Vermögensaufbaugipfel 2018
Isabell Welpe, Professorin für Strategie und Organisation an der Technischen Universität München, begeisterte die Zuhörer mit Ihrem Vortrag, wer bei der Digitalisierung der Finanzbranche das Rennen macht. Ihre These: Die Banken haben keine schlechte Ausgangsposition, denn die Geldhäuser verfügen über viele Daten – sie müssen sie nur besser als bisher nutzen.
Thorsten Hens, Professor für Banking und Finance an der Universität Zürich, brachte die Besucher zum Staunen: Er zeigte, dass gerade die Deutschen von ihren Einstellungen her gut geeignet für Aktien-Anlagen sind, weil sie geduldiger als andere Länder sind – und dadurch das Potenzial haben, Kurscrahs auszusitzen.
Thorsten Neumann, Mitglied im Investment-Komitee der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment, erklärte, wie künstliche Intelligenz helfen kann, bessere Anlageentscheidungen zu treffen. Ein Beispiel: Anhand von Computer-Programmen ließ sich während des Datenskandals bei Facebook zeigen, dass die Zahl der Online-Suchanfragen stark anstieg, wie Nutzer ihr Facebook-Konto löschen können – und parallel dazu brach der Aktienkurs des sozialen Netzwerks ein.
Gerhard Schick (2. v. r.), Finanzexperte der Grünen, diskutierte unter anderem mit Matthias Wiegel (2. v. l.) vom AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen darüber, warum die Deutschen kaum Vermögen aufbauen. Schicks These: Der schlechte Ruf der Finanzbranche halte viele Bundesbürger davon ab, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Obendrein verriet Schick sein bestes und gleichzeitig schlechtestes Investment: Die Aktie des Solarzellenherstellers Solarworld, die erst explosionsartig anstieg und zwischenzeitlich mehr als 7000 Euro kostete. Inzwischen ist Solarworld insolvent, die Aktie notiert im Cent-Bereich.
Kapitalmarktstratege Carsten Roemheld (l.) und Sonja Laud, Aktienchefin der Fondsgesellschaft Fidelity, sprachen mit dem Frankfurter Capital-Büroleiter Christian Kirchner über die Megatrends an den Finanzmärkten. Die These des Fidelity-Duos: Anleger sollten auf Schwellenländer setzen, hier seien deutlich höhere Erträge zu holen.
Jürgen Bierbaum ist Vorstand der Alten Leipziger Versicherung und sprach darüber, ob Rentenversicherungen ein Auslaufmodell oder ein Zukunftsprodukt sind. Er wies darauf hin, dass Rentenversicherungen heute weit flexibler sind als früher. Der Mathematiker zeigte anhand einer Berechnung, dass sich die Leistungen der Produkte nach Steuern durchaus mit Entnahmeplänen messen können.
Erik Podzuweit ist Co-Gründer des Fintechs Scalable, einem digitalen Vermögensverwalter, dem Kunden innerhalb von zwei Jahren mehr als eine Milliarde Euro anvertraut haben – und der deshalb ein Shootingstar der deutschen Finanzbranche ist. Kein Wunder, dass viele Besucher nach Podzuweits Vortrag das Gespräch mit dem Gründer suchten, der gerne Auskunft gab.
Viele aktive Fonds, also jene Fonds mit Manager, schneiden schlechter ab als ihr Vergleichsindex. Florian Uleer, Deutschland-Chef der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle, erklärte den Besuchern, wie sie gute aktive Fonds finden. Sie sollten beispielsweise darauf achten, dass ein Fonds nicht zu viele Aktien hält. In der Regel sollten es zwischen 60 und 80 sein, rät Uleer.
Hansjörg Pack ist Co-Fondsmanager des DWS Aktien Strategie Deutschland, der der erfolgreichste aktive Deutschland-Fonds ist, wie das große Capital Fondsranking in der Juli-Ausgabe zeigt. Pack analysierte, wie solide börsennotierte deutsche Unternehmen sind, denn seit Jahren sinken ihre Schulden. Das sei ein guter Puffer für schlechte Zeiten.
Georg Hoogendijk ist Sprecher der Geschäftsführung von Postbank Immobilien und sprach darüber, warum der Wunsch der Deutschen nach Wohneigentum ungebrochen ist. Er zeigte, dass deutsche Immobilien im internationalen Vergleich – legt man das verfügbare Einkommen zugrunde – noch günstig sind.
Peter Huber (sprechend am Mikrofon), Leiter des Portfolio-Managements bei der Fondsgesellschaft StarCapital aus Oberursel im Taunus, nahm an der Abschlussdiskussion teil, bei der es um Strategien für volatilere, also ruppigere Zeiten an den Börsen ging. Weitere Diskutanten waren Thomas Mayer, Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Instituts (erster v. l.), Bernd Meyer, Chefstratege Welt und Asset Management bei Berenberg (zweiter v. l.), und Volker Schilling von Greiff Capital Management. Starcapital-Experte Peter Huber fühlte sich bei den stark gestiegenen Kursen von Tech-Giganten wie Facebook an frühere Krisen erinnert, wo viele bis zum Crash glaubten: Die Kurse bestimmter Unternehmen würden einfach immer weiter steigen, so wie das jetzt der Fall bei den Tech-Giganten ist.