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Daniel Saurenz Binance, Coinbase und Co.: Broker müssen um Vertrauen kämpfen

Eine Bitcoin-Münze liegt auf einem Bildschirm, der den Bitcoin-US-Dollar Kurs zeigt
Der Bitcoin hat sich von seinen Tiefständen erholt, dafür bereitet nun die US-Börsenaufsicht den Kryptobrokern Probleme
© Fernando Gutierrez-Juarez / picture alliance/dpa
Es könnte so schön sein. Die Aktienmärkte zeigen bisher ein starkes Jahr 2023 und der Bitcoin legte deutlich zweistellig zu. Dies wäre ein gutes Umfeld für Broker – eigentlich

Wenn sich Aktien- und Kryptobroker ein perfektes Set-up malen könnten, dann gäbe es vier Kriterien, die erfüllt sein sollten. Das Marktumfeld sollte zum einen recht freundlich sein und in immer wiederkehrenden Phasen Volatilität zeigen. Dann handeln Anleger gern und das freut den Broker. Dazu wäre es wünschenswert, wenn immer neue Kunden an den Markt kommen und somit das Wachstum auf dieser Seite floriert. Darüber hinaus sollte die Marge stimmen und in einem Zinsumfeld womöglich genau auf dieser Seite etwas abfallen. Die mitunter wichtigste Währung ist jedoch der vierte Punkt, nämlich das Vertrauen der Anleger in den Broker und seine Handelsqualität und selbstredend in die Sicherheit der Kundengelder.

Genau an diesem Punkt laufen 2023 Kryptobroker und deutsche Neobroker auseinander, was zuletzt auch die Aktienkursentwicklung klar widerspiegelt. Doch der Reihe nach.

Für Kryptoanleger gibt es bisher in diesem Jahr nichts zu meckern. Der Bitcoin hat sich kräftig erholt und viele kleinere Coins ziehen im Windschatten mit. In der Broker- und Börsenlandschaft bleibt aber kein Stein auf dem anderen. Denn die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC hat die Kryptowährungsbörse Binance und ihren Gründer Changpeng Zhao wegen einer Reihe von Wertpapierverstößen angeklagt. Binance wehrt sich, doch das Vertrauen in Kryptobörsen ist angeschlagen.

Amerikaner greifen hart durch

In den USA sind Auseinandersetzungen mit der Börsenaufsicht nicht vergnügungssteuerpflichtig. Die jüngste Maßnahme der SEC gegen Binance ist ein wegweisender Schritt der Regulierungsbehörden gegen einen der wichtigsten Akteure im Bereich der digitalen Vermögenswerte. Die Regulierung in den USA macht ernst und dies schickte den Bitcoin erst mal acht Prozent abwärts. Dass er sich genauso schnell wieder erholte, ist ein gutes Signal für die Kryptowährung per se. Daran, dass Kryptobörsen massive Probleme haben, ändert es nichts. Denn Binance ist bei weitem die größte Kryptobörse der Welt, und Zhao – in der Branche als „CZ“ bekannt – ist wohl die einflussreichste Person der Branche, die eine Schlüsselrolle beim Zusammenbruch des Konkurrenten FTX im vergangenen Jahr spielte.

Die SEC behauptet, dass Binance US-Kunden von der Nutzung von Binance – dem zentralen Offshore-Handelsplatz – ausgeschlossen habe, doch die Kontrollen würden zu lax gehandhabt. Ein weiterer Vorwurf lautet, dass Binance die Kundengelder nicht getrennt vom Firmenvermögen hält und daher nach Belieben Gelder umleiten kann, auch an Unternehmen, die Zhao gehörten. Bis mindestens 2021, so heißt es in der Beschwerde, wurden von Konten im Namen von Binance-Unternehmen, die sich im wirtschaftlichen Eigentum von CZ befanden, Milliarden von Dollar an Kundengeldern auf Bankkonten in den USA überwiesen. Das stelle für Anleger ein nicht bekannt gegebenes Gegenparteirisiko dar, so die SEC. Binance teilte mit, dass es von den Maßnahmen der SEC „enttäuscht“ sei und „das Geschäft und die Branche energisch verteidigen“ werde.

Aktien hart getroffen

Am Aktienmarkt hat sich die Nachricht auch negativ auf den Wettbewerber Coinbase ausgewirkt. 20 Prozent verlor die Aktie in den letzten Wochen. Das Unternehmen hat sich als Krypto-Blue-Chip-Aktie positioniert, das sich an die Regeln hält. Aber Coinbase enthüllte im März, dass die SEC ihr eine sogenannte Wells-Notice geschickt hatte, eine Warnung, dass die Agentur die Börse verklagen könnte. Nach den jüngsten Entwicklungen werden Anleger noch größere Bedenken haben.

Wie wichtig Vertrauen und eine saubere Ausführung und Arbeit mit Kundengeldern sind, zeigen die deutschen Neobroker. Zwar ist von den anfänglich genannten Wunschkriterien die Volatilität 2023 nicht wirklich erfüllt, doch stimmen vielfach Zinsmarge oder Kundenwachstum und im besten Fall sogar beides. Dazu hat so mancher Broker Hausaufgaben gemacht und schlechte Jahre wie 2022 hinter sich gelassen. So kletterte die Aktie von Flatexdegiro seit Jahresbeginn immerhin von 6,50 auf 8,50 Euro, obgleich ohne unschöne Prüfungen und Nachfragen seitens der Bafin bezüglich Aktienkäufen und Kapitalmarktinformationen des CEO Niehage wohl noch mehr an Kurspower drin gewesen wäre.

Vertrauen zählt

Besser sieht es beim Mitbewerber Smartbroker aus. Nach einem turbulenten Jahr 2022 ist die Aktie in diesem Jahr von sechs auf 9,60 Euro durchgestartet. 60 Prozent Kursperformance sind in diesem Jahr im Nebenwertesektor eine echte Marke. Sowohl Kunden als auch Geschäftspartner zeigen Vertrauen in das Unternehmen, zuletzt überzeugte es erneut im Vergleich der Gebühren beim Aktien- und Derivatekauf.

Übrigens liegt in den USA sogar Coinbase seit Jahresbeginn noch deutlich im Plus, den höchsten Stand erreichte die Aktie jedoch Mitte März. Seitdem stören die Anschuldigungen rund um Binance doch enorm. Besser geht es da Robinhood. Die Aktie des Neobrokers liegt auf Kurs Jahreshoch 2023. Fehlt nur noch etwas Volatilität im Markt.

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com

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