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Aktien Covestro: Was steckt hinter der Kursflaute nach dem Übernahmeangebot?

Covestro
Unternehmenszentrale der Covestro AG in Leverkusen
© Sven Simon / IMAGO
Es wirkt paradox: Der arabische Ölkonzern Adnoc bietet 62 Euro je Aktie für den Spezialchemiekonzern Covestro. Die Aktie verharrt dennoch auf knapp 58,50 Euro. Sollten Anleger trotzdem zugreifen?

Seit drei Börsentagen ist klar: Adnoc, der Ölkonzern aus Abu Dhabi, will den deutschen Spezialchemiekonzern Covestro für 62 Euro je Aktie übernehmen. Es ist die größte Übernahme des Arabischen Emirats bislang, die Gesamtkosten der Übernahme belaufen sich auf knapp 16 Mrd. Euro. Der Vorstand hat zugestimmt, unabhängig davon, ob es zu einem Delisting-Angebot oder einem Squeeze-Out kommen wird. Adnoc unterstützt die Nachhaltigkeits- und Wachstumsstrategie, übernimmt Schulden in Höhe von rund 3 Mrd. Euro, verzichtet zunächst auf eine Gewinnabführung und bis 2032 sollen zudem alle Jobs erhalten bleiben. Über eine Kapitalerhöhung will Adnoc darüber hinaus der ehemaligen Bayer-Tochter vorab eine Finanzspritze von knapp 1,2 Mrd. Euro zukommen lassen. „Das lange Verhandeln hat sich gelohnt – sowohl für Covestro als auch für die Aktionäre“, urteilt Chris Counihan, Analyst der US-Investmentbank Jefferies. 

Die Gespräche zwischen dem Covestro-Vorstand und dem von Adnoc laufen bereits seit Juni 2023 und die 62 Euro bedeuten eine Prämie für die Anleger von 54 Prozent auf den Kurs im Sommer vergangenen Jahres. Das hat den Kurs beflügelt, seither ist er immerhin um mehr als 42 Prozent gestiegen. Aber er kommt nicht über die 62-Euro-Hürde. Dabei sieht etwa der DZ-Bank-Analyst Peter Spengler den fairen Preis der Aktie zwischen 62 und 70 Euro. Rechnen Anleger etwa nicht damit, dass Adnoc noch nachbessern könnte? 

Hürden vor Adnoc und Covestro

Es sind die lange andauernden Verhandlungen und die Hürden, die noch vor Adnoc und Covestro liegen, die viele Investoren zurückschrecken lässt. Behörden in Deutschland und auf EU-Eben werden zustimmen müssen und weitere Details ausgearbeitet werden. Die jetzt getroffene Vereinbarung ist das erste verbindliche Bekenntnis zu dem Deal.

Zwar hat der Covestro-Vorstand zur Annahme des Angebots geraten – es handelt sich also nicht um eine feindliche Übernahme, eine Bieter-Schlacht ist nicht erwünscht – aber zunächst dauert es vier bis fünf Wochen, bis das Angebot genehmigt und platziert wird. Frühstens können Anleger am 29. Oktober darüber entscheiden, ob ihnen die 62 Euro genügen. Nimmt mehr als die Hälfte der Anleger das Angebot an, geht es weiter. Wenn nicht, steht Adnoc vor der Entscheidung, nachzubessern oder sich zurückzuziehen. 

Es ist also Vorsicht, die Counihan von Jefferies dazu getrieben hat, die Aktie von „Buy“ auf „Hold“ zurückzustufen. 14 weitere Analysten raten jetzt zum Halten, lediglich fünf raten noch zum Kauf. Sollte der Deal nämlich noch an einer Stelle scheitern, dann bricht der Kurs des zuletzt unter der schwachen Wirtschaft und der Inflation leidenden Unternehmens ein. Ganz risikofrei erhalten Aktionäre die Prämie von derzeit noch rund 3,50 Euro also nicht. Doch der Kurs dürfte mit jeder genommenen Hürde steigen. 

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