Gute Manieren sind nicht gerade das Markenzeichen von US-Präsident Donald Trump. Zuletzt hat er sich in einem Tweet erfreut über die geplante Scheidung von Amazon-Chef Jeff Bezos und seiner Frau MacKenzie geäußert. Trump liegt mit Bezos schon länger in Clinch, äußert sich dessen Zeitung, die „Washington Post“, doch regelmäßig kritisch zur Politik des US-Präsidenten. Zudem ist Amazon selbst Trump ein Dorn im Auge, weil der Internethändler das Geschäft vieler US-Einzelhändler zerstört hat. Vor dem Hintergrund dürfte die Fehde zwischen den beiden Männern anhalten.
Bezos besitzt rund 79 Millionen Amazon-Aktien und ist mit deren Börsenwert von rund 140 Mrd. Dollar der mit weitem Abstand reichste Mann der Welt. Bei einer Scheidung könnte er allerdings die Hälfte der Papiere an seine Noch-Ehefrau verlieren, worauf sie auf einen Schlag zur reichsten Frau der Welt aufsteigen würde. Die Scheidung des Paares könnte aber auch Auswirkungen auf den Aktienkurs von Amazon haben. Sollte Jeff Bezos beziehungsweise MacKenzie gezwungen sein, deswegen Papiere zu verkaufen, würde der Free Float, also die Zahl der umlaufenden Aktien steigen, woraufhin Fonds, in denen Amazon enthalten ist, Papiere kaufen müssten.
Wachstum schwächt sich ab
Bezos hatte allerdings nicht nur mit der Ankündigung seiner Scheidung überrascht, sondern auch geschäftlich, als er kürzlich bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen den Umsatzausblick reduzierte. Analysten senkten daraufhin die Erwartungen an das vierte Quartal kräftig, doch Amazon lieferte und übertraf die gesenkten Erwartungen. Herausgekommen ist ein Umsatzrekord für eine Weihnachtssaison und der dritte Quartalsrekordgewinn in Folge – dank eines starken Cloud-Geschäfts und hoher Werbeeinnahmen.
Weniger rekordverdächtig war allerdings der Unternehmensausblick auf die Umsätze für das laufende Quartal, die zwischen 56 und 60 Mrd. Dollar liegen sollen. Analysten hatten im Schnitt knapp 61 Mrd. Dollar erwartet. Damit würde sich das Umsatzwachstum auf 10 bis 18 Prozent abschwächen. Dabei war es bereits von 39,3 Prozent für das zweite Quartal auf 29,3 Prozent im dritten Vierteljahr zurückgegangen.
Ein Grund für diese Entwicklung sind die zunehmenden Schwächesignale aus der US-Wirtschaft. Daher sind die Umsätze in Amazons stationären Geschäften wie etwa beim Lebensmittelhändler Whole Foods trotz Rekordquartal um drei Prozent gefallen. Vor dem Hintergrund des gesamten Zahlenwerks ist daher ein 2019er-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von mehr als 60 und ein Börsenwert von satten 800 Mrd. Dollar schwer zu rechtfertigen. Zumal die operative Gewinnmarge im laufenden Jahr laut den Analystenschätzungen lediglich bei etwas über sechs Prozent liegen soll.
Wer weiterhin von Amazon überzeugt ist, greift zum moderat gehebelten Turbo MF5DHV von Morgan Stanley oder ST6WGT der Société Générale . Kurzfristig bleibt die Aktie weiterhin anfällig. Die Absicherungskosten via Optionsscheinen sind derzeit moderat. Das gilt insbesondere im Vergleich zu anderen ebenfalls ambitioniert bewerteten Titeln aus dem US-Techsektor, etwa Netflix oder Tesla. Ähnlich fällt der Vergleich mit Titeln aus anderen Bereichen aus wie Rinol Hasaj, Derivateexperte der Deutschen Bank, errechnet hat: „Die Volatilität bei Amazon liegt im Sechs- bis Neunmonatsbereich bei rund 30 Prozent und ist damit derzeit mit FMC oder Thyssenkrupp aus dem Dax vergleichbar.“ Daher eignen sich Put-Optionsscheine auf Amazon wie etwa die WKN HX0JYG (HypoVereinsbank) oder die WKN SC86UQ (Société Générale) für eine Absicherungsstrategie. Die Papiere sind im aktuellen Volatilitätsumfeld nicht nur moderat bewertet, sondern profitieren sowohl von fallenden Aktienkursen als auch von einer zunehmenden Volatilität - eine Win-Win-Situation im Falle eines stärkeren Kurseinbruchs.
Das sind die teuersten Scheidungen der Welt:
Die teuersten Scheidungen der Wirtschaftswelt
Irgendwann hat es Dmitri Rybolowlew offenbar zu doll getrieben. Ehefrau Jelena Rybolowlewa reichte wegen andauernder Treuelosigkeit die Scheidung ein. Fast wäre es die bis dato teuerste Trennung aller Zeiten geworden. Ein Schweizer Gericht sprach ihr 2014 eine Abfindung in Höhe von vier Milliarden Schweizer Franken (heute: 3,5 Milliarden Euro) zu. Der russische Oligarch ging verständlicherweise in Berufung. Die Summe wurde auf rund 560 Millionen Franken reduziert. Das Paar einigte sich schließlich außergerichtlich, die Konditionen blieben vertraulich. Rybolowlew gehörte einst laut „Forbes“ zu den 100 reichsten Unternehmern. Aktuell belegt er auf der Rangliste nur noch Platz 242.
Ölmagnat Harold Hamm hat den vielleicht höchsten Scheidungsscheck der Geschichte ausgestellt. Der belief sich 2014 auf 975 Millionen Dollar (heute wären das 854 Millionen Euro). Oder um genau zu sein: 974.790.317, 77 Dollar. „Das wurde ein berühmter Scheck. Aber er hat den Deal perfekt gemacht“, sagte Hamm dem Sender CNBC. Zwar hatte Sue Ann Arnall nach 26 Jahren Ehe und zwei gemeinsamen Kindern auf mehr Geld gehofft. Anfang 2015 löste sie den Scheck aber schließlich ein.
Die Casinobetreiber Steve und Elaine Wynn versuchten es gleich zweimal miteinander. Beide Ehen hielten rund 20 Jahre, beide endeten in Scheidung. Die letzte Trennung 2010 soll den Immobilienhändler rund eine Milliarde Dollar (heute: 876 Millionen Euro) gekostet haben. Wynn ist übrigens ein berüchtigter Kunstsammler. Er wollte 2006 Pablo Picassos Meisterwerk „Le Rêve“ (Der Traum) für 139 Millionen Dollar verkaufen. Es wäre ein neuer Rekord auf dem Kunstmarkt gewesen. Dann aber stieß Wynn mit dem Ellbogen ein Loch in das Gemälde. Es wechselte trotzdem 2013 für 155 Millionen Dollar den Besitzer.
Bernie Ecclestone wurde 2009 nach 23 Jahren Ehe geschieden. Seine 28 Jahre jüngere Ex-Frau Slavia Ecclestone erhielt Medienberichten zufolge 1,2 Milliarden Dollar Abfindung (heute: 1,1 Milliarden Euro). Allerdings war das offenbar nicht das letzte Wort. Laut dem „Daily Telegraph“ kam während eines Gerichtsprozesses heraus, dass der einstige Formel-1-Boss seit der Scheidung jährlich rund 100 Millionen Dollar von Slavia zurückerhält.
Manchmal haben es Mogule mit der nächsten Heirat einfach eilig. Dementsprechend viel lassen sie sich dann die Scheidung kosten. Medienunternehmer Rupert Murdoch war von 1967 bis 1999 mit der Journalistin Anna Torv verheiratet. Das Paar hatte drei Kinder. Murdoch soll Torv die Scheidung mit 1,2 Milliarden Dollar, hauptsächlich in Form von Aktien seines Unternehmens News Corp., versüßt haben. Die Summe würde heute rund 1,6 Milliarden Euro entsprechen. 17 Tage nach der Scheidung heiratete Murdoch die 38 Jahre jüngere Wendi Deng (Foto). Mittlerweile ist er mit Model Jerry Hall, Mick Jaggers Ex, verheiratet.
Ein Waffenhändler als Celebrity? In den 70er Jahren ging das. Der saudische Geschäftsmann Adnan Khashoggi (1935-2017) wurde vor allem dank seines ausschweifenden Lebensstils und seiner glamourösen Ehefrau Soraya berühmt. Die Engländerin Sandra Daly hatten Kashoggi 1961 mit 20 Jahren geheiratet und den Namen „Soraya“ angenommen. 1982 wurde die Scheidung amtlich. Soraya Kashoggi soll 574 Millionen Dollar zugesprochen bekommen haben. Das würde heute inflationsbereinigt 2,7 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) entsprechen.
Der französische Unternehmer Alec Wildenstein (1940-2008) wurde in der breiten Öffentlichkeit vor allem wegen seiner Scheidung bekannt. 1999 endete seine Ehe mit Jocelyne Wildenstein nach rund 20 Jahren. Angeblich erhielt die Anhängerin extremer Gesichtsoperationen in der Scheidung eine Abfindung in Höhe von 2,5 Milliarden US-Dollar. Das würde heute inflationsbereinigt 3,3 Milliarden Euro entsprechen. Das Foto zeigt ihn mit seiner zweiten Frau Liouba.
Noch gilt sie als die teuerste Scheidung in der Geschichte von Corporate America. Anfang 2019 gaben Amazon-Gründer Jeff Bezos und Ex-Ehefrau MacKenzie Scott ihre Trennung bekannt. Das Paar hatte 1993, ein Jahr vor der Gründung von Amazon, geheiratet – und keinen Ehevertrag geschlossen. Bei der Scheidung überließ Bezos seiner Ex-Frau schließlich rund 25 Prozent der Amazon-Anteile – umgerechnet knapp 36 Mrd. Dollar. Scott machte die Scheidung schlagartig zu einer der reichsten Frauen der Welt. Auch im aktuellen Forbes-Ranking liegt sie auf Platz drei der reichsten Frauen weltweit. Laut „Forbes“ spendete Scott in 2020 fast sechs Mrd. Dollar an Hilfsorganisationen in den USA. Der Höhenflug der Amazon-Aktie katapultierte ihr Vermögen laut den Analysten aber weiter nach oben – auf 53 Mrd. Dollar.