Huch, die Packung war aber schnell leer, hat sich womöglich der ein oder andere Verbraucher in 2019 gedacht. Immer wieder hat diese Beobachtung aber gar nichts mit den eigenen Konsumgewohnheiten zu tun, sondernist auf eine kleinere Packung zurückzuführen. Besonders ärgerlich: Der Preis bleibt trotz weniger Inhalt der gleiche – oder liegt sogar noch höher als beim alten Produkt.
„Mogelpackungen sind gang und gäbe in deutschen Supermärkten“, kritisiert auch die Verbraucherzentrale Hamburg. Hier gingen im vergangenen rund 2500 Beschwerden über versteckte Preiserhöhungen von Produkten ein. Im Zeitverlauf zeigt sich dabei, dass die Anzahl der Mogelpackungen seit 2016 stetig wächst. Machte die Verbraucherzentrale vor vier Jahren noch 39 Mogelpackungen ausfindig, waren es 2019 schon 66 Produkte.
Seit 2016 kürt die Verbraucherzentrale Hamburg die „Mogelpackung des Jahres“. Für den diesjährigen Gewinner des Schmähpreises können Verbraucher noch bis zum 20. Januar per Online-Abstimmung votieren. Die fünf Nominierten sind:
#1 Rama unser Meisterstück (Upfield)
„Unser Meisterstück“ von Rama heißt eine neue Margarine, die seit 2019 im Supermarkt zu kaufen ist. Anders als die übrigen Aufstriche von Rama im 500-Gramm-Becher gibt es „Rama Unser Meisterstück“ als 350-Gramm-Portion. Die neue Margarine ist dabei genauso teuer wie die anderen Produkte der Marke. Der Hersteller rechtfertigt den Preisanstieg von 43 Prozent mit einer hochwertigeren Rezeptur. Die Recherche der Hamburger Verbraucherzentrale zeigt allerdings , dass Zutatenliste und Nährwerttabelle von „Rama Unser Meisterstück“ nahezu identisch sind mit der Sorte „Rama mit Buttermilch verfeinert“. Upfield verweist dagegen auf deutliche Unterschiede.
#2 Milka Darkmilk (Mondelez)
Die neue Schokolade „Milka Darkmilk“ aus dem Hause Mondelez sieht aus wie eine Standardpackung von 100 Gramm. Tatsächlich enthält die neue Tafel allerdings nur 85 Gramm. Preislich kostet „Milka Darkmilk“ aber genauso viel, wie die anderen Sorten. Mondelez verweist in einer Stellungnahme gegenüber der Verbraucherzentrale auf die hochwertige Herstellung und den höheren Kakaogehalt von 40 Prozent. Die Verbraucherschützer argumentiert dagegen mit einem Zutaten-Vergleich mit der Sorte „Milka Zartbitter“, die rund fünf Prozent mehr Kakao als „Milka Darkmilk“ – allerdings auch 15 Gramm mehr pro Tafel – enthält.
#3 Klassiker Spaghetti (Mirácoli)
Die bekannten Spaghetti von Mirácoli haben seit 2019 eine neue Verpackung und einen neuen Namen. Statt dem „Spaghetti Klassiker“ bietet Mirácoli Kunden jetzt die „Klassiker Spaghetti“ an. Neben dem Namensdreher gibt es aber auch einen Zahlendreher. Statt 397 Gramm wiegt die neue Packung jetzt nur noch etwa 379 Gramm. Das liegt unter anderem an der neuen Rezeptur, denn den „Klassiker Spaghetti“ fehlen der Käse, ein Kleks Tomatensauce und eine Prise Gewürze. Der Preis ist aber weiterhin der gleiche. Bei vielen Kunden sorgt das für Unmut, immer wieder machten Verbraucher ihrem Ärger über die käse-freien Spaghetti auch bei der Verbraucherzentrale Luft.
#4 Frosties (Kellogs)
Wer im vergangenen Jahr Cerealien der Marke Kellogs gekauft hat, hat den Unterschied vermutlich kaum bemerkt. Denn während die Verpackung vieler Kellogs-Produkte – darunter auch die „Frosties“, „Choco Krispies“, „Toppas“, „Honey Loops“, „Crunchy Nut“, „Smacks“ und „Cornflakes“ – teilweise nahezu gleich geblieben ist, ist die Grammzahl von 375 auf 330 Gramm geschrumpft. Umgerechnet ist damit etwa eine Portion weniger in der Packung. Der Preis an der Kasse ist dagegen gleich geblieben, was einer Erhöhung um bis zu 14 Prozent entspricht.
#5 „100 Prozent Direktsaft Karotte“ (Hipp)
Den höchsten Preisanstieg unter den Nominierten verzeichnet der „100 Prozent Direktsaft Karotte“ des Babynahrungsherstellers Hipp. Während die Saftflaschen von 500 auf 330 Mililiter verkleinert wurden, stieg der Preis je nach Geschäft um bis zu 115 Prozent. Hipp weise laut Verbraucherzentrale darauf hin, dass der Preisanstieg nach der eigenen Preisempfehlung deutlich geringer ausfalle. Allerdings entspreche die Preiserhöhung dann immer noch 62 Prozent. Grund für die kleineren Flaschen sei übrigens der Wunsch der Verbraucher, so Hipp in einer Stellungnahme gegenüber der Verbraucherzentrale. Diese hätten die Füllmenge der alten Flaschen als zu groß empfunden.