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Nuklearaktien Der KI-Boom braucht Energie – und bringt den Atomstrom zurück

Kernkraftwerk Three Mile Island
Kernkraftwerk Three Mile Island: Der Energiehunger der KI bringt Atomkraft zurück – und bringt Nuklearaktien Aufschwung
© Dreamstime / IMAGO
Im Windschatten der KI kommt eine alte Bekannte zurück: Die Nuklearenergie. Aktien von Atomunternehmen könnten vom steigenden Energiehunger profitieren

In Deutschland ist der Ausstieg aus nuklearer Energie beschlossene Sache. Weltweit sieht das allerdings anders aus. Die Ursache: Künstliche Intelligenz (KI). Denn: Eine KI-Anfrage verbraucht laut Experten etwa bis zu zehnmal so viel Energie wie eine normale Google-Suche. Tech-Unternehmen wie Amazon, Google und alle anderen, die KI-Anwendungen in ihre Suchmaschinen, Clouds oder Webseiten integrieren wollen, brauchen also Unmengen an Energie. Die soll klimafreundlich sein. Doch auch wenn der Ausbau von Wind- und Solarenergie voranschreiten, den Mehrbedarf der Tech-Riesen können erneuerbare Energiequellen nicht kompensieren. 

Tech-Giganten investieren deshalb Milliarden in Kernkraft. Die ist zwar risikobehaftet und die Entsorgung von Nuklearabfällen bereitet Probleme, dem Klima schadet das aber erstmal nicht. So sagt etwa Michael Terrell, Senior Director für Energie und Klima bei Google: „Wir sind der Meinung, dass die Kernenergie eine wichtige Rolle spielen kann, um unseren Bedarf rund um die Uhr auf saubere Weise zu decken.“ Terrel kündigte außerdem an, Google werde Strom von Kairos Power, einem Entwickler von kleinen modularen Reaktoren kaufen, um „den Fortschritt der KI voranzutreiben“.

Constellation Energy: Reaktor ab 2028 zurück am Netz

Microsoft ist ähnlich sorgenfrei und hat mit einem Stromabnahmevertrag dafür gesorgt, dass der vor fünf Jahren stillgelegte Reaktor Block I des Kernkraftwerk Three Mile Island wieder ans Netz geht. Das US-amerikanische Energieunternehmen Constellation Energy gab dies jüngst bekannt. Unter der Voraussetzung, dass die zuständige US-Behörde Nuclear Regulatory Commission dies genehmigt, soll der Reaktor 2028 wieder in Betrieb sein und Microsoft den dort erzeugten Strom für seine Rechenzentren kaufen.

Das Gros der auf Marketscreener vertretenen Analysten rät daher zum Kauf der Constellation Energy Aktie. Seit Jahresbeginn steht diese 126 Prozent im Plus. Aktuell notiert das Papier bei 266,05 US-Dollar. Das mittlere Kursziel sehen die Analysten rund sechs Prozent darüber. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 29 für 2025 ist die Aktie moderat bewertet. 

Cameco: Kanadischer Outperformer

Das kanadische Unternehmen Cameco ist das weltweit größte börsennotierte Nuklearunternehmen. Der kanadische Uranriese hat mit einer EBIT-Marge von zwölf Prozent und einem Umsatzwachstum von fast 40 Prozent das Jahr 2023 abgeschlossen. Die National Bank of Canada geht einer aktuellen Mitteilung zufolge davon aus, dass unter den kanadischen Nuklearunternehmen Cameco am meisten von den jüngsten Nachrichten über wesentliche Investitionen von US-Tech-Unternehmen in die Atomindustrie profitieren werden. Das Unternehmen sei als größter nordamerikanischer Uranproduzent sowohl bei der Produktion als auch bei der Entwicklung und Konstruktion von kleinen modularen Reaktoren wettbewerbsfähig. Die Bank setzt die Aktie auf „Outperform“.

Auch das Gros der auf Marketscreener vertretenen Analysten ist positiv gestimmt und rät zum Kauf der Aktie. Beim aktuellen Kurs von 74,82 kanadischer Dollar (ungefähr 50,15 Euro) sehen sie durchschnittlich ein Aufwärtspotenzial von gut sieben Prozent. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 45 für das Jahr 2025 ist die Aktie allerdings im Branchenvergleich eher teuer.  

Brookfield Renewable: Hauptgeschäft mit Erneuerbaren

Der US-Konzern Brookfield Renewable hat neben erneuerbaren Energien wie Wind-, Solar- und Wasserkraft auch Dienstleistungen im Bereich Nuklearenergie im Angebot. Das Unternehmen kann über diese Sparte vom neuen Interesse an Nuklearenergie als emissionsarmer Energiequelle profitieren. Sollte der Wind sich drehen, und Atomenergie wieder in Ungnade fallen, dürfte das bei Brookfield keinen großen Schaden anrichten: Das Hauptgeschäft sind die Renewables.

Seit 2020 erwirtschaftet Brookfield jährlich ein Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr. Auch 2024 soll sich der Trend fortsetzen: Das Unternehmen rechnet mit rund 20 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr. Das EBITDA soll zum Jahresende mit gut neun Prozent im Plus stehen. Die auf Marketscreener vertretenen Analysten sind vorsichtig optimistisch, knapp die Mehrheit rät zum Kaufen, der Rest rät aber immerhin zum Aufstocken oder Halten. Klar: Als Konzern mit gemischten Energiequellen profitiert Brookfield natürlich von der aktuellen Entwicklung nicht im selben Ausmaß wie reine Nuklearunternehmen. Die Aktie notiert aktuell bei 27,83 US-Dollar. Im Durchschnitt sehen die Analyten das Kursziel rund drei Prozent darüber. Mit einem KGV von 83 für 2025 ist die Aktie hoch bewertet.

Auch einige jüngere Nuklear-Unternehmen sind einen Blick wert. So etwa Nuscale Power Corporation. Das US-Unternehmen hat sich auf kleinere, modulare Reaktoren spezialisiert. Im laufenden Jahr legte der Aktienkurs rund um sagenhafte 459 Prozent zu und notiert aktuell bei 17,32 US-Dollar. Analysten geben mehrheitlich eine Kaufempfehlung ab. Allerdings äußern sich – gemessen an der phänomenalen Performance – nur wenige Analysten überhaupt. Dahinter dürfte auch die Unsicherheit stecken, ob Nuklearenergie langfristig eine relevante Energiequelle bleibt. Oder ob sie als Überbrückungstechnologie dient, bis klimafreundliche Quellen ohne Katastrophenrisiko den Energiebedarf werden decken können.

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