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Kommentar Was wir von der Fed erwarten können

Von der US-Notenbank Fed gibt es zwar klare Signale, dass die Phase der Nullzinsen enden soll. Andererseits ist man auch nicht „ungeduldig“. Von David Milleker
Auf Fed-Chefin Janet Yellen kommt es nun an
Auf Fed-Chefin Janet Yellen kommt es nun an
Kommentar: Was wir von der Fed erwarten können

David Milleker ist seit 2006 Chefvolkswirt bei Union Investment, einer der größten deutschen Fondsgesellschaften. Sie gehört zur genossenschaftlichen Finanzgruppe.

Wichtig ist, sich vor Augen zu halten, wo die US-Wirtschaft gegenwärtig nach Zahlen steht. Der Arbeitsmarkt sieht deutlich besser als noch vor einigen Jahren aus, wenn auch mit einer ganzen Reihe von Schönheitsfehlern. Unter anderem sind fast ein Drittel aller Arbeitslosen schon jenseits der Bezugsdauer von Unterstützungsleistungen – also nach US-Definition langzeitarbeitslos. Das inzwischen fast größere „Problem“ für die US-Notenbank als der Arbeitsmarkt ist die Inflation. Konkret das seit fünf Jahren anhaltende Unterschreiten des Inflationsziels von 2%. Besserung ist hier nicht wirklich in Sicht. Allenfalls die Hoffnung, dass sie mit der geringeren Arbeitslosigkeit demnächst dann wieder in Richtung Zielwert ansteigen sollte.

Innerhalb der US-Notenbank gibt es zwei extreme Lager: Die einen plädieren dafür, den Leitzins bei Null zu lassen, bis das Inflationsziel erreicht oder überschritten wird. Die anderen nehmen zwar die Zielverfehlung zur Kenntnis, plädieren aber aus anderen Gründen für schnelle Zinserhöhungen. Etwa mit der Begründung, dass sich durch die Fortsetzung der Nullzinspolitik an anderen Stellen im Finanzsystem Blasen bilden könnten.

Alle Blicke sind auf die Fed gerichtet

Umso dringender stellt sich die Frage, was die Fed im Verlauf dieses und des nächsten Jahres konkret tun wird. Das vermutlich beste Instrument für eine solche Analyse stellt die Fed selbst zu Verfügung: den sogenannten Dot-Plot (hier auf Seite 3). Hier wird angegeben, wo jeder einzelne Notenbankgouverneur den Leitzins optimaler Weise zum Ende eines jeweiligen Kalenderjahres sieht.

Die jüngste Ausgabe dieses Diagramms zeigt einen relativ breiten Konsens für ein Leitzinsniveau von rund 0,75% zum Ende 2015 und 1,75% zum Ende 2016. Dieser Konsens hat sich über die letzten zwölf Monate sehr zögerlich herausgebildet. Vorher waren die Mitglieder des Entscheidungsgremiums viel stärker in die beiden oben skizzierten Lager gespalten. Im Zeitablauf wird auch eine interessante Dynamik deutlich: eigentlich alle Bewegungen der Punkte gingen von oben nach unten.

Was können wir also von der Fed erwarten? Das wahrscheinlichste Szenario dürfte ein Leitzinsniveau in den USA zum Jahresende 2015 von 0,75 % sein. Die erste Zinsanhebung wird vermutlich im September stattfinden, sofern man hierunter einen Schritt auf 0,5% (und nicht eine Ankerung auf 0,25 % statt der aktuellen Bandbreite von 0% bis 0,25%) versteht. Auch im Jahr 2016 dürfte die Fed im Quartalsrhythmus Zinserhöhungen vornehmen, die im Vergleich zu früheren Zinserhöhungszyklen eher moderat ausfallen. Mit einem schnellen, signifikanten Zinsanstieg ist bis auf weiteres also nicht zu rechnen.

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