Die Panzerhaubitze 2000 ist endlich in der Ukraine angekommen. Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow verkündete die seit langem von Deutschland angekündigte Lieferung am 21. Juni auf Twitter. Dank des schweren Artilleriegeschützes, das auf das Fahrgestell eines Kettenpanzers montiert ist, könne die Armee den russischen Gegner nun unter Druck setzen, schrieb Resnikow und dankte der deutschen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD).
Waffenlieferungen an die Ukraine
Am selben Tag veröffentlichte die Bundesregierung auf ihrer Internetseite eine Liste mit der militärischen Ausrüstung, die an die Ukraine geliefert wurde oder noch geliefert wird. Die Aufzählung soll regelmäßig aktualisiert werden. Bislang hatte die Ampelkoalition solche öffentlichen Angaben unter Verweis auf Sicherheitsbedenken abgelehnt. Nun aber sei das Verfahren „an die Praxis unserer engsten Verbündeten, etwa den USA“ angepasst worden, teilte die Regierung mit. Material und Waffen stammen aus Beständen der Bundeswehr oder werden mit Regierungsmitteln von der deutschen Rüstungsindustrie geliefert.
Diese Waffen und Ausrüstung liefert Deutschland an die Ukraine

Kritiker fragen: Wo bleiben die schweren Waffen für die Ukraine? Rund vier Monate nach der Invasion Russlands sind zumindest die Panzerhaubitzen 2000 im Kriegsgebiet angekommen. Lambrecht hatte Anfang Mai sieben Exemplare zugesagt. Sie waren auf der Regierungsliste noch im Abschnitt „in Vorbereitung / Durchführung“ vermerkt. In den vergangenen Wochen waren ukrainische Soldaten an den Geschützen geschult worden. Es handelt sich um ein Projekt der Bundesrepublik mit den Niederlanden. Alle Angaben der Liste beruhen auf dem Stand vom 21. Juni 2022.

30 Flakpanzer Gepard warten laut der Liste noch auf den Transport in die Ukraine. Der Flugabwehrkanonenpanzer war von 1976 bis 2010 von der Bundeswehr genutzt worden. Ein Problem stellte die passende Munition dar. Deutschland will den Panzer nun laut der Bekanntmachung mit „circa 6000 Schuss“ Munition liefern. Das ergäbe im Schnitt 200 Schuss pro Fahrzeug.

Viele Waffen, mit denen Deutschland die Ukraine unterstützen will, sind seit langer Zeit ausgemustert oder stammen gar noch aus den Beständen der DDR. Ein Grund: Die ukrainischen Soldaten sind mit Waffensystemen der Sowjetzeit vertraut. So hat Deutschland laut der Liste Ersatzteile für das sowjetische Kampfflugzeug MiG-29 geliefert. Hochmodern ist hingegen das Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dafür einen besonderen Dank ausgesprochen. Er rechnete aber damit, dass die Lieferung ein halbes Jahr dauern könnte. Zeitpläne wurden aus Sicherheitsgründen bei der Liste nicht bekannt gegeben. Deutschland will auch das Artillerieortungsradar Cobra ins Kriegsgebiet schicken.

Geliefert wurden laut der Bundesregierung 3000 Patronen Panzerfaust 3 nebst 900 Griffstücken, 500 Fliegerabwehrraketen Stinger, 2700 Fliegerfäuste Strela sowie 50 Bunkerfäuste. Auch vier elektronische Drohnenabwehrgeräte kamen aus Deutschland. Acht weitere sind in Planung, ebenso wie 40 Aufklärungsdrohnen und drei Mehrfachraketenwerfer Mars. Im Kriegsgebiet bereits eingesetzt werden können laut der Regierung 14.900 Panzerabwehrminen und 5300 Sprengladungen.

Deutschland will 54 gepanzerte Truppentransporter vom Typ M113 mit Bewaffnung an die Ukraine liefern. Die Systeme stammen den Angaben zufolge aus Dänemark, die Umrüstung wird durch Deutschland finanziert. Schon in der Ukraine sind demnach 30 gepanzerte Fahrzeuge sowie insgesamt 178 Lkw, Kleinbusse und Geländewagen. Die Versorgung mit Diesel und Benzin erfolge laufend. Deutschland hat zudem zehn Tonnen AdBlue geliefert. Dieses Abgasreinigungsmittel für moderne Dieselfahrzeuge war zuletzt teils um das Fünffache teurer geworden. Deutschland will außerdem 80 Toyota Pick-up-Trucks sowie weitere Lkw und gepanzerte Fahrzeuge in die Ukraine schicken.

Die Ukraine hat von Deutschland laut Regierungsangaben bislang 100 Maschinengewehre MG 3 mit 500 Ersatzrohren und Verschlüssen, 16 Millionen Schuss Handwaffenmunition sowie 100.000 Handgranaten erhalten. Geplant sind 5,8 Millionen Schuss Handwaffenmunition, 53.000 Schuss Flakpanzermunition und 10.000 Schuss Artilleriemunition.

Über die 5000 im Januar von Lambrecht zugesagten Kampfhelme gab es viel Häme. Mittlerweile hat die Bundesrepublik der Ampelkoalition zufolge 23.000 Gefechtshelme in die Ukraine geschickt. 5000 sollen folgen. Auch 15 Paletten mit Bekleidung gingen ins Kriegsgebiet, dazu 100 Zelte und 10.000 Schlafsäcke.

Deutschland unterstützt die Ukraine auch bei der Versorgung seiner Verwundeten. Mit Estland wurde den Angaben zufolge ein Feldlazarett bereitgestellt. Dazu gab es 1200 Krankenhausbetten, 18 Paletten Sanitätsmaterial, 60 OP-Leuchten, Schutzbekleidung und OP-Masken. 65 Kühlschränke für Sanitätsmaterial und 100.000 Erste-Hilfe Kits sollen geliefert werden. Deutschland schickte zudem 360.000 Einzelrationen Lebensmittel.

Geliefert wurden laut der Liste unter anderem ferner Stromerzeuger, Fernrohre, Nachtsichtgeräte, Schießbrillen und Feldfernsprecher. Vorbereitet wird der Transport von Bodenradaren, Wärmebildgeräten und Störsendern.