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Handelskrieg Wo Trumps Zölle China wirklich wehtun

Donald Trump geht auf Kollisionskurs zu Chinas Präsident Xi Jinping
Donald Trump geht auf Kollisionskurs zu Chinas Präsident Xi Jinping
© Getty Images
Ist ein umfassender Handelskrieg zwischen den USA und China nunmehr unausweichlich? Peking sollte bedenken, welchen Schaden Strafzölle bei Auslandsinvestoren anrichten können

Nun ist es also tatsächlich geschehen: Das Team von US-Präsident Donald Trump hat die Details bekannt gegeben - für Zölle im Umfang von 50 Mrd. US-Dollar auf chinesische Importe. Sie reichen von Fernsehgeräten bis zu Granatwerfern. China zahlt mit gleicher Münze zurück und bestraft wichtige amerikanische Exporte wie Flugzeuge, Obst und Schweinefleisch mit Zöllen in gleicher Höhe.

Ist damit ein voll entfachter Handelskrieg unvermeidbar?

Noch nicht ganz – wenngleich die Wahrscheinlichkeit dafür drastisch gestiegen ist. Ein Zoll-Umfang von 50 Mrd. Dollar ist für sich genommen aus chinesischer Sicht noch nicht so dramatisch. Nach einhelliger Meinung von Ökonomen würde dadurch das für 2018 erwartete Wachstum lediglich um 0,1 Prozent gedämpft.

Wenn jedoch laufende Verhandlungen scheitern und die Zölle auch umgesetzt werden, wird der langfristige Effekt vermutlich viel größeren Schaden anrichten. Denn ausländische Unternehmen in China gehören dort zu den weitaus produktivsten und sind ein wichtiger Kanal, um Technologie ins Land zu holen. Eben diese Unternehmen werden aber ihre Investitionen zurückschrauben, wenn sie davon ausgehen müssen, dass es immer schwieriger wird, chinesische Waren in die USA zu verschiffen. Und China – das unter einem großen Schuldenberg der ineffizenten heimischen Staatsbetriebe leidet – braucht ihre Dynamik und Know-how.

Auslandsfirmen sind Jobmotoren

Kurzfristig kann China einen Handelssreit gut aushalten: Nahezu die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung ist im Dienstleistungsbereich beschäftigt, während der Anteil der für Handelsschwankungen anfälligen Industrie zurückgegangen ist. Dennoch sind auf lange Sicht Unternehmen, die Auslandsinvestitionen angezogen haben, stets treibende Arbeitsplatzmotoren gewesen. Und entscheidend ist dabei, dass sie Jobs schufen, ohne einen gefährlichen Berg von Schulden anzuhäufen - wie es die heimische Industrie typischerweise tut.

Firmen mit Investitionen aus sowohl chinesischen wie auch ausländischen Quellen (FDI) standen zwischen Ende 2007 und 2016 für zehn Prozent des gesamten städtischen Job-Wachstums. Und das mit nur 5,5 Prozent der Gesamtinvestitionen. Im Industriesektor, der am meisten FDI anzog, spülte das stolze neun Prozent Rendite in die Kassen solcher Unternehmen - verglichen mit sieben Prozent für alle Unternehmen und lediglich vier Prozent für staatliche Firmen.

Wenn China also der Schuldenfalle entgehen will, die an sich ein staatsgemachtes Konstrukt ist, dann müssen diese Zahlen steigen – statt fallen. Nervöse ausländische Firmen, die Richtung Exit schielen, sind da das Letzte was China gebrauchen kann. Und wenn der Welthandel tatsächlich einknickt, könnte Peking zur nächsten Runde unproduktiver schuldenfinanzierter Stimuli gezwungen sein.

Fenster für Verhandlungen

Auch wenn Amerikas Druckmittel gegenüber China schwächer sind als noch vor einigen Jahren, so gibt es dennoch gute Gründe für die Volksrepublik, Zugeständnisse zu machen. Immerhin: Weder Washington noch Peking haben bislang einen festen Termin genannt, an dem die Zölle in Kraft auch wirklich in treten sollen. Das bedeutet: Im nächsten Schritt wird ernsthaft verhandelt. Offen ist derweil, was die Trump-Regierung bereit ist, zu akzeptieren.

Ein paar Dinge könnte Trump vielleicht erreichen. Etwa, dass China größere Mengen Halbleiter in den USA kauft, was dem Vernehmen nach erwogen wird. Oder eine Lockerung der Anforderungen an Joint Ventures für ausländische Investoren sowie der Regularien für Anteile in ausländischem Besitz - insbesondere im Finanz- und Gesundheitssektor, wo Kapital dringend gebraucht wird. Oder höhere chinesische Zahlungen für geistiges Eigentum aus den USA.

Nicht drin wird dagegen eine rapide Verringerung bilateralen Handelsdefizit um 100 Mrd. Dollar sein. Jedenfalls nicht ohne einen wirklichen - und sehr schädlichen - Handelskrieg.

Copyright: Wall Street Journal, 2018

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