Der populäre Neobroker Scalable Capital arbeitet an einem Umbau des Unternehmens. Nach Informationen von Capital, Finance Forward und „Finanz-Szene“ bereitet die Münchner Firma einen eigenen Market Maker vor – mit Folgen auch für die Kunden. Der Market Maker tritt als Handelspartner auf, wenn Kunden ihre Aktien, Anleihen oder ETFs kaufen oder verkaufen. So stellen die Anbieter sicher, dass es jemanden gibt, der gerade kaufen oder verkaufen will.
Was technisch klingt, hätte für Kunden und Finanzindustrie große Folgen. Bislang arbeitet das junge Unternehmen hier vor allem mit der Baader Bank. Doch die Pläne gehen noch weiter: Das Start-up soll auch eine eigene Banklizenz beantragt haben. Unternehmen und Finanzaufsicht wollten sich nicht äußern.
Mit den Plänen bereitet sich das Finanz-Start-up, das mehr als eine Million Kunden zählt, auf das Verbot von Rückvergütungen vor, das die Europäische Union beschlossen hatte.
20 Mrd. Euro Kundengelder zählt Scalable Capital
Bislang zahlten die Market Maker bei jedem Handel einen kleinen Betrag an den Broker zurück – das Verfahren nennt man Payment for Orderflow. In der Konstellation mit einem eigenen Market Maker verdient Scalable Capital selbst an dem Unterschied zwischen An- und Verkaufspreis beim Handel. Das Unternehmen will auf diesem Weg versuchen, die eigenen Einnahmen zu sichern und gleichzeitig die Kosten für Kunden weiter niedrig zu halten.
Durch günstige Ordergebühren und einen Aktienhandel per App haben die Neobroker in den vergangenen Jahren einen massiven Zulauf erlebt. Auch die angestrebte Vollbanklizenz dürfte helfen, mehr Produkte eigenständig anbieten zu können. Bislang besaß Scalable nur eine Erlaubnis als Wertpapierhandelsbank. Die neue Lizenz würde dem Unternehmen erlauben, auch Einlagengeschäft beispielsweise für Zinsangebote zu betreiben. Konkurrent Trade Republic hat eine Banklizenz und bietet nun auch eine eigene Bezahlkarte an.