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Twitter-Übernahme Gekränkt wegen Aktienverkauf? Musk hetzt antisemitisch gegen Soros

Tesla-Chef Elon Musk spricht in ein Mikrofon
Nach seiner Übernahme von Twitter lockerte Musk die Regeln gegen Hass und Hetze auf der Plattform und entließ einen Großteil der für die Moderation zuständigen Mitarbeiter
© IMAGO / USA TODAY Network
Twitter-Eigner Elon Musk beteiligt sich fleißig selbst an der Verbreitung rassistischer und antisemitischer Hetze auf seiner Plattform. Die Attacke auf den Investor und Milliardär George Soros ist eine „neue Eskalationsstufe“

Elon Musk wollte diesmal niemanden im Unklaren lassen. Seit Monaten postet Twitters Chef und Besitzer immer wieder Memes und Anspielungen, die vor allem in der rechten Szene als Referenzen auf Verschwörungstheorien verstanden werden, anderen Nutzern jedoch harmlos vorkommen könnten. Auch in der vergangen Nacht werden wohl nicht alle von Musks knapp 140 Millionen Follower sofort verstanden haben, worauf der zweitreichste Mensch der Welt genau hinaus wollte, als er schrieb: „Soros erinnert mich an Magneto.“

Musk twittert:  „Soros hasst die Menschheit.“

Der berühmte Spekulant und Philanthrop George Soros und der Erzbösewicht der Mutanten-Comics X-Men haben tatsächlich etwas gemeinsam. So sind beide jüdischer Herkunft und Holocaust-Überlebende. Auf einen entsprechenden Hinweis eines Nutzers stellte Musk umgehend klar, dass sein Post als schlimmstmögliche Beschimpfung gemeint war: „Er will das Grundgewebe der Gesellschaft zerstören. Soros hasst die Menschheit.“

Dass Nutzer neben mehr oder weniger sachlicher Kritik auch Verschwörungstheorien und ungehemmten Hass auf den Hedgefondsmanager und Multimilliardär Soros verbreiten, ist Alltag auf Twitter. Studien zufolge haben rassistische und antisemitische Hetze seit der Übernahme des Unternehmens durch Musk im vergangenen Oktober dramatisch zugenommen. Der jüdisch-stämmige Soros, der über seine Stiftung Open Society Foundation in vielen Ländern liberale politische Ziele unterstützt, ist eines der Lieblingsziele dieses Hasses.

Mit der Behauptung, Soros hasse die Menschheit, bedient der Twitter-Chef nun selbst klassische antisemitische Klischees. „Musk übernimmt hier 1 zu 1 das Narrativ der antisemitischen 'Protokolle der Weisen von Zion'“, twitterte die Amadeu Antonio Stiftung, die sich in Deutschland gegen Rassismus und Antisemitismus engagiert. Dieser Ausfall stelle eine neue Eskalation für Musk dar.

Soros verkaufte Tesla-Aktien mit Gewinn

Der Twitter-Chef hat in den vergangenen Monaten dem rechten Lager nicht nur Tür und Tor bei Twitter geöffnet, indem er die Durchsetzung von Regeln gegen hetzerische Inhalte weitgehend herunterfuhr. Er bedient den rechten Geschmack auch selbst aktiv: etwa mit einem Bild von Waffen auf seinem Nachttisch, mit Warnungen vor einem „Woke Mind Virus“ oder mit alarmistischen Posts über die angebliche Bedrohung weißer Amerikaner durch ihre schwarzen Landsleute.

Immer wieder zielt Musk bei persönlichen Attacken mit seinen Tweets auch weit unter die Gürtellinie. Als vor einigen Jahren ein US-Senator eine Milliardärssteuer forderte, machte Musk sich über dessen Profilfoto lustig, das aussehe, als habe er „gerade einen Orgasmus gehabt“. Von Microsoft-Gründer Bill Gates postete Musk ein Foto mit dem umgangssprachlich formulierten Hinweis, es sei dafür geeignet, eine Erektion zu beenden.

Dass Musk nun auch auf Soros losgeht, ist vor diesem Hintergrund nicht überraschend. Denn Soros ist nicht nur ähnlich wie Gates regelmäßig beliebte Zielscheibe für viele verschwörungstheoretisch veranlagte Twitter-Nutzer. Auch der konkrete Auslöser für Musks Attacken auf beide scheint ein ähnlicher zu sein: Die beiden Multimilliardäre hatten jeweils Investitionsentscheidungen gegen Musks E-Auto-Konzern Tesla getroffen.

Im Falle Gates war zuvor bekannt geworden, dass dieser eine hohe Summe auf einen fallenden Tesla-Aktienkurs gesetzt hatte. Soros hatte dagegen im vergangenen Jahr, nachdem die Tesla-Papiere stark eingebrochen waren, ein großes Aktienpaket gekauft. Kurz bevor Musk auf Twitter gegen Soros austeilte, war durch eine Pflichtmitteilung an die Börsenaufsicht bekannt geworden, dass er die Papiere mit erheblichem Gewinn komplett wieder abgestoßen hatte.

Dieser Text ist zuerst bei ntv.de erschienen.

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