Kolumne Börsengänge: Bei diesen Firmen läuft der Countdown

Der Unterhaltungskonzern Endeavor feierte am Donnerstag sein Börsendebüt
Der Unterhaltungskonzern Endeavor feierte am Donnerstag sein Börsendebüt
© Levine-Roberts / IMAGO
Trotz anhaltender Corona-Krise brummt das Geschäft mit Börsengängen. Unternehmen nutzen die Rekordstände an den Börsen und besorgen sich frisches Kapital. Im Sommer könnten einige schillernde Namen den Sprung aufs Parkett schaffen

Börsengänge sorgen wieder für Schlagzeilen, wie zuletzt das Mitte April erfolgte Debüt von Coinbase. Die größte US-Handelsplattform für Kryptowährungen legte einen Traumstart hin, seitdem gingen die Kurse allerdings abwärts. Schon bald könnten weitere US-Firmen wie die Bezahl-Plattform Stripe oder der Online-Trader Robinhood folgen.

Bereits im vergangenen Jahr lief die IPO-Party auf Hochtouren: Einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zufolge wagten 2020 insgesamt 1322 Unternehmen den Schritt an die Börse und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Das weltweite Emissionsvolumen schnellte um 26 Prozent auf 263 Mrd. Dollar auf das höchste Niveau seit dem Jahr 2010. „Angetrieben von der enormen Liquidität und fehlenden renditestarken Anlagealternativen sowie dem durch die Pandemie beschleunigten Digitalisierungsschub dürfte sich der Trend auch 2021 fortsetzen“, meint Gil Shapira, Chefstratege beim Broker Etoro.

Frankfurt vorne dabei

Anders als in den Vorjahren spielt vor allem der deutsche Finanzplatz bei IPOs ganz oben mit. Im Frühjahr startete der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 mit einer Bewertung von knapp 12 Mrd. Euro an der Börse durch. Das Portal betreibt unter anderem die Plattform wirkaufendeinauto.de. Mitte März schnappte sich die Vodafone-Funkturm-Tochter Vantage Towers mit einem Börsenwert von mehr als 12 Mrd. Euro den Titel des größten Börsendebüts in Deutschland seit 2018.

Das Timing war gut: Die beschleunigte Digitalisierung sowie der teure 5G-Netzausbau spielen den Betreibern derzeit in die Karten. Brancheninsidern zufolge überlegen weitere europäische Telekomkonzerne ihre Funkmasten aufs Parkett bringen. Alles andere als erfolgreich verlief hingegen der Start des Essenslieferdienstes Deliveroo an der Börse in London.

Unternehmen aus verschiedenen Branchen ziehen nach

Viel Spannung verspricht der für Ende Juni angesetzte Börsengang von Suse . Der 1992 gegründete deutsche Linux-Software-Anbieter zählt zu den Marktführern bei Open-Source-Software und strebt eine Bewertung von bis zu 8 Mrd. Euro an. Mit dem Erlös sollen Schulden reduziert werden, um strategisch und finanziell flexibel zu bleiben. Die Perspektiven sind gut: Big Data, Cloud-Anwendungen und das Internet der Dinge sind Megathemen der Zukunft und dürften Suse wie auch Konkurrent Red Hat in die Karten spielen.

Für Juli peilt der Brillenshop Mister Spex einen Börsengang an. „Der Berliner Online-Optiker wurde 2007 gegründet und könnte mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet werden“, meint Carlo Alberto de Casa, Chefanalyst beim britischen Broker Activtrades. „Inzwischen betreibt Mister Spex auch eigene Läden in mehreren Ländern, in Deutschland sind es derzeit 38“, ergänzt de Casa. Ebenfalls aus Berlin stammt die Sprachlern-App Babbel, auch hier wird mit einer Bewertung von über 1 Mrd. Euro gerechnet. Ein IPO der seit 2007 bestehenden Firma ist allerdings noch nicht final entschieden.

Auch wenn mit den anstehenden Börsengängen die Kurstafel um weitere spannende Anlageideen bereichert wird, sollten Anleger wachsam bleiben. Wie die Vergangenheit lehrt, strömten meist dann sehr viele Firmen aufs Parkett, wenn die Rally am Aktienmarkt bereits ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Daniel Saurenzbetreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter Info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com

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