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Fonds „An alternativen Indizes ist nichts smart“

Morningstar-Analystin Claus erklärt, warum Smart-Beta-ETFs nicht immer ein gutes Investment sind.

Barbara Claus ist Fondsanalystin bei Morningstar

Capital: Frau Claus, wie innovativ sind Smart-Beta-ETFs?

Barbara Claus: Smart Beta ist ein neuer Sammelbegriff für ETFs auf alternativ gewichtete Indizes, und diese gibt es bereits seit Jahren. Dividenden-ETFs fallen zum Beispiel darunter, ein Klassiker der Indexfondsbranche. Der Ausdruck „smart“ macht sich im Marketing natürlich besonders gut. Wir bei Morningstar sprechen lieber von Strategic Beta. Dabei unterscheiden wir zwischen renditebasierten, risikoorientierten und sonstigen Ansätzen, wie beispielsweise Gleichgewichtungsansätzen.

ETF-Anbieter nutzen auch gern den Ausdruck Factor Investing. Blicken Anleger da noch durch?

Die jüngsten Entwicklungen im ETF-Markt haben die Komplexität tatsächlich noch einmal erhöht. Investoren sollten jedenfalls kein Produkt kaufen, nur weil „smart“ draufsteht. An ETFs auf alternativ gewichtete Indizes ist erst einmal nichts smart. Es gab in der Vergangenheit zwar Hinweise darauf, dass solche Produkte in manchen Marktphasen Vorteile bringen, es gibt aber keinen stichhaltigen Beweis dafür, dass das auch so bleibt. Im Gegenteil: In manchen Marktphasen können Smart-Beta-ETFs schlechter abschneiden.

"Ich persönlich mag antizyklische Ansätze"

Haben Sie ein Beispiel?

Nehmen Sie Dividenden-ETFs: Deren einziges Kriterium ist eine hohe Dividendenrendite. Die Dividendenrendite muss aber nicht deshalb hoch sein, weil die betreffenden Unternehmen hohe Ausschüttungen leisten. Sie kann auch hoch sein, weil der Aktienkurs gesunken ist und die Dividendenerwartungen noch nicht nach unten angepasst wurden. In der Finanzkrise sind Dividenden-ETFs abgestürzt, weil sie viele Bank-Aktien im Portfolio hatten, deren Kurse stark gefallen waren.

Welche Smart-Beta-Strategien sind für Privatanleger sinnvoll?

Ich persönlich mag antizyklische Ansätze, die man zum Beispiel mit fundamental gewichteten Indizes verfolgen kann. Es gibt aber keine Garantie darauf, dass ETFs auf derart gewichtete Indizes auch langfristig outperformen, da wir uns hier ausschließlich auf theoretische Überlegungen und Beobachtungen aus der Vergangenheit berufen.

Kritiker werfen der ETF-Branche vor, dass sie sich mit komplizierten Produkten von ihren Wurzeln entfernt. Sind Smart-Beta-ETFs ein weiterer Schritt auf diesem Weg?

ETFs sind generell keine so einfachen Produkte, wie viele Anleger denken. Aber Smart-Beta-ETFs sind tatsächlich noch einmal komplizierter. Sie eignen sich nur für Anleger, die das Konzept verstehen und sich am Markt gut auskennen. ETFs, die nicht das Label „smart“ tragen, sind für Privatanleger unter Umständen die bessere Wahl.

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