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Neobroker verkauft Hohe Bewertung: Finanzen.net Zero geht an Private-Equity-Unternehmen

Finanzen.net-App auf einem Smartphone
Finanzen.net zählt Millionen von aktiven Nutzern, die es zu dem Broker rüberziehen will 
© CHROMORANGE/Claudia Nass / Picture Alliance
Das Medienhaus Axel Springer hat die Beteiligung Finanzen.net und den dazugehörigen Neobroker an eine Private-Equity-Firma veräußert – laut Medienberichten zu einer Bewertung von 400 Mio. Euro. Ein Preis, der die Branche überrascht

Am Freitagvormittag verkündete Axel Springer einen der größten Fintech-Deals Deutschlands. Das Medienhaus verkauft Finanzen.net an den Private-Equity-Anbieter Inflexion. Zu dem Unternehmen gehören die gleichnamige Plattform für Börsenkurse, Finanzkennzahlen und Artikel, ebenso der Neobroker „Finanzen.net Zero“, der Robo-Advisor Oskar und der Softwareanbieter Traderfox. Die beiden Gründer Peter Schille und Jens Ohr bleiben beteiligt.

Seit dem Frühjahr hat Axel Springer im Hintergrund bereits an dem Deal gearbeitet: Schon im März kursierte im Markt eine Preisvorstellung von 250 Mio. Euro, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Zu den Interessenten sollen zu der Zeit Private-Equity-Geldgeber wie Cinven, Vitruvian and Verdane gehört haben, hieß es weiter. Als potenzielle Käufer haben sich nach Finance-Forward-Informationen auch CFD-Broker die Firma angeschaut.

Nach dem ersten Bericht wurde es erst einmal ruhig. Die Preisvorstellung von Springer habe im Markt für Kopfschütteln gesorgt, sagen mehrere Brancheninsider.

Hoffnung liegt auf Neobroker

Doch nun soll der Kaufpreis, den der Private-Equity-Anbieter Inflexion zahlt, laut Medienberichten von „Börsen-Zeitung“ und „FAZ“ sogar deutlich höher liegen – nämlich bei grob 400 Mio. Euro. Lässt sich dieser Wert rechtfertigen?

Laut Bundesanzeiger hat die Finanzen.net GmbH einen Rohertrag von rund 30 Mio. Euro erwirtschaftet, dabei blieben ungefähr 15 Mio. Euro bei dem Unternehmen als Jahresüberschuss hängen. So lief das Geschäft seit einigen Jahren relativ konstant. Der letzte veröffentlichte Jahresabschluss stammt aus dem Jahr 2022.

Die Zahlen für 2023 sind nicht bekannt, allerdings prognostizierte die Firma für das Jahr nur ein leichtes Umsatzwachstum und einen „stabilen“ Gewinn. Es ist unwahrscheinlich, dass Finanzen.net im Vergleich zum Vorjahr plötzlich stark gewachsen ist. Über die Entwicklung des Brokers ist wenig bekannt, laut Insidern hätten sich die Zahlen aber gut entwickelt. Das Fintech dürfte bereits deutlich mehr als 100.000 Kundinnen und Kunden zählen, wie sich aus Unterlagen der Partnerbank Baader Bank überschlagen lässt. Das ist allerdings deutlich weniger als Konkurrenten Trade Republic oder Scalable Capital, die beide die Marke von einer Million Kundinnen und Kunden bereits geknackt haben.

Laut Mitteilung will der neue Eigentümer die Finanz-Homepage und die Fintech-App stärker verzahnen – die Bedeutung des Neobrokers wird dabei mehrfach betont. Auf diesem Geschäftsmodell liegt demnach die Hoffnung des Käufers. Trotz dieser Vision scheint eine Bewertung vom 26-fachen des Gewinns sehr hoch.

Dieser Text erschien zuerst bei Finance Forward, dem Magazin für die neue Finanzwelt, das in Kooperation zwischen Capital und OMR entsteht.

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