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Wochenrückblick EZB spielt auf Zeit

Kein Ausstieg: Die EZB hält sich geldpolitisch alle Optionen offen. Außerdem: BMW-Strategie und Nordea-Umzug

Wer am Donnerstag ein Signal der Europäischen Zentralbank für den Abschied von der ultralockeren Geldpolitik erwartet hatte, sah sich getäuscht. Die Leitzinsen bleiben bei null Prozent und auch sonst vertagten die Währungshüter wichtige Weichenstellungen. EZB-Präsident Mario Draghi und die Mitglieder des Zentralbankrates halten sich damit alle Optionen offen. Sogar eine Ausweitung der umstrittenen Anleihenkäufe ist möglich. Momentan kauft die EZB monatlich für 60 Mrd. Euro Anleihen. Dieses Programm läuft am Jahresende aus. “Ein sehr substanzielles Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung ist weiterhin nötig”, sagte Draghi. Sorge bereitet der Zentralbank aktuell die Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar. Seit Jahresbeginn hat die Gemeinschaftswährung um mehr als 14 Prozent zugelegt, wodurch sich Importe verbilligen, was wiederum die Inflation bremst. Im August lag die Teuerungsrate bei lediglich 1,5 Prozent. Die EZB strebt einen Wert von zwei Prozent an. „Der Wechselkurs ist wichtig für das Wachstum und die Inflation“, sagte Draghi. Die jüngsten Schwankungen seien daher eine „Quelle der Unsicherheit“. Der EZB-Chef kündigte an, dass die Zentralbank im Herbst ihre Instrumente überprüfen werde. „Wahrscheinlich wird der Großteil der Entscheidungen im Oktober getroffen“, sagte Draghi. Unangenehme Überraschungen von der Konjunkturfront sind dann nicht zu erwarten. Das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone wuchs nach Angaben der Statistikbehörde Eurostat im zweiten Quartal um 0,6. Das stärkste Wachstum verzeichnete Spanien mit 0,9 Prozent, gefolgt von Deutschland mit 0,6 Prozent. Frankreich mit 0,5 Prozent und Italien mit 0,4 Prozent hinken etwas hinterher. Trotzdem dürfte 2017 das Jahr mit dem stärksten Wachstum seit zehn Jahren werden. Mit dem gegenwärtigen Tempo läuft es auf Jahressicht auf einen Zuwachs des BIP von 2,2 Prozent hinaus. In Deutschland stößt die abwartende Haltung der Währungshüter auf ein überwiegend negatives Echo. Ifo-Präsident Clemens Fuest wünschte sich schon vor der EZB-Ratssitzung ein Signal „für einen Einstieg in den Ausstieg“. Isabel Schnabel vom Wirtschaftssachverständigenrat kritisierte, dass die EZB erneut verpasst habe, „den Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm einzuleiten und endlich eine Ausstiegsstrategie zu formulieren“. Nur Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, kann die Position der EZB angesichts der immer noch vorhandenen Risiken für die Wirtschaft der Eurozone nachvollziehen.

BMW wird elektrisch

BMW-Chef Krüger mit einem 5er BMW mit Hybridantrieb
BMW-Chef Krüger mit einem 5er BMW mit Hybridantrieb
© Getty Images



Das Interesse der Kundschaft hält sich bislang zwar in Grenzen, dennoch setzt auch BMW voll auf die Elektrifizierung seiner Modellpalette. “Bis 2025 werden wir 25 elektrifizierte Modelle anbieten, zwölf davon werden vollelektrisch sein”, sagte BMW-Chef Harald Krüger. Künftig soll jeder BMW in allen Antriebsvarianten gebaut werden können. Damit will sich der Autobauer die notwendige Flexibilität bewahren, um auf Kundenwünsche reagieren und die Kosten unter Kontrolle halten zu können. „Kundennachfrage kann man nicht erzwingen“, sagte der BMW-Chef. Es sei unklar, welchen Marktanteil Elektroautos erreichen werden. Der Autohersteller will in diesem Jahr 100.000 Hybrid- und E-Autos verkaufen. Bislang hat BMW neun Modelle mit Elektromodelle im Angebot. Im kommenden Jahr will Krüger einen bedeutenden Schritt nach vorne beim Absatz machen. Eine Zahl nannte er aber nicht. Bei der bevorstehenden Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt werden die deutschen Autobauer neue Konzeptautos mit Elektromotoren vorstellen. BMW könnte zudem eine E-Variante seines 3er-Modells zeigen.

Flucht vor der Regulierung

Die Nordea Bank verlegt ihren Sitz nach Finnland - in die Eurozone
Die Nordea Bank verlegt ihren Sitz nach Finnland - in die Eurozone
© Getty Images



Die schwedische Nordea-Bank zieht es in die Eurozone. Das nach Börsenwert neuntgrößte europäische Kreditinstitut kündigte an, ihren Sitz von Stockholm in die finnische Hauptstadt Helsinki zu verlagern. Anders als Schweden ist Finnland Mitglied der Eurozone. Die Bank unterliegt dann den gleichen Spielregeln wie ihre europäischen Konkurrenten. Dadurch ergäben sich Kosteneinsparungen im Umfang von 1 Mrd. Euro, teilte Nordea mit. Unklar blieb aber, über welchen Zeitraum die Einsparungen erzielt werden sollen. Schweden verfügt über die strengsten Kapitalmarktregeln in Europa. Als dann die Regierung auch noch höhere Steuern ins Gespräch brachte, war das Maß voll. Die schwedische Finanzministerin Magdalena Andersson bedauerte den geplanten Umzug. Allerdings sinke dadurch auch das Risiko durch den Bankensektor. Die Bilanzsumme der schwedischen Banken liegt beim Vierfachen des Bruttoinlandsproduktes.

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