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Immobilien Bausparen ist jedermanns Liebling

Ein Bausparvertrag lohnt sich für Immobilienkäufer nur, wenn sie steigende Zinsen erwarten und ihren Kredit rasch tilgen können.
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© Gallery Stock/Michael Weber

Ein Jahr Sevilla, 24 Monate Toulouse, jetzt 18 Monate Hamburg – Thomas und Jana Beckmann* packen immer wieder ihre Koffer. Der 33-Jährige ist Ingenieur, arbeitet an ständig wechselnden Standorten für einen Kunststoffhersteller, zu dessen Kunden Konzerne aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie zählen. „In den nächsten Jahren werden wir sicher noch einige Male umziehen, damit Thomas sich ganz seiner beruflichen Karriere widmen kann“, sagt seine Frau. Die 29-Jährige ist freie Übersetzerin und kann ihren Mann daher überallhin begleiten. Doch ewig wollen die beiden nicht umherziehen. „In zehn Jahren haben wir Kinder und ein eigenes Haus“, sagt Beckmann.

Gerade hat das Paar einen Bausparvertrag über 100.000 Euro abgeschlossen. „So können wir uns die aktuellen niedrigen Zinsen sichern, auch wenn wir unser­ Haus erst ­später kaufen.“

Die Beckmanns liegen voll im Trend. Bausparen ist wieder angesagt, seit der Immobilienmarkt boomt und Baugeld billig ist. In der ersten Hälfte 2013 wurden bei den 22 Bausparkassen in Deutschland zwei Mil­lionen Neuverträge­ über ins­ge­samt 55,2 Mrd. Euro abge­schlossen – gegenüber dem ­Vorjahreszeitraum ein Plus von elf Prozent.

Niedriges Zinsniveau

Die Ursache des Booms: Etliche Institute haben die Zinssätze massiv gesenkt und unterbieten nun die ohnehin günstigen Konditionen von Hypothekenbanken deutlich. Während der durchschnittliche Zinssatz für herkömmliche Immobilienfinanzierungen aktuell bei 2,61 Prozent liegt, bietet etwa Deutschlands größte Bausparkasse, Schwäbisch Hall, Bauspardarlehen ab 1,5 Prozent an. „Wir geben die Vorteile des gesunkenen Zinsniveaus an die Kunden weiter“, sagt Vorstandschef Matthias Metz.

Die Deutsche-Bank-Tochter BHW hat sogar Angebote mit einem Darlehenszins von nur einem Prozent im Programm (siehe Tabelle­ ­Seite 187). Obendrein gibt es für Riester-Bausparverträge noch eine staatliche Förderung von 154 Euro pro Jahr und Erwachsenen – und 185 Euro pro Kind. Für nach 2007 geborene Kinder sind es sogar 300 Euro.

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Experten warnen indes davor, vorschnell die Unterschrift unter einen Bausparvertrag zu setzen: „Nicht immer ist er der beste Weg zum eigenen Heim“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Bevor man sich für diese Option entscheidet, sollte man durchrechnen, ob eine klassische Immobilienfinanzierung nicht günstiger kommt. Am besten kalkuliert man gemeinsam mit einem neutralen Fachmann, denn die Produkte sind schwer zu vergleichen.

Der Bausparvertrag ist eine Mischung aus Sparprodukt und Kredit. In der Ansparphase wird das monatlich eingezahlte Geld gesammelt und verzinst, bis der Vertrag nach mehreren Jahren zuteilungsreif ist. Dann wird die Bausparsumme ausgezahlt – also der Sparbetrag samt Zins und Zinseszins sowie der Kredit, auf den die zuvor festgelegten Sollzinsen gezahlt werden müssen. Mit der letzten Rate ist das Darlehen getilgt.

Annuitätendarlehen häufig besser

Die niedrigen Kreditzinsen der Bausparkassen gehen einher mit niedrigen Zinsen in der Ansparphase. „Bei vielen Verträgen frisst die Abschlussgebühr von bis zu einem Prozent der Bausparsumme den Großteil der Zinserträge auf“, sagt Nauhauser. Gerade für junge Immobilienkäufer ohne große Rücklagen schmälert dies die Attraktivität eines Bausparvertrags: „Mit einem gewöhnlichen Sparprodukt können Kunden trotz niedriger Zinsen von 0,5 bis 0,8 Prozent mehr Eigenkapital bilden.“

Wer jetzt kauft, fährt oft mit einem herkömmlichen Annuitätendarlehen besser, bei dem die Tilgung bereits mit der ersten Rate beginnt und die Schuld von Monat zu Monat schrumpft. Das Darlehen hat allerdings eine begrenzte Laufzeit von zehn, 15 oder 20 Jahren. Danach muss ein neuer Vertrag abgeschlossen werden – zu Zinssätzen, die möglicherweise deutlich über den heutigen liegen. „Wer erst in sechs, acht oder zehn Jahren eine Immobilie erwerben will, zurrt mit einem Bausparvertrag die gegenwärtig niedrigen Zinsen für die Darlehensphase fest“, sagt Max Herbst, Inhaber der Finanzberatung FMH in Frankfurt.

In den Genuss besonders günstiger Konditionen kommen allerdings nur Bausparer, die später schnell tilgen, sprich hohe Raten verkraften können. Das Ein-Prozent-Angebot der Deutschen Bank etwa sieht vor, dass bei einem Bausparvertrag über 100.000 Euro zehn Jahre lang jeden Monat 450 Euro angespart werden – bis 54.000 Euro zusammen sind. Dann wird der Gesamtbetrag ausgezahlt. Das Darlehen über 46.000 Euro muss in gut sechs Jahren zurückgezahlt werden mit jeweils 648 Euro pro ­Monat.

Bausparkassen wie die Debeka bieten auch Tarife mit bis zu 20-jähriger Tilgung an. Allerdings liegen dann die Kreditzinsen mit mehr als drei Prozent auf demselben Niveau wie Annuitätendarlehen mit gleicher Laufzeit.

Bausparkombi für Kurzentschlossene

Längst locken Bausparkassen nicht mehr nur Kunden, die erst in ein paar Jahren bauen oder kaufen wollen. Wer bereits in Kürze in die eigenen vier Wände einziehen will, kann eine sogenannte Bausparkombi wählen: Dabei wird ein tilgungsfreier Hypothekenkredit aufgenommen und gleichzeitig ein Bausparvertrag abgeschlossen. Ist dieser zuteilungsreif, löst er das Darlehen ab. Bis dahin werden Jahr für Jahr die Zinsen für den Hypothekenkredit gezahlt, ohne dass der Schuldenbetrag schrumpft. „Die Zinskosten sind dadurch höher als bei einem Annuitätendarlehen“, sagt Klaus-Peter Adolf, Geschäftsführer des Verbraucherfinanzportals Biallo.

Käufer, die eine hohe Tilgungsrate verkraften können, dürften mit einem Annuitätendarlehen besser fahren. Sollten die Zinsen für herkömmliche Immobilienkredite bis zur Anschlussfinanzierung kräftig steigen, lägen indes Bausparkombi-Kunden vorn.

Für ältere Eigenheimbesitzer, die kurzfristig 20.000 oder 30.000 Euro für größere Reparaturen am Haus benötigen, ist die Bausparkombi jedoch oft die einzige Lösung. „Banken stellen Annuitätendarlehen meist erst ab Beträgen von 50.000 Euro“, sagt Finanzexperte Nauhauser.

Sinnvoller ist es allerdings, für solche Fälle rechtzeitig Geld anzusparen – gegebenenfalls mit einem herkömmlichen Bausparvertrag. Das haben auch Jana und Thomas Beckmann vor: „Wenn wir unser Haus haben, werden wir noch mal einen Bausparvertrag über 10.000 Euro abschließen, um für teure Reparaturen gerüstet zu sein.“

„Jedermanns Liebling“ erschien zuerst in Capital 02/2014. Interesse an Capital? Hier können Sie sich die iPad-Ausgabe der neuen Capital herunterladen. Hier geht es zum Abo-Shop, wenn Sie die Print-Ausgabe bestellen möchten.

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