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Geldanlage Déjà-vu an den Finanzmärkten

An den Märkten erinnert vieles an die Lage vor einem Jahr. Aber Anleger müssen mit einer starken Volatilität rechnen. Von Asoka Wöhrmann
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Anleger müssen sich auf turbulente Zeiten gefasst machen
© Ullstein Bild
Woehrmann

Asoka Wöhrmann ist Chief Investment Officer Deutsche Asset & Wealth Management

Es ist ein seltsamer Jahresauftakt für die Anleger an den internationalen Kapitalmärkten - denn er hat einige Déjà-vus parat: Der Dax notiert ungefähr dort, wo er vor einem Jahr stand, gleiches gilt für Stoxx und Gold. Wieder einmal wächst die Weltwirtschaft insgesamt recht zufriedenstellend, aber es könnte noch besser laufen. Wieder mal beginnt man das neue Jahr im Glauben, dass die Fed die Zinswende einläuten wird. Und wie ein ewig wiederkehrendes Gespenst diskutieren Politik und Wirtschaft wieder einmal über ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone. Und auch hier sind die Reaktionen an den Märkten so, wie wir sie schon einmal gesehen haben: Der Euro fällt, die Renditen griechischer Anleihen steigen und die Volatilität der Aktienmärkte zieht an.

Damit spielt nun die Fantasie für Investoren eine wichtige Rolle. Doch während wir Ende 2013 noch Kursfantasie bei einigen Vermögensklassen ausmachten, braucht man dieses Jahr Fantasie, um die Treiber für die nächsten Kurssprünge zu finden. Und damit wären wir bei den Unterschieden. Weltweit haben Aktien zugelegt, allen voran in den USA – hier bezahlt man Rekordbewertungen für Rekordmargen. Auch deutsche Aktien sind nicht mehr extrem günstig. Inzwischen ist die Bewertung als fair zu bezeichnen, weiteres Kurswachstum muss durch Gewinnwachstum der Unternehmen entstehen – und dies hängt stark an der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft.

Der Dollar hat zuletzt gegenüber dem Euro ordentlich zugelegt und der Ölpreis hat sich mehr als halbiert. Nicht zu vergessen die europäischen Staatsanleihen, deren Renditen kaum noch Spielraum nach unten lassen – die Umlaufrendite in Deutschland hat sich in etwa gedrittelt, auf ein halbes Prozent. Zudem rechnen wir mit einer Divergenz der Notenbankpolitik: niedrige Zinsen und Wertpapierkäufe in der Eurozone sowie in Japan, dagegen schlussendlich die Zinswende bei den Angelsachsen.

Schwankungsbreiten nehmen stark zu

Wie immer man die vorigen Themen gewichten möchte, in ihrer Summe sorgen sie für eine weitere Veränderung: Die Schwankungsbreite des Marktes hat zugenommen. So steht der VIX, der die Volatilität des US-Aktienindex S&P 500 abbildet, heute fast doppelt so hoch wie vor zwölf Monaten. In den vergangenen zweieinhalb Jahren stand sie nur einmal höher, beim Markteinbruch im Oktober 2014 . Die Schwankungsbreite des Ölpreises hat sich gegenüber dem Tief im Sommer beinahe vervierfacht und erreicht Niveaus, die man zuletzt im Herbst 2011 sah.

Die Volatilität wird uns also 2015 begleiten, auf vielen Märkten. Unsere Zielmarken für Ende 2015, also etwa ein Dax von 10.400 Punkten, werden deshalb keineswegs linear erreicht werden, vielmehr können sie schon unterjährig gerissen werden, nur um dann wieder in die Ferne zu rücken. Diese Schwankungen sind für Anleger eine Herausforderung. Sie sollten nicht auf ein starres Portfolio setzen, sie müssen handeln, beobachten, rotieren, sich bei Bedarf absichern oder Kasse halten. Wir raten daher erneut dazu, das Portfolio breit zu streuen, wobei wir substanzstarken Dividendentiteln den Vorzug geben. Für interessante Anleihen muss man sich zumeist ins Ausland begeben. Hier lassen sich durch genaue Auswahl noch solide Renditen erzielen. Aber ähnlich wie bei Aktien gilt: Die eine, alles überragende Anleihenklasse wird es nicht geben.

Öl und Gold für mutige Anleger

Chancen sehen wir im heimischen Immobilienmarkt, allerdings abseits der 1A-Segmente. Ganz Mutige sollten im Jahresverlauf Öl und Gold im Blick behalten. Was sich generell für Investoren lohnen dürfte, ist der Blick über den großen Teich: Der Dollar bleibt die große Anlagechance für das Jahr 2015 – durch die neu angefachte Diskussion um Griechenland hat der Greenback noch einmal Rückenwind erhalten. Und auch die Entwicklung der Weltwirtschaft wird den USA wohl in die Hände spielen. Denn das Land könnte wieder die Führungsrolle in der weltweiten Wirtschaftserholung einnehmen. Das dürfte auch die Aktienmärkte stützen.

Angesichts der derzeit unruhigen Phase sollten Investoren vor allem an den europäischen Märkten jetzt umsichtig und geduldig sein. Denn die Unsicherheiten werden hoch bleiben, wie auch immer die Ende Januar in Griechenland anstehenden Wahlen ausgehen. In den letzten Wochen wurden die europäischen Märkte vom Glauben gestützt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang 2015 ihr „öffentliches“ Quantitative Easing (QE) startet. Daher ist eine wichtige Frage, ob ein öffentliches QE auch ohne griechische Beteiligung möglich ist. Eine Indikation hierfür böte das OMT-Programm, für das Mario Draghi schon 2012 angedeutet hatte, dass es auch einen Plan ohne Beteiligung Griechenlands geben würde. Wenn das EZB-Treffen am 22. Januar Details über eine mögliche Ausgestaltung eines öffentlichen QEs nennt, wird die Tatsache, dass ein weiteres QE möglich ist, die Märkte beruhigen und eine breite Unterstützung für die europäischen Märkte darstellen.

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