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Aktien Der Seehofer-Dax

Der Dax präsentiert sich wandlungsfähig wie Horst Seehofer – er ändert genauso schnell die Richtung. Von Daniel Saurenz
Die Nerven der Händler an der Börse waren am vergangenen Montag einer Belastungsprobe ausgesetzt – Foto: Getty Images
Die Nerven der Händler an der Börse waren am vergangenen Montag einer Belastungsprobe ausgesetzt – Foto: Getty Images
Aktien: Der Seehofer-Dax

Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer wird als beste oder schlechteste Eigenschaft – je nach Sichtweise – nachgesagt, dass er seine Meinung blitzschnell dem Umfeld anpassen und ändern kann. Den Dax darf man daher seit Montag letzter Woche vorübergehend Seehofer-Dax nennen. Denn Montagnachmittag sahen US-Großinvestoren sich offenbar genötigt, bei 9500 Punkten weiteren Druck auf den Markt auszuüben. Sie schütteten fast exakt im gleichen Volumen aus wie letzten Oktober bei 8500 Zählern.

Wenige Tage später ist alles anders: Die Volatilität knickt regelrecht ein und wo technische Analysten das maximale Erholungspotenzial bei 10.000 Punkten sahen und einige gar zum weiteren Ausstieg rieten, dreht der Dax mal locker über 10.300 Punkte – fast 1000 Zähler in der Spitze mehr als im Tagestief des Montags. Wir ziehen eine Zwischenbilanz des Sommerschlussverkaufs vom Montag und ordnen die Bewegungen ein.

„Die Umsätze in Aktien wie BMW, Daimler, Bayer oder auch Apple und Amazon waren rekordverdächtig“, fasst Gregor Kuhn von IG, die seit Sommer auch Aktiendirekthandel anbieten und sofort eine Bewährungsprobe ihrer Systeme erlebten, den Crash-Montag zusammen. „Besonders heftig war das Handelsaufkommen natürlich am Morgen, doch speziell zur US-Eröffnung um 15:30 Uhr gingen Aktien in Millionenvolumen um.“

„alles muss am raus“

Hilfreich für die Erholung am Dienstag waren die Chinesen mit einer Zinssenkungsankündigung. Noch am Tag zuvor galt „alles muss am raus, egal zu welchem Preis“. Wir sind gespannt, ob aus den USA bald Spekulationen zu einem neuen QE-Programm kommen werden und wie der Markt dann reagiert. Bis es soweit ist, dürfen die Analysten bei LBBW und Co. noch über Zinserhöhungsreihen philosophieren. Lustig in diesem Zusammenhang war das Zinsupdate der LBBW für die USA und Deutschland. Es las sich in etwa so, dass man eigentlich die richtige Meinung hat, sich die ungerechte Welt da draußen aber nicht an die LBBW anpassen will. Folglich sammelte man alle Prognosen aus dem Frühjahr samt Dax-Szenario ein. Ist doch auch nett.

Beim Dax wirkte sich besonders die Zusammensetzung negativ aus. Während im europäischen Leitindex Euro Stoxx 50 rund 35 Prozent der Papiere dem defensiven Sektor zugeordnet werden können, ist der Dax deutlich konjunktursensibler aufgestellt. Zyklische Aktien machen rund 55 Prozent aus, deutlich mehr als beim französischen CAC 40, dem Euro Stoxx 50 oder dem italienischen MIB. Übrigens waren am Montag Volumina von 11 Mrd. Euro im Dax zu sehen, davon etwa die Hälfte von Großinvestoren.

Besonders US-Adressen – eine große Adresse offenbar dabei – gaben reichlich. In den USA belief sich der Umsatz am „Black Monday“ übrigens auf 37 Mrd. Dollar im Dow Jones, 65 Mrd. an der Nasdaq und 45 Mrd. beim S&P 500. Allerdings überschneiden sich die Umsätze in Teilen, da mancher Titel in verschiedenen Indizes enthalten ist. Auch am japanischen Aktienmarkt entfaltete sich der Ausverkauf, allerdings liegt der Nikkei im Vergleich der großen Indizes auf drei Jahre gesehen auch noch mit nahezu 100 Prozent im Plus, davon sind Dax, S&P 500 und die anderen weit entfernt. Geradezu kurios war die Bewegung bei Apple. Dort sorgte die Beruhigungsmail von Tim Cook dafür, dass vom Tagestief bis zum Tageshoch fast 70 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung gutgemacht wurden. Das entsprach in etwa dem, was der gesamte Dax am Montag in der Spitze verloren hatte.

Mutige Anleger greifen jetzt zu

Die Sorge beim Dax war und ist, dass die deutsche Exportindustrie stärker mit der chinesischen Wirtschaft verbunden ist als andere. Rund 3,7 Prozent der Exporte aus Europa gehen nach China, das sind ungefähr 1,3 Prozent des BIP. Allerdings gibt es große Unterschiede auf Ebene der Länder. China steht für rund 6,6 Prozent der deutschen Exporte, das sind gut 2,5 Prozent des heimischen BIPs. In Frankreich, Spanien und Italien liegt die Quote hingegen lediglich bei rund 0,5 Prozent der Wertschöpfung. Ähnlich verhält es sich auch mit Blick auf die einzelnen Unternehmen.

Für Fresenius oder Eon spielt die Entwicklung in China kaum eine Rolle, während die Autokonzerne und damit auch viele Zulieferer wesentlich stärker betroffen sind. VW erzielte im vergangenen Jahr gut 37 Prozent seiner Erlöse in China, bei BMW sind es 29 und Daimler gut 24 Prozent.

Dennoch – mutige Anleger greifen in der Korrektur jetzt beherzt zu und dafür gibt es interessante Möglichkeiten. Das ist über das Aktiendirektinvestment möglich, ETFs (Beispiel WKN LYX0AC), Indextracker (DAX WKN CG3AF0) auf große Indizes wie den EuroStoxx50 (WKN 965814) oder auch Discountzertifikate (WKN HY3UE6) oder Capped-Bonuspapiere (WKN XM01WS) auf den Dax sind eine gute Alternative.

Wer es defensiv mag, schaut sich unbedingt auch Memory-Expresszertifikate mit langem Zeithorizont an, auf Dax und EuroStoxx50 wären die SG7DMA und SG7J9K eine interessante Wahl. Gleichzeitig profitieren Anleger von der gestiegenen Volatilität auch bei zahlreichen Produkten auf Einzelaktien, unter denen BMW, Daimler, BASF, Deutsche Bank oder Infineon eine mögliche Dax-Erholung anführen könnten.

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