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Don Lemon Show X-Show abgesagt: Elon Musk bestimmt, wann freie Rede gilt

Elon Musk
Die Fragen gefielen ihm nicht. Also setzt Elon Musk die neue X-Talkshow ab, bevor sie wirklich begonnen hat
© Screenshot
Elon Musk hat sich für eine neue Talkshow auf seiner Plattform X interviewen lassen – doch die Fragen von Moderator Don Lemon passten ihm offenkundig nicht. Jetzt hat der selbsternannte Verfechter der freien Rede das Projekt abgesagt

In der ersten Folge der neuen X-Talkshow sitzen sich Milliardär Elon Musk und der frühere CNN-Moderator Don Lemon gegenüber. In der rechten oberen Ecke prangt in gelben und schwarzen Buchstaben das Logo der neuen „Don Lemon Show“. „Glauben Sie, dass Sie und X eine Verantwortung dafür haben, Hatespeech auf der Plattform zu moderieren?“, fragt Lemon den X-Besitzer Musk und spielt dazu auf seine antisemitischen Äußerungen in der Vergangenheit an. „Ich muss diese Fragen nicht beantworten“, sagt Musk daraufhin aufgebracht. Er mache das Interview nur, weil Lemon auf X sei und ihn darum gebeten habe.

Nur einen Tag nach dem Interview steht fest: Das Gespräch mit Musk war die erste und letzte Aufzeichnung der „Don Lemon Show“ für X. Denn Musk, der immer wieder den hohen Stellenwert der freien Meinungsäußerung betont, passten die Fragen des Moderators offenbar nicht – so wenig, dass er die Show nun absagte, bevor sie überhaupt gestartet ist. Moderator Lemon nutzt die Abfuhr, um sein Format nun erst recht zu promoten.

„Contract is canceled“

Eigentlich wollte Elon Musk seine Social-Media-Plattform X mit der neuen Talkshow wieder attraktiver für Nutzerinnen und Nutzer und vor allem für Werbepartner machen. Denn seit der Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter durch Musk, tut sich die Plattform schwer und leidet an einem Rückgang der Werbeeinnahmen. Dreimal pro Woche sollte eine Folge der „Don Lemon Show“, benannt nach dem ehemaligen CNN-Moderator und Host der Sendung, zunächst exklusiv bei X erscheinen.

In der Premierenfolge war Musk selbst zu Gast. In der Vergangenheit hatte er immer wieder betont, dass X eine Plattform für freie Rede sei und freie Rede geschützt werden müsse. So sagte er etwa vor zwei Jahren in einem Interview: „Es ist verdammt nervig, wenn jemand, den man nicht mag, etwas sagt, das man nicht mag. Das ist das Zeichen einer gesunden, funktionierenden Situation von freier Rede.“ Das gilt aber offenbar nur so lange, bis ihn solche Äußerungen selbst in eine unangenehme Lage bringen.

In dem 90-minütigen Gespräch mit Lemon kam Musk mehrmals ins Straucheln. Lemon sprach ihn etwa auf seine Depressionen an, seine Position zu Marihuana und sein kürzliches Aufeinandertreffen mit Donald Trump, wie bereits veröffentlichte Ausschnitte aus der Sendung zeigen. „Meine Fragen waren respektvoll und breit gefächert und deckten alles ab, von SpaceX bis zu den Präsidentschaftswahlen“, schrieb Lemon anschließend auf X. Aus seiner Sicht sei das Gespräch gut gewesen, aber aus Musks offensichtlich nicht. 

Denn keine 24 Stunden nach dem Interview soll Lemon die schlichte Nachricht „Contract is canceled“ erhalten haben – damit war die Show abgesagt. X verweist in einem Post auf sein Recht, Entscheidungen über seine Geschäftspartnerschaften zu treffen. „Nach sorgfältiger Überlegung, hat X entschieden, keine kommerzielle Partnerschaft mit der Show einzugehen.“

Lemon veröffentlichte daraufhin ein Video bei X, in dem er sagt, dass Musk offenbar „sauer“ auf ihn sei. Seine regelmäßig geäußerte Selbsteinschätzung, ein „Absolutist der freien Meinungsäußerung“ zu sein, habe offenbar keine Gültigkeit mehr, wenn ihm die Fragen „von Leuten wie mir“ nicht passen, kritisierte Lemon. Beim US-Sender CNN erzählte er, dass es während des Gesprächs angespannte Situationen gegeben habe, wie in jedem Interview, er aber nie laut geworden sei. „Ich habe ihm gesagt, ,ich glaube, dass es für die Leute wichtig ist, das zu hören‘“, sagt Lemon bei CNN über Musk. „Am Ende habe ich vermutet, dass er aufgeregt war. Er hat sich nicht unwohl gefühlt.”

Während Musk sich offensichtlich in die Enge gedrängt fühlt, nutzt Lemon die Aufmerksamkeit nun, um Werbung für seine Show zu machen. Er hat die Rechte an dem Material und will es – obwohl er dafür nun kein Geld bekommt – jetzt erst recht veröffentlichen und zwar nicht nur als Podcast und Youtube-Video, sondern auch auf X selbst. 

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