Einige Teile des Private-Equity-Marktes ähneln immer mehr einem Schneeballsystem, meint der Chief Investment Officer des größten europäischen Vermögensverwalters Amundi, Vincent Mortier. In einem Pressebriefing sagte er, dass die Menge an Geldern, die in den letzten Jahren von Private-Equity-Häusern eingesammelt wurde, die Bewertungen in die Höhe getrieben hätten. Das wiederum habe den Firmen einen Anreiz gegeben, einander Vermögenswerte zu überhöhten Preisen abzukaufen.
„Wir befinden uns in einer großen Blase auf den privaten Märkten“, sagte Mortier. „Wenn ich eine extreme Analogie ziehe, dann ähnelt der Private-Equity-Markt in gewisser Weise einem Ponzi-Schema, einem Pyramidensystem.“
Private Equity war weltweit einer der größten Gewinner der Niedrigzinsen in den letzten zehn Jahren. Im vergangenen Jahr haben Buy-out-Firmen laut einer Studie von Bain & Co. den Rekordwert von 1,1 Billionen Dollar in neue Deals investiert, befeuert von hohen Mittelzuflüssen und Bergen an nicht investiertem Kapital.
Amundi selbst ist Stand Ende 2021 mit rund 11 Mrd. Euro in Private Equity investiert. Das macht nur einen Bruchteil der 2 Billionen Euro an verwaltetem Vermögen der Franzosen aus.
„Die überwiegende Mehrheit der Deals wird derzeit zwischen Private-Equity-Playern abgeschlossen“, so Mortier. „Ein Private-Equity-Unternehmen verkauft an ein anderes, das gerne einen hohen Preis zahlt, weil es viele Investoren an Bord geholt hat.“
Dank der Option, an Mitbewerber zu verkaufen, konnten viele Firmen Abwertungen der Vermögenswerte vermeiden, obwohl es zugleich einen Ausverkauf an den Aktienmärkten gab. „Wenn sie wissen, dass sie einen Anteil an ein anderes Private-Equity-Haus für ein Vielfaches des Gewinns von, sagen wir, 20-mal, 25-mal oder 30-mal abgeben können, werden sie das in ihren Büchern natürlich nicht abschreiben“, so Mortier. „Deswegen spreche ich von einem Schneeballsystem, weil es zirkulär ist.“
Allerdings seien mit den richtigen Managern weiterhin gute Renditen erzielbar, so Mortier. „Mein Punkt ist nicht zu behaupten, Private Equity sei per se schlecht, es gibt einige sehr, sehr gute Gelegenheiten“, sagte er. „Aber Wunder gibt es eben nicht immer.“
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