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Daniel Saurenz Am Brokermarkt geht es rund

Ein Candle-Stick-Chart ist auf einem Bildschirm zu sehen
Aktienkauf und -verkauf sind heute eine Sache von wenigen Klicks
© Westlight / IMAGO
Während sich der Dax auf Rekordniveau hält, ist bei den Aktienbrokern momentan vieles in Bewegung. Vor allem zwei Anbieter stehen im Fokus

Wenn ein Großaktionär eines SDax-Konzerns publikumswirksam die Führungsmannschaft infrage stellt, muss einiges geboten sein. So ist es im Frühjahr 2024, da beim Broker Flatex sprichwörtlich der Baum brennt. Der ausgeschiedene CEO Frank Niehage hat Flatex in den vergangenen Jahren nicht nur kaum vorangebracht im Vergleich zur Konkurrenz wie Trade Republic. Er wirtschaftete den Aktienkurs auch vom zugegeben recht absurden Rekordhoch von 29 Euro auf zeitweise 4 Euro herunter. Bei Bekanntgabe des Ausscheidens standen 9 Euro zubuche. 

Dass die Aktie seither fast 50 Prozent zugelegt hat, liegt daran, dass Großaktionär Bernd Förtsch massiv Druck gemacht hat, um eine neue Führung und vor allem eine bessere Strategie durchzusetzen. Ausgesprochen bemerkenswert für einen SDax-Konzern ist jedoch das Bonusprogramm, dass sich Niehage in der Coronazeit einfallen und vom Aufsichtsrat durchwinken ließ. Ein zweistelliger Millionenbetrag floss zusätzlich zum schon üppigen Festgehalt plus Bonus an den CEO. Wohlgemerkt zu einer Zeit, da der Aktienkurs nur die Richtung nach Süden kannte. Dass dies einen Macher wie Förtsch, Eigentümer des Börsenmedien-Verlags, nicht ungerührt ließ, war fast zu erwarten. 

Alt muss nicht schlecht sein

Dabei hat Flatex durchaus einiges zu bieten. Denn die Kundenbasis ist stark und man weiß das Brokergeschäft zu bespielen. Wenn es in den kommenden Jahren in Sachen Haptik gelingt, beispielsweise mit Trade Republic gleichzuziehen, wäre dies eine Ansage. Denn das Volumen pro Trade ist bei den Berlinern ziemlich dünn, wogegen bei etablierten Adressen wie eben Flatex oder Consorsbank deutlich höhere Trade-Volumina anfallen. Die Kundschaft ist im Schnitt älter, was am Kapitalmarkt nicht schlecht sein muss. Denn älter bedeutet häufig auch vermögender. 

Dies trifft in Teilen auch auf Smartbroker zu. Die Berliner taten sich mit ihrer Neugestaltung der Plattform und dem Aufbau der App lange Zeit schwer, kommen nun aber ins Laufen. Das Angebot ist dabei optisch auf ein junges Publikum zugeschnitten, jedoch bringt Smartbroker bei Handelsplätzen und Basiswerten die älteren Kunden stark ins Spiel. Vor allem Anleihen sind in Hochzinszeiten sehr spannend und Smartbroker weist dort ein Alleinstellungsmerkmal auf. 

Anleihen als Anker 

Da Anleihen mit über 3700 Mrd. Euro investiertem Geld in Deutschland und mehr als 7,2 Millionen investierten Kunden sehr gefragt sind, bietet Smartbroker den Anleihenhandel von über 29 Handelsplätzen an und offeriert mehr als 40.000 Staats- und Unternehmensanleihen kostenfrei bzw. bis zu 4 Euro je Order. Die Neuerungen schlagen sich gegenwärtig auch im Aktienkurs nieder. Die Aktie stößt um 6 Euro immer wieder auf hartnäckige Nachfrage und ließ sich auch 2022 und 2023 nicht unter dieses Level drücken. Börsianer nennen dies dann Bodenbildung und der Firmenwert des Smartbroker ist mit 112 Mio. Euro ohnehin ausbaufähig – mit Fantasie nach oben. 

Bei der Konkurrenz aus Frankfurt kommt es Anfang Juni übrigens zum Schwur. Dann wird der neue Vorstand bei Flatex installiert und gegebenenfalls müssten 75 Prozent der Aktionäre zusammenkommen und beschließen sich vom umstrittenen Aufsichtsratschef zu trennen, dem eine zu große Nähe zu Ex-Chef Frank Niehage nachgesagt wirde. In Sachen Fehlentwicklungen und Aktienkurs erinnert das Führungsteam an die schlimmen Jahre bei Bayer ab 2016. Bleibt die Hoffnung für Aktionäre, dass die Erholung bei Flatex schneller gehen wird. 

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com.

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