Grüner Wasserstoff und kritische Rohstoffe gelten als wichtige Bausteine für die Energiewende in Deutschland. Und sind damit ein zukunftsträchtiges Ziel für Investitionen, zum Beispiel in Namibia. Auch die EU-Kommission strebt im Rahmen von „Global Gateway“ eine entsprechende Partnerschaft mit dem Land an und setzt bei ihrem Mega-Projekt einen starken Fokus auf Erneuerbare Energien.
„Global Gateway“ ist die europäische Antwort auf Chinas neue Seidenstraße: 300 Mrd. Euro will die EU-Kommission bis zum Jahr 2027 mobilisieren, um Infrastrukturprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern aufzubauen. Die Kosten verteilen sich auf verschiedene Töpfe. Ein Teil der Investitionen wird vom EU-Haushalt getragen. Und auch Entwicklungsbanken beteiligen sich an dem Projekt. Ein Novum: Erstmal werden auch private Unternehmen als Investoren rekrutiert. Ein erstes Leuchtturmprojekt soll dieses Jahr in Namibia umgesetzt werden. Ende Januar war eine Delegation von EU-Kommissaren im Land, um die Pläne zu konkretisieren.
Profitieren sollen bei Global Gateway nicht nur europäische Investoren, sondern auch das jeweilige Partnerland. So sollen Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung entstehen, Know-how transferiert und Umweltstandards eingehalten werden. Genau das ist für den deutschen EU-Botschafter Michael Clauß ein zentraler Unterschied zur neuen Seidenstraße: Zwar hätten auch die Chinesen seit dem Start vor zehn Jahren nachgebessert, erzählt er im Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“. Doch hält Clauß, der damals noch als Botschafter in China tätig war, das Projekt noch immer für „sinozentrisch, also auf chinesische Interessen hin ausgerichtet.“
Die Investitionen in die neue Seidenstraße sind dreimal so hoch wie die Summe, die bei „Global Gateway“ in knapp fünf Jahren fließen soll. Und vor allem hat China längst Fakten geschaffen, während die EU bisher vor allem diskutierte. Jetzt aber beginnt sich Europas „Tor zur Welt“ zu öffnen.
Nicht nur in Namibia will „Global Gateway“ Wasserstoffprojekte fördern, sondern auch in Ägypten und in Kasachstan. Auf dem Balkan soll ein Stromkorridor entstehen, um den Transport von Energie über lange Strecken und unterschiedliche Länder zu gewährleisten. Und auch in den Ausbau eines Glasfaserkabels soll investiert werden, um Nordafrika besser mit den Mittelmeerländern zu vernetzen. Gesundheitsprojekte in Afrika stehen ebenfalls auf dem Plan.
Die europäische Initiative ist geopolitisch geprägt. Clauß sieht sie nicht nur als Reaktion auf die neue Seidenstraße, sondern auch als Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat Europas Abhängigkeit von russischem Gas klar herausgestellt. Und zuvor hatte bereits die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Lieferkettenproblematik verdeutlicht, wie anfällig die vernetzte globale Wirtschaft sein kann.
„China wird weiterhin eine wichtige Rolle für europäische und auch für deutsche Unternehmen spielen“, versichert Clauß: „Aber wir haben auch gesehen, welche Risiken damit verbunden sind.“ „Global Gateway“ sei eine Chance für Europa, diese Abhängigkeit zu reduzieren und seine Handelskontakte breiter aufzustellen.