2019 gab es hierzulande 276 private Banken. Damit ist ihre Zahl in den vergangenen anderthalb Jahrzehnte quasi konstant geblieben. 2004 zählte der Bankenverband bundesweit 272 Privatbanken. Den Höchststand gab es 2010 mit 300 privaten Instituten.
Damit konnten sie dem allgemeinen Abwärtstrend in der Branche widerstehen. Die Gesamtzahl der Kreditinstitute ist seit 2004 von 2401 auf 1717 gesunken. Allerdings haben auch die Privatbanken ihr Filialnetz stark ausgedünnt. Die Zahl der Niederlassungen hat sich fast halbiert auf 7601.
Privatbanken in Deutschland
Die mittelständischen Privatbanken verwalten in Deutschland Kundenvermögen von mehr als 280 Mrd. US-Dollar, wie der Bankenverband im Juli 2018 mitteilte. Die Geschäftsmodelle bilden demnach die ganze Bandbreite des deutschen Bankenmarkts ab. Sie reichen von der reinen Vermögensverwaltung über das Privat- und Unternehmenskundengeschäft bis zum Investmentbanking.
Bei einigen Privatbanken haften immer noch wenige Gesellschafter persönlich für die Geschäfte. Deshalb betonen die Bankhäuser neben ihrer oft über 200-jährigen Tradition die besondere Unabhängigkeit von institutionellen Einflüssen.
Nicht jede Privatbank aber hat sich ihre Unabhängigkeit bewahrt. Manche wurden von anderen Privatbankiers übernommen, andere sind mittlerweile Teil internationaler Finanzriesen.
Das sind Deutschlands älteste Privatbanken
Deutschlands älteste Privatbanken
Privatbanken zählen in Deutschland zu den ältesten Unternehmen. Eine über 200-jährige Firmengeschichte garantiert aber nicht das Überleben. Sal. Oppenheim wurde 1789 von dem 17-jährigen Salomon Oppenheim Junior gegründet. Die Eigentümerfamilien verkaufte 2009 das damals größte unabhängige Bankhaus Europas an die Deutsche Bank. Die Vermögensverwaltungsgeschäfte wurden unter dem prestigeträchtigen Namen fortgeführt. Die Großbank überlebte die Übernahme nicht einmal zehn Jahre. Zum 30. Juni 2018 wurde der aktive Geschäftsbetrieb eingestellt. Die Marke Sal. Oppenheim ist seit September 2019 Teil der Deutschen Oppenheim Family Office AG.
Hauck & Aufhäuser führt seine Geschichte ins Jahr 1796 zurück. Damals wurde Friedrich Michael Hauck in Frankfurt am Main Teilhaber eines Handelshauses. Das schloss sich 1998 mit dem 1870 in München von Heinrich Aufhäuser gegründeten Bankhaus zusammen. Die Privatbank wurde 2016 vom chinesischen Finanzinvestor Fosun übernommen. Er wird im Aufsichtsrat von Liu Qiang und Tang Bin vertreten. Die Bilanzsumme von Hauck & Aufhäuser lag 2019 bei 5,7 Mrd. Euro. Der Provisionsüberschuss belief sich auf 140,9 Mio. Euro.
Auch die Geschichte von C. L. Seeliger begann mit einem Handelshaus. Es wurde 1794 im niedersächsischen Wolfenbüttel gegründet. 1852 rückte Gustav Seeliger, der Enkel des Firmengründers, das Bankgeschäft in den Vordergrund. Benannt wurde das Unternehmen, das seit 1825 in seinem Stammhaus logiert, nach Carl Ludwig Seeliger. Er und Werner Seeliger hatten die Privatbank in der fünften Generation geleitet. Seit ihrem Tod Mitte der 1950er Jahre leiten persönlich haftende Gesellschafter das Bankhaus. Aktuell sind dies Friedrich-Carl Heidebroek und Christoph Schmitz.
Die HSBC Deutschland geht zurück auf ein 1785 in Düsseldorf gegründetes Handelshaus. 1852 übernahm der Neffe des Firmengründers, Christian Gottfried Trinkaus, das Unternehmen und gab ihm seinen Namen: C. G. Trinkaus. 1919 wurde das Bankhaus von der Deutschen Bank und weiteren Investoren übernommen und 1972 mit dem Bankhaus Burkhardt & Co. fusioniert. 20 Jahre später übernahm die HSBC Holdings die Mehrheit des Unternehmenskapitals (99,3 Prozent). Die Bilanzsumme der Aktiengesellschaft belief sich zum Jahresende 2019 auf 26,6 Mrd. Euro.
M.M.Warburg & Co zählt zu den ältesten und einflussreichsten Privatbanken Hamburgs. Sie wurde 1789 von den Brüdern Moses Marcus und Gerson Warburg im heutigen Stadtteil Altona gegründet. Das Bankhaus ist seinem Hauptsitz seit 1867 treu geblieben. Zum Jahresende 2019 wurde ein Generationenwechsel vollzogen. Die Hauptgesellschafter Christian Olearius und Max Warburg zogen sich nach fast 40 Jahren von der Spitze des Aufsichtsrats zurück. Bernd Thiemann wurde zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. Die Bilanzsumme lag 2019 bei 4,49 Mrd. Euro, der Provisionsüberschuss stieg laut der Bank um elf Prozent auf 88,1 Mio. Euro.
Das Bankhaus Metzler aus Frankfurt am Main wirbt auf seiner Internetseite mit „langjähriger Erfahrung“. Das Finanzinstitut führt seine Wurzeln bis auf eine 1674 von Pfarrsohn Benjamin Metzler gegründete Tuchhandlung zurück. Seit 1716 sind erste Geld- und Wechselgeschäfte verbürgt. „1771 trat Friedrich Metzler, der erste und einer der herausragenden Bankiers der Familie, in die Geschäftsleitung ein“, heißt es in der Historie der Firma, die auf den profitablen Handel mit Staatsanleihen gegründet wurde. 1986 wurde das Unternehmen von einer Personengesellschaft in eine Kapitalgesellschaft in Form einer Kommanditgesellschaft auf Aktien umgewandelt, um die langfristige Unabhängigkeit und die Kontinuität des Unternehmens zu sichern und die Kapitalbasis zu stärken. Der Kreis der Gesellschafter blieb auf die Mitglieder der Familien von Metzler begrenzt.
Die Privatbank Berenberg führt ihre Geschichte bis ins Jahr 1590 zurück. Das macht sie nach eigenen Angaben zur zweitältesten Bank der Welt. Firmengründer waren die niederländischen Protestanten Thillmann Berenberg und sein Sohn Jan, die sich in Hamburg niedergelassen hatten. Die Inhaber der Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG haften bis heute persönlich und wechseln nur selten. 30,4 Prozent der Stimmrechtsanteile liegen bis heute bei der Familie von Berenberg. Je 15 Prozent werden vom Erbprinz zu Fürstenberg sowie Jan Philipp Reemtsma gehalten. Berenberg meldete für das Jahr 2019 einen operativ erzielten Jahresüberschuss von 60,5 Mio. Euro. Das waren den Angaben zufolge 160 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Provisionsüberschuss stieg um 28 Prozent auf einen historischen Höchstwert von 356 Mio. Euro. Im Juni 2020 gab Berenberg den Start einer Private-Equity-Plattform mit dem 2016 gegründeten (also 426 Jahre jüngeren) Berliner FinTech Moonfare bekannt.