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Aktien Die Fragezeichen hinter Amazon

Amazon-Konzernzentrale in Seattle
Amazon-Konzernzentrale in Seattle
© Joe Mabel / CC BY-SA 4.0
Bei den jüngsten Unternehmensergebnissen von Amazon ist für jeden etwas dabei. Rekordgeschäfte können aber nicht über eine Wachstumsverlangsamung hinwegtäuschen. Steht bei Amazon ein Trendwechsel an?

Gute Manieren sind nicht gerade das Markenzeichen von US-Präsident Donald Trump. Zuletzt hat er sich in einem Tweet erfreut über die geplante Scheidung von Amazon-Chef Jeff Bezos und seiner Frau MacKenzie geäußert. Trump liegt mit Bezos schon länger in Clinch, äußert sich dessen Zeitung, die „Washington Post“, doch regelmäßig kritisch zur Politik des US-Präsidenten. Zudem ist Amazon selbst Trump ein Dorn im Auge, weil der Internethändler das Geschäft vieler US-Einzelhändler zerstört hat. Vor dem Hintergrund dürfte die Fehde zwischen den beiden Männern anhalten.

Bezos besitzt rund 79 Millionen Amazon-Aktien und ist mit deren Börsenwert von rund 140 Mrd. Dollar der mit weitem Abstand reichste Mann der Welt. Bei einer Scheidung könnte er allerdings die Hälfte der Papiere an seine Noch-Ehefrau verlieren, worauf sie auf einen Schlag zur reichsten Frau der Welt aufsteigen würde. Die Scheidung des Paares könnte aber auch Auswirkungen auf den Aktienkurs von Amazon haben. Sollte Jeff Bezos beziehungsweise MacKenzie gezwungen sein, deswegen Papiere zu verkaufen, würde der Free Float, also die Zahl der umlaufenden Aktien steigen, woraufhin Fonds, in denen Amazon enthalten ist, Papiere kaufen müssten.


Amazon Aktie


Amazon Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Wachstum schwächt sich ab

Bezos hatte allerdings nicht nur mit der Ankündigung seiner Scheidung überrascht, sondern auch geschäftlich, als er kürzlich bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen den Umsatzausblick reduzierte. Analysten senkten daraufhin die Erwartungen an das vierte Quartal kräftig, doch Amazon lieferte und übertraf die gesenkten Erwartungen. Herausgekommen ist ein Umsatzrekord für eine Weihnachtssaison und der dritte Quartalsrekordgewinn in Folge – dank eines starken Cloud-Geschäfts und hoher Werbeeinnahmen.

Weniger rekordverdächtig war allerdings der Unternehmensausblick auf die Umsätze für das laufende Quartal, die zwischen 56 und 60 Mrd. Dollar liegen sollen. Analysten hatten im Schnitt knapp 61 Mrd. Dollar erwartet. Damit würde sich das Umsatzwachstum auf 10 bis 18 Prozent abschwächen. Dabei war es bereits von 39,3 Prozent für das zweite Quartal auf 29,3 Prozent im dritten Vierteljahr zurückgegangen.

Ein Grund für diese Entwicklung sind die zunehmenden Schwächesignale aus der US-Wirtschaft. Daher sind die Umsätze in Amazons stationären Geschäften wie etwa beim Lebensmittelhändler Whole Foods trotz Rekordquartal um drei Prozent gefallen. Vor dem Hintergrund des gesamten Zahlenwerks ist daher ein 2019er-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von mehr als 60 und ein Börsenwert von satten 800 Mrd. Dollar schwer zu rechtfertigen. Zumal die operative Gewinnmarge im laufenden Jahr laut den Analystenschätzungen lediglich bei etwas über sechs Prozent liegen soll.

Wer weiterhin von Amazon überzeugt ist, greift zum moderat gehebelten Turbo MF5DHV von Morgan Stanley oder ST6WGT der Société Générale . Kurzfristig bleibt die Aktie weiterhin anfällig. Die Absicherungskosten via Optionsscheinen sind derzeit moderat. Das gilt insbesondere im Vergleich zu anderen ebenfalls ambitioniert bewerteten Titeln aus dem US-Techsektor, etwa Netflix oder Tesla. Ähnlich fällt der Vergleich mit Titeln aus anderen Bereichen aus wie Rinol Hasaj, Derivateexperte der Deutschen Bank, errechnet hat: „Die Volatilität bei Amazon liegt im Sechs- bis Neunmonatsbereich bei rund 30 Prozent und ist damit derzeit mit FMC oder Thyssenkrupp aus dem Dax vergleichbar.“ Daher eignen sich Put-Optionsscheine auf Amazon wie etwa die WKN HX0JYG (HypoVereinsbank) oder die WKN SC86UQ (Société Générale) für eine Absicherungsstrategie. Die Papiere sind im aktuellen Volatilitätsumfeld nicht nur moderat bewertet, sondern profitieren sowohl von fallenden Aktienkursen als auch von einer zunehmenden Volatilität - eine Win-Win-Situation im Falle eines stärkeren Kurseinbruchs.

Das sind die teuersten Scheidungen der Welt:

Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben

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