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Einstieg am Aktienmarkt Die richtige Mischung: Wie man ein starkes Portfolio aufbaut

Werbung des Neobrokers Scalable Capital am Hamburger Hauptbahnhof
Werbung des Neobrokers Scalable Capital am Hamburger Hauptbahnhof
© Chris Emil Janßen / IMAGO
Wie viel Geld sollten Anfänger in die verschiedenen Anlageklassen Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Krypto investieren, um eine gute Rendite einzufahren? Und ab wann sollte man überhaupt investieren? Die wichtigsten Schritte für's Depot

Wer das erste Mal am Aktienmarkt aktiv werden will, steht vor zwei Fragen: Wo handele ich – und wohl noch wichtiger: was handele ich? Keine einfachen Fragen, denn für beide gibt es keine einfachen Antworten. Beides ist individuell zu entscheiden, wobei es einige Leitplanken gibt.

Zunächst: vor dem Handel mit Aktien, ETFs und Anleihen sind zwei Entscheidungen nötig: die für ein Aktiendepot und für einen Broker. Für viele Menschen mögen das Fremdwörter sein. Doch im Prinzip ist es einfach: Wer am Aktienmarkt handeln will, muss eine Art Konto eröffnen – ein Aktiendepot. Und dieses bekommt er oder sie bei einem sogenannten Broker. 

Zunächst steht also die Wahl eines geeigneten Brokers an. Und diese Wahl ist alles andere als leicht, denn sie hängt von den individuellen Vorlieben ab. Manche wünschen sich einen direkten Ansprechpartner, andere wollen möglichst digital anlegen. Und wieder anderen sind vor allem die Kosten wichtig. Wie soll man hier nur den Überblick behalten?

Im Endeffekt gibt es drei Arten von Brokern: klassische Banken wie Sparkassen und Volksbanken, Neobroker und Spezialisten. Vor allem Neobroker wie Trade Republic, Scalable Capital und Smartbroker gewannen zuletzt an Beliebtheit. Sie zeichnen sich durch digitale und günstige Lösungen aus. Abstriche gegenüber den klassischen Hausbanken machen sie vor allem in der Beratung. Einen direkten Ansprechpartner gibt es hier nicht. 

Wer grundsätzlich auf einen direkten Ansprechpartner verzichten kann, einfache Basisinvestments in breit gestreute Aktienkörbe (ETFs) tätigen will und auch digital fit ist, sollte über Neobroker nachdenken. Denn eine der am stärksten unterschätzten Faktoren bei der Geldanlage sind die Kosten. Genau wie der Zinseszinseffekt die Rendite nach oben hebelt, drücken Kosten die Rendite überproportional nach unten. Deshalb sollten unerfahrene Anleger zunächst unbedingt auf die Kosten schauen – und, ob der Broker Bafin-reguliert ist. 

Neobroker verdienen vor allem am Spread

Dabei wäre es aber zu einfach nur auf die Ordergebühren pro Trade zu schauen, oder wie viele ETFs kostenlos bespart werden können. Denn Neobroker, die diese Gratisprodukte anbieten, verdienen ihr Geld dafür am sogenannten Spread – der Differenz zwischen An- und Verkaufspreis. Vor allem bei speziellen Produkten wie Kryptowährungen schlagen die Neobroker hier mächtig zu. Grundsätzlich sollten Neukunden hier schauen, auf wie vielen Börsenplätzen man handeln kann. Je mehr, umso besser – jedenfalls tendenziell.

Ein Nachteil bei Neobrokern ist mitunter die Produktvielfalt. Womit man bereits bei der Frage ist, in was man anlegen sollte.

Die Antwort auf diese Frage hängt von mehreren Faktoren ab: Wie viel Geld soll investiert werden? Über welchen Zeitraum? Wie risikoaffin ist der Anleger? Gibt es Branchen, in die kein Geld fließen soll? Über all diese Fragen sollten sich Neueinsteiger zunächst Gedanken machen, bevor sie Geld anlegen. 

Breit gestreut hinein

Wer gerade einsteigt und nicht mindestens 10.000 Euro mitbringt, sollte überlegen, ob er die komplette Summe in den Aktienmarkt investiert und, wenn ja, wie risikoreich er dies tut. Denn die Ausschläge an den Aktienmärkten können kurzfristig heftig sein. Wer nicht viel hat, sollte nicht sein letztes Hemd am Aktienmarkt verzocken. Es könnte sinnvoller sein, Teile auf dem Verrechnungskonto zu lassen, wo Trade Republic aktuell 3,5 Prozent Zinsen anbietet. Oder er investiert den Teil in festverzinsliche Produkte wie Tagesgeld oder Anleihen. Hier ist der Zins über einen längeren Zeitraum gesichert. 

Richtigen ETF finden

Einen Teil kann er dann immer noch in einen breit gestreuten ETF stecken. Für den Anfang bieten sich hierfür etwa der MSCI ACWI ETF (ISIN: IE00B6R52259) und der FTSE All World ETF (ISIN: IE00B3RBWM25) an – weltweit gestreute Aktien-ETFs mit geringen Kosten von etwa 0,2 Prozent pro Jahr. 

Auf diese Produkte bieten die meisten Anbieter auch kostenlose Sparpläne an. Hier liegt auch eine große Chance: man muss nicht reich an die Börse kommen. Es reicht, über viele Jahre kontinuierlich und kostengünstig breit zu investieren. Jedenfalls für die meisten Menschen, die bis etwa zehn Jahre vor der Rente in den Markt eintreten.

Mit steigendem Vermögen und mit höherem Alter gelten nämlich etwas andere Regeln. Wer kurz vor der Rente steht, sollte nicht mehr alles in einen kurzfristig volatilen Aktienmarkt investieren. Der Anlagehorizont sollte tendenziell sieben Jahre und mehr betragen. Da aber niemand automatisch beim Renteneintritt stirbt, kann er auch Teile investieren, die er (noch) nicht für die Altersvorsorge benötigt. Er sollte aber immer hinterfragen, ob das Geld nicht besser in festverzinslichen Produkte wie Anleihen aufgehoben ist.

Noch einmal anders verhält es sich bei hohen Vermögen. Natürlich könnten auch reiche Menschen ihr komplettes Geld in den MSCI World stecken – in den vergangenen Jahren wäre das sogar sehr gut gelaufen. Aber ab einer bestimmten Schwelle, die für jeden individuell ist, geht es auch um Risikodiversifikation. Es kann hier Sinn machen, Teile in Immobilien zu investieren und in festverzinsliche Produkte wie Anleihen, um diese Vermögensteile immerhin inflationsresistent anzulegen. Es ist jedenfalls wenig sinnvoll, Vermögen über 100.000 Euro auf seinem Verrechnungskonto zu halten, denn nur bis zu dieser Grenze greift die Einlagensicherung der Europäischen Zentralbank. Im Falle einer Bankenkrise könnten Einlagen darüber hinaus schlimmstenfalls vernichtet werden. Das investierte Geld ist allerdings gesichert.

80/20-Depot ab einer gewissen Größe

Ab einer gewissen Depotgröße, etwa bei 100.000 Euro, und etwas Vorwissen, macht es auch zunehmend Sinn, nicht nur breit gestreute ETFs und Fonds zu besparen. Viele Anleger schwören auf eine sogenannte 80/20-Strategie – 80 Prozent in Basisprodukte („Core“) wie den MSCI World, Anleihen, Gold und Co.; 20 Prozent in Einzeltitel und Branchenfonds („Sattelite“) , von denen man sich eine Überrendite erhofft. 

Der Klassiker: das 60/40-Portfolio

Von diesem 80/20-Ansatz gibt es verschiedene Abwandlungen – etwa das 70/30-Portfolio, bei dem 70 Prozent in Industrieländer und 30 Prozent in Schwellenländer investiert wird. Sie alle verfolgen letztlich das gleiche Ziel: mehr Rendite rauszuholen, und gleichzeitig die Basisarbeit nicht zu vergessen.

Die Finanzwissenschaft rät seit Jahrzehnten zum 60-40-Portfolio aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen: Es gilt nicht zuletzt aufgrund der Portfoliotheorie von Nobelpreisträger Harry Markowitz als jene Konstruktion, die für Privatanleger am einfachsten umzusetzen ist – und zugleich die höchste Rendite gepaart mit der größten Stabilität verspricht. Gold, was vielen Anlegern als sicherer Hafen gilt, sollte höchstens fünf bis zehn Prozent des Portfolios ausmachen.

Stabilität ist wichtig, vor allem, wenn man auch bei spekulativen Anlagen mitmischen will wie Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum, gehebelte Produkte, Gamestop-Aktien & Co. – der Markt ist voll von Produkten, die viel versprechen, aber nach oben und unten enorme Ausschläge haben. Wer möchte, kann dieses Risiko eingehen. Er oder sie sollte dies aber nur mit einem kleinen Teil seines Vermögens tun. Und nie so viel Geld einsetzen, dass sein Lebensstandard im Verlustfall eingeschränkt werden könnte. 

Als Faustregel kann gelten: keine Einzelposition sollte mehr als zehn Prozent des gesamten Portfolios ausmachen. Auch nicht, wenn es der eine oder andere dubiose Finanzinfluencer auf Youtube, Tiktok und Co. anders erklärt. Auf diese Verkäufer sollte man sowieso nur bedingt vertrauen, da sie häufig an den Zuflüssen eines Finanzprodukts partizipieren. Für die allermeisten Anleger gilt wohl die leicht abgewandelte Formel des Börsengurus André Kostolany: „(Breit gestreute) Aktien kaufen, Schlaftablette nehmen und reich aufwachen.“

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