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Analyse Geldanlage in deflationären Zeiten

Kapitalmarktexperte Stephan Witt erklärt, wie man trotz Deflation sein Geld gewinnbringend anlegen kann.
Wohin mit dem Geld, wenn die Preise nicht mehr steigen
Wohin mit dem Geld, wenn die Preise nicht mehr steigen
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Stephan Witt ist Kapitalmarktstratege der Finum Private Finance AG, Berlin

Ein Gespenst geht um. Und das spukt schon seit mehreren Monaten in den Köpfen der Experten und Anleger: die Angst vor einer Deflation. Für Anleger scheint die aufkommende Deflation bereits beschlossene Sache zu sein. Doch ist diese Angst begründet?

Was bedeutet eigentlich Deflation: Einfach ausgedrückt steigt bei einer Deflation der Wert des Geldes. Also trotz niedriger bis gar nicht vorhandener Zinsen erhöht sich real der Wert des Vermögens. An sich ist das keine schlechte Nachricht. Betrachtet man allerdings das gesamte Umfeld, ist die Sorge vor einer langanhaltenden und nachhaltigen Deflation sicherlich begründet.

Eine langfristige Deflation würde nicht nur Vertrauen zerstören. Da der Wert der realen Schulden von privaten Haushalten und Unternehmen steigt, verringert sich die Sparquote. Investitionen im privaten und unternehmerischen Sektor werden in der Hoffnung auf weiter sinkende Preise verschoben. Damit kann sich eine negative Spirale entwickeln: Auf den Nachfragerückgang folgt ein Gewinnrückgang für Unternehmen, nicht zuletzt durch die lähmende wirtschaftliche Entwicklung kommt es zu Entlassungen, was den privaten Konsum weiter abwürgt. Soweit die Theorie. Das aktuelle Bild sieht aber anders aus. Die Angst vor einer „bösen“ Deflation wie in den 1930er-Jahren ist unbegründet.

Denn ein wesentlicher Grund für den aktuellen Preisrückgang sind die in den letzten Monaten stark gesunkenen Energiepreise. Die Preise lagen im Februar 2015 etwa acht Prozent unter dem Niveau von vor zwölf Monaten. Allein der Ölpreis sank in der Spitze auf gut 50 Prozent seines Vorjahreshochs. Die aktuelle Preissteigerungsrate liegt bei minus 0,3 Prozent. Die deflationären Tendenzen haben sich also in jüngster Zeit verlangsamt. Die Europäische Zentralbank unterstützt mit ihrem Anleihenkaufprogramm (Quantitative Easing) die künstliche Anfachung der Inflation Der dauerhafte Preisverfall scheint somit erst einmal gebremst, wenn nicht sogar gebannt. Wobei das Ziel der EZB noch in weiter Ferne liegt, die Inflation bei moderaten zwei Prozent zu halten.

Gefahren durch Quantitative Easing sind groß

Natürlich entwickelt sich nicht jede Assetklasse gleich. Anleihen werden in deflationären Zeiten tendenziell gewinnen, da ältere Wertpapiere noch höhere Zinsen bieten als neu emittierte. Gerade bei Bundesanleihen mit älteren Emissionsdatum bieten derzeit für deren Besitzer einen weiterhin attraktiven Kupon. Die höheren Kuponzahlungen führen zu einem besseren Kurs des Wertpapiers. Außerdem bleibt der Nennwert über die Laufzeit fix. Da das Geld immer wertvoller wird, gilt dies auch für die Anleihe.

Im aktuellen Umfeld ist jedoch Vorsicht geboten. Neue Emissionen sind aufgrund des derzeit für Anleihen eher ungünstigen Umfeldes mit sehr geringen Kupons ausgestattet. Ferner können die Auswirkungen der griechischen Krise negative Auswirkungen haben. Rendite findet sich im Anleihensegment daher derzeit eher in den Schwellenländern.

Im aktuellen Kapitalmarktumfeld wird kommt kein Anleger um Aktien herum. Aktien werden durch ihre historisch hohen Dividendenzahlungen sehr interessant. Anleger, die eine regelmäßige Auszahlung schätzen, können hier am meisten profitieren. Derzeit stehen gerade Unternehmen im Fokus, die sowohl hohe als auch konstante Dividenden zahlen. Deutsche und europäische Firmen erfahren derzeit noch keine extreme Überbewertung. Für das laufende Jahr ist hier mit einem, wenn auch volatilen, weiter positiven Trend zu rechnen.

Immobilien haben dagegen in deflationären Phasen schlechte Karten. Da Geld immer wertvoller wird, Immobilien jedoch auf der Stelle treten, ist es für Anleger interessanter, eher auf Geldwerte zu setzen. Zwar generieren Hauseigentümer Mieteinnahmen, doch die fallen bei einer Deflation, sodass kaum ein Gewinn übrig bleiben wird. Immobilien bleiben also weiterhin ein Inflationsschutz.

Und wie sieht es beim Gold aus? Das Edelmetall ist zwar ein Sachwert, also eigentlich nicht zu empfehlen, allerdings ist die große Schwäche des Goldes, dass es keinen Zinsertrag generiert, in deflationären Zeiten fast egalisiert, da es generell kaum Zinsen gibt. Außerdem kostet es fast nichts, Goldbestände mit Fremdmitteln zu finanzieren. Dies wirkt sich positiv auf den Goldpreis aus. Dennoch gibt es bei einer Deflation generell wenig Nachfrage, sodass man die Entwicklung des Goldpreises nicht überschätzen sollte.

Anleger, die mit einer Deflation rechnen, sind mit einer Mischung aus Anleihen, Gold und Aktien gut beraten.

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