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Deutsche Bahn Bahnfahren ist nur noch was für Schnäppchenjäger

ICE der Deutsche Bahn AG
Mit einem Verspätungsrekord hat die Deutsche Bahn das Vertrauen ihrer Kunden verspielt
© Arnulf Hettrich / IMAGO
Bahnfahren gibt es jetzt zum Schnäppchenpreis: Mit Rabattaktionen will die Deutsche Bahn Kunden zurückgewinnen. Schön wäre es, wenn sie auch mal an die denken würde, die spontan fahren wollen oder flexibel sein müssen

Dass die Deutsche Bahn zu teuer ist, hat sie nun auch selbst gemerkt. Zu normalen Preisen ist im ICE fast kein Mensch mehr unterwegs. 90 Prozent der Fahrgäste im Fernzug fahren Bahn nur noch mit Sparticket, lediglich zehn Prozent leisten sich den regulären Preis. Vor zehn Jahren war das Verhältnis noch halbe-halbe. 

Die Bahn zieht daraus die Lehre, es wird noch mehr Billig-Tickets geben. Eine Million zusätzlicher Sparpreis-Fahrkarten verkauft sie deshalb im März. Die Schnäppchentickets gelten für Reisen bis zum 13. Dezember 2025. Besonders jüngere Menschen will sie damit in ihre Züge locken. Denn die Jungen fahren lieber länger mit dem Regionalzug als teuer ICE – vor allem seit viele das Deutschlandticket haben. Das gilt mit Abstrichen wohl auch für den Rest der Bevölkerung. Sparpreise sind meist deutlich billiger als ein reguläres Flexpreis-Ticket. Der Nachteil: Bei den Sparangeboten sind Fahrgäste auf einen bestimmten Zug festgelegt und sie müssen frühzeitig buchen. 

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Um das Deutschlandticket zu kontern, verdoppelt die DB im März ihre Kontingente für die „Super-Sparpreis Young“-Tickets. Täglich gibt es 30.000 dieser Fahrscheine ab 12,99 Euro für alle bis 26-Jährigen, mit Bahncard-Rabatt ab 11,24 Euro. Wer älter ist, für den bietet die Bahn günstige Mittelstrecken-Tickets im ICE: Frankfurt-Köln, Frankfurt-Stuttgart oder Berlin-Leipzig gibt es im März bereits ab 14,99 Euro, mit Bahncard-Rabatt ab 11,24 Euro. Wer kürzere Distanzen fahren will, kann das schon ab 9,99 Euro. 

Zumutung Deutsche Bahn

Mit der Angebotsoffensive wolle die Bahn „mehr Menschen ermutigen, das Auto stehenzulassen und die Bahn auszuprobieren“, erklärt Stefanie Berk, Vorständin Marketing und Vertrieb DB Fernverkehr, in Berlin. Nach dem Motto, wenn schon unpünktlich und unzuverlässig, dann wenigstens preiswert. „Das letzte Jahr war eine Zumutung für unsere Kunden, da sind Zielgruppen abgewandert“, räumt Berk freimütig ein. Die Verspätungen im DB-Fernverkehr erreichten im vergangenen Jahr einen noch nie dagewesenen Rekord. Mehr als jeder dritte Zug kam unpünktlich. Außerdem will die Bahn so ihre Züge gleichmäßiger auslasten. 

Mit der Aktion reagiert die DB allerdings auch auf den Bahn-Konkurrenten Flix. Der hatte Kunden zuletzt ebenfalls mit besonders günstigen Tickets gelockt. Nach Unternehmensangaben gibt es Tausende Tickets für Flixbus und Flixtrain ab 3,99 Euro. Die Fahrscheine für Reisen bis zum 11. April können noch bis zum 7. März gekauft werden.

Spontan ist teuer

Bei aller Liebe zum Schnäppchentum – noch schöner wäre es, wenn das nicht auf Kosten spontaner Fahrten ginge. Beim Flexticket hat die Bahn zum Fahrplanwechsel 2024/25 die Preise um 5,9 Prozent angehoben, beide Jahr zuvor waren es bereits jeweils 4,9 Prozent. Hinzukommen ein paar heimliche Preisaufschläge, zum Beispiel ist das Cityticket nicht mehr Bestandteil der normalen Fahrkarten ohne Zugbindung, was die Bahn mit dem Deutschlandticket begründet. Zudem fallen für Kunden mit den flexiblen Fahrscheinen künftig bei später Stornierung Gebühren an. Bis zu acht Tagen vor der Reise ist die Stornierung weiterhin kostenfrei, bis einen Tag vor der Reise werden zehn Euro fällig, eine Stornierung am Reisetag kostet künftig 30 Euro. Auch die Preise für die Fahrradmitnahme im Fernverkehr steigen von derzeit 7,50 bis 12,90 Euro auf zwischen 7,99 und 14,99 Euro. 

Sei’s drum. Berk empfiehlt Schnäppchenjägern, frühmorgens oder spätabends sowie dienstags, mittwochs oder am Samstagnachmittag zu fahren. 

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