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Daniel Saurenz Disney, Adidas und Budweiser im Woke-Strudel

Dieser Pride-Badeanzug von Adidas sorgte einen Shitstorm gegen das Unternehmen in den USA aus
Dieser Pride-Badeanzug von Adidas sorgte einen Shitstorm gegen das Unternehmen in den USA aus
© Adidas
Die Verlockung bei Unternehmen scheint groß zu sein, über Influencer und vermeintlich woke Kampagnen Zielgruppen zu bedienen. Doch die jüngsten Beispiele zeigen, dass dies eine gefährliche Wette ist

Ungewöhnlicher Preisdruck am Biermarkt im April – in den USA geriet mit Bud eine große Biermarke in den Kulturkampf. Die Folge waren Boykottaufrufe und massive Rabatte. Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Diesen Spruch scheinen einige Marketingverantwortliche zu vergessen. Milliardeneinbußen bei großen Konzernen sind die Folge.

Die Verlockung bei Konsumgüterherstellern und Sportartikelfirmen scheint groß zu sein, über Influencer und vermeintlich woke Kampagnen Zielgruppen zu bedienen. Zwei Konzerne zeigen, wie verdammt schief das gehen kann. Im Falle von Adidas war es der ehemalige US-Superstar Kanye West, der mit absurden Äußerungen zu verschiedenen Themen eine Zusammenarbeit unmöglich machte.

Adidas auf der verwirrten Seite

Adidas zog sich aus der Kooperation zurück und musste eine Milliardenabschreibung in Kauf nehmen. Kanye West war dabei ein Mittel, um an junge Kundschaft heranzukommen, die sicherlich nicht der woken Gemeinschaft zuzurechnen war, sondern die andere Seite bediente. „Am Ende des Deals stand ein Verkauf einiger Rest-Exemplare der West-Kollektion, die Spende des Erlöses, ein zeitweiser Rückfall des Aktienkurses auf gut 90 Euro und ein Wechsel des Vorstandschefs“, fasst Börsenexperte Stefan Riße von Acatis zusammen. Seit man die Baustelle West aufgeräumt hat, hat sich der Adidas-Kurs übrigens wieder nahezu verdoppelt.

Genauso schlecht bloß mit dem Impetus einer gewollt woken Kampagne machte es Budweiser. Biermarken sprechen traditionell eher Männer an, so überraschte es ohnehin, dass Budweiser als Teilmarke des Konzerns AB Inbev – zu dem auch Becks gehört – die Nähe zu einer Transgender- Influencerin suchten. Konservative in den USA hatten darauf zum Boykott von Bud Light Bier aufgerufen.

Bud fällt zurück

Der Preis für eine Dose Bud Light sank darauf in den USA zeitweise auf wenige Pennys, der Umsatz brach für Bud um ein Viertel ein und man verlor als Konzern AB Inbev Milliarden an Marktwert. Dazu musste man sogar den Rang als Biermarke Nummer eins in den USA erstmal abgeben.

Nicht viel besser ergeht es Disney. Der Unterhaltungskonzern setzte bei einigen seiner jüngsten Produkte auf Themen, die bei einer ökosozialen Zielgruppe durchaus beliebt sind. Strange World steht dabei aber exemplarisch für einen gescheiterten Film, der ebenfalls eine woke Zielgruppe ansprach. Darüber hinaus befindet sich Disney in Dauerquerelen mit Gouverneur DeSantis, der eine Präsidentschaft in den USA anstrebt. Es geht dabei um Steuervorteile, um Selbstverwaltung und um die Frage, wie woke ein Konzern sich geben sollte. Disney hat sich für klare Kante entschieden und als Statement einen Campus mitten in Florida gestrichen.

Disney auf Konfrontation

2000 Angestellte aus Südkalifornien sollten sich dort mit neuen Ideen, Digitalisierung und Finanzen beschäftigen. Den Kleinkrieg mit DeSantis scheint man dabei gewonnen zu haben, man hat über die Beschäftigung mit politischen Inhalten aber ganz offensichtlich eine gute Strategie fürs Unternehmen und ein gutes Angebot für die Kunden vergessen. Im Gegensatz zum Streamingkonkurrenten Netflix sieht der Aktienkurs von Disney trostlos aus. „Netflix konnte seit Frühsommer 2022 fast 150% zulegen während Disney ziemlich exakt am 5-Jahrestief festklebt. Und das nach einer fulminanten Börsenrally in den USA“, ordnet Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets ein, warum professionelle Investoren momentan einen Bogen um Disney machen.

Auf der extremen Seite ist wenig zu gewinnen

So frisst sich die Aufgabe der politischen Mitte mehr und mehr auch in Konzerngefüge hinein. Das Fazit lautet jedoch, dass es weder auf der extrem woken noch auf der extrem konservativen Seite per Saldo viel zu gewinnen gibt. Die große Mehrzahl der Menschen und Kunden scheint mit einem vernünftigen und am Ende normalen Kompass ausgestattet. Kaum jemand möchte sich vorschreiben lassen, was er aus woken Gründen konsumiert und die wenigsten möchten eine Marke deshalb konsumieren, weil die Kampagne in vermeintlich attraktiven Zeitgeist passt. Mancher Marketing-Experte großer Firmen wäre sicher am besten bedient, würde er sich unter die große Zahl normaler Leute mischen und dann seine Budgets allokieren. Da könnte sich dann auch mancher Politiker einen Report abholen.

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com

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