutsche Industrie ein Plus von 2,3 Prozent bei den Auftragseingängen gegenüber Oktober. Die Prognosen lauteten hingegen auf ein Minus von einem Prozent.

„Die Firmen sind also wieder bemüht, ihre Lager aufzufüllen, die über die Pandemie hinweg infolge der Produktionsausfälle geschrumpft waren“, erklärte Martin Moryson, Europa-Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft DWS. „Das sind sehr gute Nachrichten für das verarbeitende Gewerbe. Der ‚Lockdown light‘ im November scheint der Industrie wenig angehabt zu haben. Daher ist zu erwarten, dass auch die Ausfälle durch die Verschärfungen im Dezember und jetzt im Januar überschaubar bleiben.“

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