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Geldanlage Die Wahrheit über unsere Fondsauswahl

Investmentfonds: Kennen Sie sich mit diesen Finanzprodukten aus?
Investmentfonds: Kennen Sie sich mit diesen Finanzprodukten aus?
© Getty Images
Anleger achten beim Fondskauf auf die Performance und die Kosten – sagen sie selbst. Doch die aktuellen Absatzzahlen der Branche lassen zweifeln, ob sie wirklich wissen, was sie tun

Heute würden wir Ihnen gern ein Angebot unterbreiten, denn Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder Sie zahlen einen Wetteinsatz von 40 Cent und setzen dafür 100 Euro auf einen relativ sicheren Gewinn. Oder Sie geben uns das Vierfache, nämlich 1,60 Euro, damit wir die verbliebenen gut 98 Euro für Sie einsetzen. Leider tun wir das nicht immer mit Gewinn, aber Sie haben immerhin eine Chance von eins zu fünf, dass wir mehr Geld für Sie herausholen. Nur, ... wie viel es sein wird, können wir leider nicht sagen. Aber Sie gehen die Wette doch bestimmt trotzdem ein, oder? Die allermeisten würden jetzt sagen: Natürlich nicht, ich kann ja rechnen. Und deshalb wäre Möglichkeit Nummer Zwei absolut irrational. Aber überlegen Sie noch einmal genau, ob Sie zum zweiten Angebot nicht doch schon einmal „ja“ gesagt haben. Und ob Sie nicht dennoch gute Gründe dafür gefunden haben, sich dieses Angebot schönzureden, oder sozusagen „rational zu reden“. Die allermeisten Anleger tun es nämlich offenbar.

Nun kann man viel und lange darüber streiten, ob der Mensch wirklich ein ökonomisch denkendes Wesen ist, also jener „homo oeconomicus“, für den ihn die Forschung bisher ja so gerne hielt. Natürlich können viele Menschen gut und rational denken, ob sie aber deshalb die richtigen Entscheidungen beim Fondskauf treffen, darf man bezweifeln. Nach welchen Kriterien also suchen sie dort eigentlich die Anlageprodukte aus, die sie sich ins Depot legen? Wenn man Anleger fragt, dann antworten sie darauf: Sie schauen dabei vor allem auf die Performance und auf die Kosten. So sagen zumindest 90 Prozent der Anleger laut Umfragen selbst. Die Wertentwicklung soll also besonders gut sein, die Kosten dagegen eher klein. Das ist der Anspruch. Die Wirklichkeit aber, also das tatsächliche Handeln der Anleger, sieht dagegen ganz anders aus, wenn man sich die neuesten Zahlen der Fondsbranche ansieht:

Nehmen wir zuerst die aktuellen Absatzstatistiken und die Frage der Performance: Zuletzt mieden Anleger vor allem Aktienfonds, daraus nämlich zogen sie viel Geld ab – das klingt zwar angesichts der Kursstürze vom Jahresende auf den ersten Blick noch halbwegs rational. Aber: Inzwischen hat der Aufstieg an den Börsen viele Fondswechsler (und vor allem die Fliehenden aus Aktienfonds) längst wieder eines Besseren belehrt. Die Realität hat sozusagen die Verkäufer rechts überholt: Denn die allermeisten Aktienindizes haben ihre Abstürze vom Herbst längst wieder aufgeholt und sind jetzt wieder unterwegs zu neuen Höchstständen. Wer daher von Jahresende bis jetzt nicht am Aktienmarkt investiert war, der hat sehr große Renditeanstiege schlicht verpasst.

Wie stark selbst solche kurzen Abstinenzzeiten aufs Depot durchschlagen, das haben Auswertungen zuletzt wieder beziffert: Wer während der vergangenen 31 Jahre kontinuierlich am deutschen Aktienmarkt präsent war, so sagen sie, der fuhr pro Jahr 7,2 Prozent Rendite ein. Verpasste er dagegen auch nur die 13 besten Börsentage, so halbierte er damit glatt seine Rendite. Diese Zahl muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Nur ein Dutzend Tage innerhalb von 31 Jahren sind also für die Hälfte des Ertrages verantwortlich. Allein das sollte für ökonomisch denkende Anleger als Beleg genügen, um das eigene Geld nicht permanent von Fonds zu Fonds zu schichten, sondern die gekauften Fonds einfach mal länger zu behalten.

Was aber machten hiesige Anleger nun seit Jahresanfang mit ihrem Geld? Sie griffen besonders beherzt bei Anleihenfonds zu. Aktiv verwaltete Rentenfonds waren der Renner des ersten Quartals. Doch so vorsichtig und umsichtig es auch klingt – es war alles andere als das: Denn es waren vor allem aktiv gemanagte Hochzinsfonds mit besonders hohen Risiken, die den Käufern besonders gut gefielen. Vor allem die Anleihen von Schwellenländern und riskantere europäische Unternehmensanleihen lagen in der Gunst der Fondskäufer ganz weit vorn. Kann man das rational erklären? Vielleicht so:

Schwellenländeranleihen legten zuletzt tatsächlich eine ordentliche Performance hin, zumindest wenn man sich den Leitindex dafür ansieht: Auf Dreijahressicht legte der Emerging-Markets-Bond-Index um 14 Prozent zu, auf fünf Jahre waren es 22 Prozent und auf zehn Jahre 96 Prozent, das entspricht langfristig also 9,6 Prozent pro Jahr. Aber: Ehrlich gesagt war sein Zugewinn auch nicht üppiger, als die des Weltaktienindex MSCI World in den gleichen Zeiträumen. Der bot nämlich 23, 20 und 108 Prozent, also immerhin 10,8 Prozent Performance pro Jahr. Wer in der gleichen Zeit dem Dax die Treue hielt, der schaffte sogar 14 Prozent jährlich. Also gut vier Prozentpunkte mehr als mit einem riskanten Schwellenlandanleihenfonds.

Aktien vs. Anleihen

Nun werden die Käufer solcher Anlagen entgegnen, der Vergleich von Aktien und Anleihen hinke natürlich. Und es ist tatsächlich ja auch keine große Überraschung, dass Aktieninvestments gegenüber Anleihenpaketen im statistischen Durchschnitt besser laufen. In der Regel wählt man ja Anleihen auch als Stabilitätsanker fürs Depot, um zu diversifizieren und das Risiko zu streuen. So gesehen könnte man den Kauf von riskanten Anleihefonds in diesen volatilen Zeiten wieder als halbwegs rational betrachten – allerdings nur, wenn die Anleger sie tatsächlich als Beimischung zusätzlich angeschafft hätten. Also wenn sie damit ihre Depots in Zeiten gut laufender Aktienmärkte neu austarieren würden, um den Anleihenteil zu stärken. Und nicht wenn sie dafür – wie sie es nun getan haben - in schlechten Börsenzeiten ihre Aktien aus dem Depot geworfen und lieber auf Anleihen gesetzt hätten.

Doch erst beim Blick auf das zweite Kriterium, die Fondskosten nämlich, kommt man endgültig ins Grübeln: Denn ebenfalls 90 Prozent der Anleger sagen – zumindest in internationalen – Umfragen, dass für sie die Fondskosten eine entscheidende Rolle beim Investieren spielen. So gesehen ist es eine gute Sache, dass Ratingagenturen hierzulande feststellen: Die Kostenquoten von aktiven Fonds sind in den vergangenen 10 Jahren deutlich gesunken. Das Investieren in Fonds wird also günstiger. Noch 2009 lagen die Durchschnittskosten von Fonds bei 1,91 Prozent, heute sind es nur noch 1,6 Prozent pro Jahr. Das sind immerhin 16 Prozent weniger. Vor allem die Managementgebühren sind nämlich stark zurückgegangen. Das wurde ehrlich gesagt auch Zeit, denn im europäischen Vergleich ließen sich deutsche Fondsanbieter ihre Produkte besonders gut bezahlen.

Viele Anlagegesellschaften wollen mit der Preisreduktion ihre Aktivfonds wieder wettbewerbsfähiger gegenüber der Konkurrenz machen, gegenüber den Passivfonds nämlich. Das aktive Management wird so tatsächlich ein klein wenig attraktiver im Vergleich zu den Indextrackern. Denn auch deren Kosten sanken, aber längst nicht so stark, sondern nur ein paar Prozentpunkte in der zweiten Stelle hinterm Komma. So verringerte sich der Kosten-Abstand zwischen durchschnittlichen Aktivfonds und Passivfonds auf nunmehr 1,2 Prozentpunkte (vorher waren es 1,5 Prozentpunkte).

Dennoch liegen Passivfonds mit einer Kostenquote von im Schnitt bloß 0,42 Prozent jährlich noch immer weit vor ihren aktiven Konkurrenten, die dem Anleger stattdessen jedes Jahr 1,6 Prozent von seinem Geld abknöpfen. Die spannende Frage ist aber: Sind die Aktivfonds am Markt nun wenigstens wieder eher das zusätzliche Geld wert, das sie fürs Fondsmanagement verlangen? Haben sie sich also auch in dieser Hinsicht seit 2009 verbessert? Auch da spricht die Statistik eine deutliche Sprache:

Sieht man sich die Erfolgsquote der Aktivfonds in den letzten Jahren an, also die Rate derjenigen, die in dieser Zeit ihren Vergleichsindex überflügelten – und somit tatsächlich eine Mehrrendite für den Anleger herausholten – sie merken schon, ... wir machen es spannend ... die Erfolgsquote der Aktivfonds liegt also immerhin bei 39 Prozent bei Aktienfonds, die auf deutsche Großunternehmen setzten. Bei den Schwellenland-Aktienfonds erzielten 37 Prozent eine Überrendite. Und bei den europäischen Unternehmensanleihen (also den zuletzt gefragten riskanteren aktiven Anleihenfonds) waren es sogar erstaunliche 59 Prozent. Über die Hälfte war hier also besser als der Markt und der Index. Das kann man als Erfolg sehen. Und ein Investment in solche Produkte damit gut rechtfertigen. Nun kommt wieder das große Aber...

Das waren lediglich die Dreijahreszahlen. Nach fünf Jahren relativiert sich das Bild schon etwas, dann bleiben in den drei Kategorien nur noch 44 Prozent Sieger übrig (bei den deutschen Großkonzern-Aktien), 35 Prozent (bei den Schwellenlandaktien) und 43 Prozent der europäischen Firmenanleihenfonds schlugen auf fünf Jahre den Markt. Immer noch eine tolle Quote, finden sie? Dann warten Sie die 15-Jahreszahlen ab: Auf lange Sicht nämlich überflügelten nur noch 22 Prozent der deutschen Aktienfonds den Markt, bei den Schwellenlandaktien und den europäischen Anleihen waren es sogar nur 18 Prozent. Nicht einmal jeder Fünfte also schlug sich langfristig besser als der Markt. Bezogen auf alle aktiven Anleihefonds lag die Quote der Überflieger bei 18 Prozent, bei den Aktienfonds waren es 16 Prozent.

Würde man uns die Zahlen in einem Lotterieexperiment vorsetzen, würden wohl die wenigsten trotz der Chance, die weniger als eins zu fünf beträgt, auf so ein Papier setzen. Beim realen Anlegen aber tun es viele. Eine weitere Detailauswertung ist außerdem interessant: In jeder Fondskategorie gibt es teure und günstigere Fonds. Die Analysten sahen sich nun an, in welchen Bereichen die teuren Fonds besonders gut abschnitten, in welchen Anlagebereichen es sich also lohnte, mehr Geld fürs Fondsmanagement zu bezahlen – und wie oft dagegen die günstigsten Fonds gut abschnitten. Bei den Dax-Großkonzernfonds waren immerhin über die Hälfte der teuersten Fonds noch ihr Geld wert. Allerdings erzielten hier mehr als Zweit Drittel der günstigsten Fonds ebenfalls eine Überrendite. Also noch viel mehr. Bei den Schwellenlandanleihen dagegen konnten gerade einmal 15 Prozent der teuersten Fonds den Index schlagen, dagegen schafften es 67 Prozent der günstigsten Fonds. Insgesamt gilt: Wer weltweit in die Aktien von Großunternehmen anlegt, oder in europäische Large Caps, der kann sich teure Fondsmanager am ehesten sparen. Sie erzielten seit der Finanzkrise in Europa im Schnitt in 8 Prozent der Fälle eine Überrendite, weltweit sogar nie. Und selbst die günstigsten Aktivfonds schwächelten in vielen Kategorien zu über 70 oder 80 Prozent, zum Beispiel bei den großen US-Aktien, bei breiten Europäische Anleihen, und weltweiten Large Caps.

Und noch ein letztes „Detail“ sollte man für eine wirklich rationale Abwägung betrachten: Die oben aufgeführten Quoten beziehen sich nämlich lediglich auf jene Fonds, die tatsächlich während der vergangenen 15 Jahre am Markt präsent waren. Es ist de Überlebensquote, so nennen Fondsmanager das. Viele Aktivfonds nämlich liefen zwischenzeitlich so schlecht oder überzeugten Anleger so wenig zum Kauf, dass sie eingestellt oder fusioniert wurden. Rechnet man die aber nun mit ein, weil man nach dem Erfolg aller zwischenzeitlich vertriebenen Aktivfonds fahndet, dann sehen die Quoten noch einmal anders aus: Dann liegt die Zahl der Outperformer unter den Fonds in vielen Kategorien im einstelligen Prozentbereich. Das heißt: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Fondskosten für den Aktivfonds nicht lohnen, liegt eher bei 80 oder 90 Prozent.

So, und jetzt stellen wir Ihnen als rational denkendem Investor noch einmal die Eingangsfrage: Welches Papier würden Sie wählen

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