Anzeige

Geldanlage Chinas Spuren

Aktien, die in Shanghai und Shenzhen gehandelt werden, spielen für ausländische Anleger bisher keine große Rolle
An der Börse in Hongkong gibt es noch günstige Aktien - Foto: Getty Images
An der Börse in Hongkong gibt es noch günstige Aktien - Foto: Getty Images

Die Kursstürze an Chinas Aktienmarkt haben Anleger weltweit in Aufregung versetzt. Dabei traf das Börsenbeben vor allem die sogenannten A-Aktien. Diese notieren in der chinesischen Währung Renminbi und werden an den Börsen in Shanghai und Shenzhen gehandelt. Binnen dreier Wochen im Mai brach der Markt für A-Aktien um fast ein Drittel ein. Eigentlich sind A-Aktien für ausländische Anleger nicht sonderlich interessant. Beim Kauf der für den chinesischen Binnenmarkt gedachten Titel unterliegen sie nämlich einigen Beschränkungen. Auch Fondsmanager, die in China investieren, greifen deshalb lieber zu H-Aktien, die in Hongkong gehandelt werden und in Hongkong-Dollar notiert sind. Deren Kurse sind im Mai nicht so tief gefallen wie die Kurse von A-Aktien.

Beim nächsten China-Crash dürfte der Schaden für die globale Investorengemeinde größer ausfallen. Der Grund: Viele Fondsmanager orientieren sich bei der Titelauswahl an einem Vergleichsindex, und die Indexanbieter erwägen, A-Aktien in ihre breiten Schwellenländerbarometer aufzunehmen. Das US-Indexunternehmen MSCI dachte Anfang Juni laut darüber nach. Hintergrund: Chinas Regierung will den lokalen Kapitalmarkt weiter liberalisieren, A-Aktien dürften für ausländische Investoren somit bald eine bedeutendere Rolle spielen als bisher.

„Es ist denkbar, dass regionale und auch globale Schwellenländer-Benchmarks in wenigen Jahren von China-Aktien regelrecht dominiert werden“, sagt Ali Masarwah von der Fondsratingagentur Morningstar. „Dann werden Aufstieg oder Fall von A-Aktien nicht spurlos an ausländischen Fonds-Investoren vorbeigehen.“

Morningstar hat sich angeschaut, welche Schwellenländerfonds bereits jetzt in A-Aktien investiert sind. Die Kurse der Papiere waren vor dem Crash monatelang gestiegen, einige Fondsmanager hatten sie deshalb in ihre Portfolios aufgenommen. Das höchste Gewicht haben A-Aktien im Nebenwertefonds „Ashmore Emerging Global Small Cap Equity“ (ISIN: LU0688432946), zeigt die Morningstar-Untersuchung. Ende März 2014 griff Manager Mark Coombs zu, in den folgenden Monaten erhöhte sich das Gewicht der China-Aktien im Fonds im Gleichschritt mit den steigenden Kursen. Ende Mai dieses Jahres war Coombs zu rund 16 Prozent in A-Aktien investiert. Im Juni sank dieser Anteil infolge des Crashs auf 12,6 Prozent. Immerhin: Trotz des Absturzes hat der Fonds im laufenden Jahr rund 8,5 Prozent an Wert gewonnen.

Auch der Schwellenländerfonds „Carmignac Emergents“ (ISIN: FR0010149302) des französischen Star-Fondsmanagers Edouard Carmignac war zuletzt mit rund neun Prozent vergleichsweise stark in die chinesischen Crash-Papiere investiert. Ende November 2014 stieg das Fondsmanagement ein, im März dieses Jahres machten A-Aktien rund zwölf Prozent des Portfolios aus. Vor der Korrektur reduzierten die Fondsmanager den Anteil allerdings. Es ist wohl zum Teil dieser Weitsicht zu verdanken, dass der Fonds im Vergleich zum Jahresbeginn immer noch deutlich im Plus steht.

Insgesamt listet Morningstar 20 Fonds auf, bei denen der Anteil an A-Aktien zuletzt zwischen drei und 16 Prozent betrug. In den meisten Schwellenländerfonds fristeten die Papiere allerdings bislang ein Nischendasein, sagt Morningstar-Experte Ali Masarwah. „Der bittere Kelch der jüngsten Korrektur ist also an den meisten europäischen Investoren in Emerging-Markets-Fonds vorbeigegangen – genauso wie der rasante Kursanstieg zwischen September 2014 und Ende Mai 2015.“

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel