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Unglück im Nordatlantik Diese Geschäftsmänner sind an Bord des vermissten Tauchbootes „Titan“

Hamish Harding (Mitte) befindet sich offenbar an Bord des verschwundenen Tauchboots „Titan“
Hamish Harding (Mitte) befindet sich offenbar an Bord des verschwundenen Tauchboots „Titan“
© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Felix Kunze
Ein Tauchboot mit fünf Menschen an Bord ist auf dem Weg zur „Titanic“ verschwunden. Zur Crew gehören ein Milliardär und Abenteurer, einer der reichsten Menschen Pakistans sowie zwei Personen, deren Identität noch nicht bestätigt ist. 

An Bord des im Atlantik vermissten Tauchbootes „Titan“ befinden sich nach offiziellen Angaben fünf Menschen. Darunter offenbar vor allem Superreiche und vermögende Geschäftsmänner, die das Wrack der Titanic erkunden wollten. Drei Identitäten sind bestätigt. Über die Identität von einem Menschen an Bord gibt es bislang nur Medienberichte. Das sind die Menschen, die mit dem U-Boot als verschollen gelten:

Hamish Harding

Harding hat als Privatjet-Händler Milliarden verdient und sich einen Ruf als Abenteurer gemacht. Harding ist Fallschirmspringer, Pilot und Taucher. 2022 ist er an Bord des fünften bemannten Fluges von „Blue Origin“ ins All geflogen, berichtet die BBC. Außerdem hat er drei Weltrekorde aufgestellt – darunter den längsten Tauchgang zum tiefsten Teil des Marianengrabens. 2019 wurde er für die schnellste Umrundung der Erde über beide Pole ausgezeichnet.

Mit seiner US-amerikanischen Ehefrau Linda hat Harding die Söhne Rory sowie Giles, den er 2020 als damals Zwölfjährigen mit zum Südpol nahm. Nach Angaben der Zeitung „Guardian“ hat Harding zudem eine Stieftochter und einen Stiefsohn – dieser löschte nach kurzer Zeit einen Facebook-Post, in dem er bestätigt hatte, dass der Brite an Bord des Tauchboots ist.

Der Geschäftsmann hat laut „Guardian“ einen Abschluss in Naturwissenschaften und Chemieingenieurwesen von der Universität Cambridge. Er ist Chef von Action Aviation mit Sitz in Dubai, das Unternehmen bietet unter anderem Dienstleistungen in der Geschäftsluftfahrtbranche an. Sein Vermögen wird auf rund 1 Mrd. Pfund (1,17 Mrd. Euro) geschätzt.

Den abenteuerlichen Tauchgang zum „Titanic“-Wrack im Nordatlantik habe Harding schon lange geplant gehabt, zitierte die britische Zeitung „Daily Mail“ einen seiner Mitarbeiter. Rekorde ziehen den 1964 in London geborenen Abenteurer offenbar magisch an. „Ich habe als Kind regelmäßig das Guinness-Buch der Rekorde gelesen“, sagte Harding einst. „Ich habe mich immer gefragt, wie ich da hineinkommen kann.“ Er habe aber nichts „Dummes“ tun wollen, wie beispielsweise Tischtennisbälle zu balancieren.

Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman

Bestätigt ist auch, dass ein pakistanischer Geschäftsmann und sein 19-jähriger Sohn an Bord des vermissten Tauchbootes sind. „Unser Sohn Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman hatten sich auf eine Reise begeben, um die Überreste der Titanic im Atlantischen Ozean zu besichtigen“, zitierten britische Medien am Dienstagmorgen aus einer Mitteilung der Familie. „Bis jetzt ist der Kontakt zu ihrem Tauchboot unterbrochen, und es stehen nur begrenzte Informationen zur Verfügung.“

Dawood lebt in Großbritannien und arbeitet als Unternehmensberater. Laut „Daily Mail“ ist der 48-Jährige einer der reichsten Männer Pakistans, was auch am Vermögen seiner Familie liegt. Vater Hussain Dawood besitzt mit der Dawood Gruppe eines der größten Konglomerate des Landes. Shahzada ist das zweite von vier Kindern, wurde in Pakistan geboren, zog aber ins Vereinigte Königreich, wo er an der Universität von Buckingham Jura studierte. Außerdem hat er an der Philadelphia University in den USA Globales Textilmanagement studiert. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Engro Corporation, die Düngemittel, Lebensmittel und Energie herstellt, sowie der Dawood Hercules Corporation, die Chemikalien produziert.

Stockton Rush

Laut Unternehmenshomepage ist Stockton Rush Chief Executive Officer und Gründer (2009) von OceanGate. Demnach war Rush der jüngste Pilot der Welt, der als Jet-Transportpilot eingestuft wurde, als er 1981 im Alter von 19 Jahren seine DC-8-Pilotenlizenz erhielt. 1984 habe er bei McDonnell Douglas als Flugtestingenieur für das F-15-Programm angefangen. „Im Jahr 1989 baute Rush persönlich ein Glasair III Experimentalflugzeug, das er immer noch besitzt und fliegt. Er stellte ein stark modifiziertes Kittredge K-350 Zweimann-Tauchboot fertig, mit dem er bis heute über 30 Tauchgänge durchgeführt hat“, schreibt das Unternehmen auf seiner Homepage. Dass er mit an Bord des Tauchbootes ist, wurde noch nicht offiziell bestätigt.

Paul-Henry Nargeolet

Harding hatte laut BBC in einem Facebook-Post vor Beginn des Tauchgangs geschrieben, der französische Forscher und „Titanic“-Experte Paul-Henry Nargeolet sei mit an Bord. Am Dienstag hat Nargeolets Frau dem französischen Sender BMFTV bestätigt, dass der 77-Jährige mit an Bord des Tauchbootes ist. Nargeolet bezeichnet sich auf seinem Linkedin-Profil als Direktor des Unterwasserforschungsprogramms bei „Premier Exhibitions, RMS Titanic, Inc“. Das Unternehmen mit Sitz in Atlanta besitzt die alleinigen Rechte an der Bergung von Artefakten aus dem Schiffswrack der „Titanic“, schreibt die „Washington Post“.

Er ist ein ehemaliger französischer Marine-Kapitän und hat viel Erfahrung mit Tiefsee-Expeditionen. 1987, nur zwei Jahre nach der Entdeckung des Wracks, ist er erstmals zur „Titanic“ hinabgetaucht. Laut „Daily Telegraph“ hat er sich den Spitznamen „Mr. Titanic“ erarbeitet und mehr Zeit als jeder andere Mensch am Wrack des Schiffes verbracht.

Im Sommer 2021 trat die Firma Ocean Gate, die Wracktauchgänge für wohlhabende Touristen organisiert, erstmals mit ihm in Kontakt. Rund 230.000 Euro kostet so eine Reise zum Meeresgrund, auf der die Gäste zwischen vier und fünf Stunden beim Wrack verbringen – das Geld, so Nargeolet, diene dazu, die Forschung zu finanzieren. Er hoffe, auf einer seiner nächsten Expeditionen die Überreste des legendären Funktelegrafen zu bergen, mit dem die sinkende Titanic damals „SOS“ sendete, erklärt Nargelot in einem Interview mit der Zeitung „Ouest-France“ im April 2022

Der Zeitung „Irish Examiner“ gab er 2019 ein Interview, in dem er sagte: „Ob man nun elf Meter oder elf Kilometer tief ist, wenn etwas Schlimmes passiert, das Ergebnis ist dasselbe. Wenn man in sehr tiefem Wasser ist, ist man tot, bevor man merkt, dass etwas passiert, also ist es einfach kein Problem.“

Quellen:  „BBC" über Hamish Harding, Hamish Harding bei „guinessworldrecords.com", „Washington Post" über „Premier Exhibitions", „Daily Mail" zu Shahzada Dawood, engro.com, dawoodhercules.com, „Daily Telegraph" zu Paul Henry Nargeolet, „Oceangate.com" über Stockton RushBFMTV zu Nargeolet, DPA.

Mitarbeit: Jannik Tillar

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