Jahresbilanz Commerzbank: die künftige Zinsgewinnerin

Commerzbank-Tower in Frankfurt
Commerzbank-Tower in Frankfurt
© IMAGO / Future Image
Die MDax-notierte Bank macht wieder Gewinn und dürfte künftig extrem von steigenden Zinsen profitieren. Wie das die Bank aus der Dauersanierung retten könnte

Das erste Jahr des Commerzbank-Chefs Manfred Knof lief nicht ganz glatt: Weil die polnische Tochter mBank viele Kredite in Schweizer Franken ausgegeben hat, die nun ausfallgefährdet sind, musste der Finanzkonzern dort die Risikovorsorge um 600 Mio. Euro erhöhen. Und weil Knof die Übergabe der Verwaltung von Wertpapierbeständen an den britischen Konkurrenten HSBC gestoppt hatte, musste das Haus rund 200 Mio. Euro abschreiben. Unterm Strich beliefen sich die Sonderbelastung inklusive Sanierungskosten auf knapp 2 Mrd. Euro.

Commerzbank-Chef Manfred Knof
Commerzbank-Chef Manfred Knof
© picture alliance/dpa | Arne Dedert

Da ist es schon überraschend, dass die Mieter im höchsten Hochhaus in Frankfurt mit einem Gewinn von 430 Mio. Euro in 2021 die Markterwartungen deutlich übertroffen haben. Im Jahr zuvor hatte die Commerzbank noch 2,9 Mrd. Euro Verlust vermeldet. Die Erträge schnitten mit 8,5 Mrd. Euro besser ab, als Finanzvorständin Bettina Orlopp selbst erwartet hat: „Wir haben eigentlich mit sinkenden Erträgen gerechnet, deshalb freuen wir uns über die drei Prozent Steigerung natürlich“, sagte sie in der Bilanzpressekonferenz am heutigen Donnerstag. Sogar die Aufwand-Ertragsrelation, die Kosten ins Verhältnis mit den Einnahmen setzt, ist mit 79 Prozent ganz okay.

Fürs gute Ergebnis ist eine Mischung aus Eigenleistung und Marktumfeld verantwortlich: Da sich die Wirtschaft wieder erholt, konnte die Coba die Risikovorsorge um knapp 70 Prozent auf 570 Mio. Euro zurückfahren. Zudem profitierte die gelbe Bank von EZB-Zuschüssen, mit denen die Notenbank die Liquidität in der Coronapandemie gewährleisten wollte. Die Tochter Commerzventures, zuständig für Risikokapitalinvestments trug indes Früchte. Etwa wegen des erfolgreichen Verkaufs der Anteile am US-Fintech Marqeta, das virtuelle Kreditkarten entwickelt, konnte die Sparte 220 Mio. Euro an die Mutter überweisen. Auch das Wertpapiergeschäft lief gut, die Provisionen daraus stiegen im Vergleich zu 2020 um knapp zehn Prozent auf 3,6 Mrd. Euro.

Zwei Herausforderungen für Knof

Nach seinem ersten Jahr als CEO kann Knof also zufrieden sein. „Wir haben im ersten Jahr der Transformation geliefert, was wir versprochen haben“, sagt Knof. Nun, es ist vielleicht das erste Jahr der Transformation unter Knof. Aber die Commerzbank steckt bereits seit der Rettung mit Notfallkrediten und dem Einstieg der Bundesregierung als Anteilseigner Anfang 2009 in der Neuaufstellung. Seither haben Knofs Vorgänger Martin Blessing und Martin Zielke den Investoren immer wieder versprochen, dass die Sanierung ganz bald ausgestanden sei.

Knof könnte der erste sein, der die Anleger mit einem solchen Versprechen nicht enttäuscht, obwohl er sich vorsichtig gibt: „Wir sind auf dem Weg, aber es werden uns sicher noch Herausforderungen begegnen.“ Eine ist es, bis 2024 die Eigenkapitalrendite auf sieben Prozent nach Steuern zu wuchten. Ende 2022 liegt sie bei einem mageren Prozent.

Die zweite ist das sinkende Zinsergebnis. Obwohl die Commerzbank im vergangenen Jahr 18 Mrd. Euro an Sparguthaben mit einem Strafzins versehen hat – 2020 waren erst 7 Mrd. Euro betroffen – sank das Zinsergebnis um 2,5 Prozent auf 4,8 Mrd. Euro. Wie gut es bei der Commerzbank läuft, hängt jedoch stark davon ab, wie die Zinsen stehen. Und weil die Zinsen seit der Finanzkrise und seit der Rettung durch den Staat 2009 niedrig sind, ist die Commerzbank seither im Sanierungsmodus. 

Die Ära der negativen Zinsen neigt sich jedoch dem Ende zu. Und genau das spielt Knof in die Hände. Sollte die EZB wie prognostiziert den Satz anheben, bedeutet das laut Finanzchefin Orlopp einen zusätzlichen Gewinn von mehr als 1 Mrd. Euro in 2024.

Aber Knof rechnet damit lieber nicht. Der für dieses Jahr prognostizierte Netto-Gewinn von mehr als 1 Mrd. Euro und der operative Gewinn über 2,7 Mrd. Euro bis 2024 hat die Commerzbank ohne die Annahme steigender Zinsen berechnet. Und deshalb könnte sie auch künftig mit ihren Ergebnissen positiv überraschen.

Dann, so sagt Knof, seien auch mal wieder die gebeutelten Aktionäre am Zug: 30 Prozent des Ergebnisses sollen nach Abzug von Zahlungen für eine Anleihe ausgeschüttet werden. Dass die Anleger der Aussage Knofs Vertrauen schenken, zeigt der Aktienkurs: Der stieg auf den höchsten Stand seit November 2018.

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