Es war ein Schlaraffenland für Film- und Serienfans. Lange bevor mit Netflix auch in Deutschland der Streamingboom so richtig losging, streamten Unmengen von Deutschen bereits die neuesten Hollywood-Blockbuster und US-Serien auf Movie2K und Kinox. Es gab nur ein kleines Problem: Die beliebten Angebote waren – natürlich – illegal. 2013 klickten die Handschellen. Zehn Jahre später sorgt die Schließung möglicherweise für einen unverhofften Geldsegen für den deutschen Staat.
Fast 50.000 Bitcoin hat ein Beschuldigter Anfang des Jahres freiwillig übergeben, meldete die Staatsanwaltschaft Dresden und das LKA Sachsen am Dienstag. Der Mann sitzt bereits seit 2019 in Untersuchungshaft, soll bis 2013 gemeinsam mit einem anderen Beklagten Movie2K betrieben haben. Das mit Abofallen und Werbung eingenommene Geld war neben dem Erwerb von Immobilien auch für den Kauf der Kryptowährung genutzt worden – als eine Form der Geldwäsche, wie die Ermittler glauben.
Steiler Wertanstieg
Seitdem haben die Münzen mächtig an Wert zugelegt. Bei der Zerschlagung des Netzwerks 2013 hatte der Bitcoin-Kurs bei 100 Euro gelegen, die Münzen entsprachen also etwa 500.000 Euro. Mittlerweile liegt der Preis pro Bitcoin aber bei fast 40.000 Euro. Die nun der Polizei übergebene digitale Wallet hat also einen Wert von knapp 2 Mrd. Euro.
Auch im Vergleich zum allgemeinen Bitcoin-Markt ist das enorm viel. Mit 50.000 Münzen gehört die Wallet zu den 15 größten Wallets weltweit – und hält mehr Münzen als manche Krypto-Börse. Knapp 0,25 Prozent aller je geschaffenen Münzen befinden sich nun in der Hand des deutschen Staates.
Was passiert mit den Bitcoin?
Was genau mit dem Geld passiert, ist noch offen. Aktuell sind die Münzen Teil des laufenden Strafverfahrens gegen die beiden Beschuldigten. Sollten sie verurteilt werden, könnte der Staat die Münzen tatsächlich versteigern. Das war etwa nach einem Verfahren in Nordrhein-Westfalen geschehen. Dort waren 215 versteigerte Bitcoin sogar über dem damaligen Kurswert verkauft worden.
Dabei kommt dem deutschen Staat zugute, dass hierzulande die rechtliche Lage keine Auszahlung von Gewinnen an die Täter vorsieht. In Schweden hatte ein Gericht 2021 über 1 Mio. Euro an einen Dealer überweisen müssen: Die Staatsanwaltschaft hatte den Wert der Münzen in Echtgeld dokumentiert – und musste alles darüber hinausgehende zurückgeben.
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