Sie waren über lange Zeit die berühmteste Bankiersfamilie der Finanzbranche: die Rothschilds. Die Geschichte der Dynastie ist eine Saga über Aufstieg, Macht und Einfluss. Nun ist mit Jacob Rothschild eines ihrer Mitglieder gestorben.
Die Ursprünge der Rothschilds gehen zurück auf Mayer Amschel Rothschild, der im späten 18. Jahrhundert in Frankfurt am Main lebte. Er kam aus einfachen Verhältnissen und arbeitete sich zu einem erfolgreichen Bankier und Geldwechsler hoch, der seine Geschäfte durch strategische Investitionen und kluge Finanzierungen ausbaute.
Der Name Rothschild ist eng verbunden mit dem „Haus zum Roten Schild“, das Mayer Amschels Vorfahre Isaak Elchanan 1563 in der Judengasse 69 in Frankfurt errichten lässt. Schon damals wurden Menschen jüdischen Glaubens diskriminiert, sie durften nur in diesem Viertel der Stadt leben. Der Erste, der den Namen Rothschild trägt, ist Mayer Amschels Urgroßvater Naftali Hirsch Moses, ein Enkel von Isaak Elchanan.
Grundstein der Dynastie
Der 1743 geborene Mayer Amschel Rothschild besucht eine jüdische Elementarschule. Danach geht er auf eine jüdische Hochschule in Fürth, wo er wohl auch Unterricht in säkularen Fächern wie Rechnen erhält. Sein erster Arbeitgeber ist Wolf Jakob Oppenheim, der in Hannover einen Finanzbetrieb leitet. Dort lernt Mayer Amschel die Grundlagen der Münzkunde, die ihm später nützlich sein sollen.
1764 kehrt Mayer Amschel in seine Geburtsstadt Frankfurt zurück, wo er als Geldwechsler und Antiquitätenhändler anfing. Schnell baut er ein Netzwerk von Geschäftskontakten auf. Seine Kunden und Kollegen schätzen seine Integrität und sein Geschick. In dieser Zeit erkennt Rothschild die Bedeutung von Informationen und schafft ein einzigartiges System von Boten und Kurieren, um Nachrichten und Gerüchte aus der ganzen Welt zu erhalten. Dies wird später zu einem entscheidenden Vorteil für seine Söhne, als sie ihre eigenen Banken in verschiedenen europäischen Städten gründen.
1770 heiratet Mayer Amschel seine erste Ehefrau Gutle Schnapper, mit der er fünf Söhne und fünf Töchter hat. Noch lebt die Familie in bescheidenen Verhältnissen, aber Mayer Amschel ist entschlossen, seinen Kindern eine gute Ausbildung und Zukunft zu ermöglichen.
Ein entscheidender Moment seiner Karriere und wichtiger Grundstein für den späteren Einfluss der Rothschilds ist, als ihm Erbprinz Wilhelm von Hessen den Titel eines Hoffaktors gewährt. Damit nutzt Mayer Amschel seine guten Beziehungen zu Adligen und Kaufleuten, um sein Geschäft auszubauen und bald zu einem der angesehensten Geldwechsler und Münzhändler in Frankfurt aufzusteigen.
Söhne gründen Banken im Ausland
Die entscheidende Wendung in der Geschichte der Rothschilds erfolgt, als sich Mayer Amschels fünf Söhne – Nathan, James, Salomon, Carl und Amschel – aufmachen, um Bankhäuser in verschiedenen europäischen Städten zu gründen. Nathan Rothschild geht nach London, James nach Paris, Salomon nach Wien, Carl nach Neapel und Amschel Junior blieb in Frankfurt.
Im Laufe der Jahre baut die Familie Rothschild ein weitverzweigtes Bankenimperium auf. Sie investierten in Eisenbahnen, Bergbauunternehmen, Ölquellen und andere Industrien und tragen maßgeblich zum wirtschaftlichen Wachstum Europas bei.
Nach seinem Tod im Jahr 1812 hinterlässt Mayer Amschel Rothschild ein beachtliches Vermögen und einen florierenden Geschäftsbetrieb. Sein Erbe wird von seinen Söhnen fortgeführt, die die Rothschild-Dynastie zu einer der einflussreichsten und wohlhabendsten Familien des damaligen Finanz- und Bankwesens machen.
N. M. Rothschild & Sons: die größte Bank der Welt
Im 19. Jahrhundert dominieren die Rothschilds allmählich das Bankwesen. Eine zentrale Rolle dabei spielt vor allem die 1810 von Nathan Rothschild – Mayer Amschels dritter Sohn – gegründete Bank N. M. Rothschild & Sons in London. Durch den Handel mit Anleihen macht er ein Vermögen und sein Kreditinstitut wird zur größten Bank der Welt. Eine Leistung erhöht den Einfluss der Rothschilds in England und damit auch im Rest Nordwesteuropas besonders: Während der Napoleonischen Kriege bietet N. M. Rothschild & Sons der britischen Regierung an, den Zahlungsverkehr mit ihren Verbündeten zu organisieren.