Einen „kleinen, warmen Platz in meinem Herzen“ habe Tiktok, sagte US-Präsident Donald Trump dem Sender NBC News. Für das Unternehmen hat sich das bereits ausgezahlt. Denn eigentlich hätte der chinesische Konzern Bytedance die Kurzvideo-App bis zum 19. Januar verkaufen müssen – oder Tiktok wird in den USA gesperrt. Dass das nicht passiert ist, liegt vor allem an Trump: Er hat das vom Kongress beschlossene Verbot von Tiktok bereits dreimal aufgeschoben. Einst war der Präsident übrigens selbst für ein Verbot von Tiktok. Doch seit ihm die Plattform half, sich bei den 170 Millionen US-Nutzern beliebt zu machen, lobt er die Videoapp öffentlich.
„Sehr reiche Leute“ sollen Tiktok kaufen
Nun könnte Bewegung in die Sache kommen: Denn Trump hat im US-Sender Fox News angekündigt, Käufer für die App gefunden zu haben. Dem Verkauf müsste vermutlich die chinesische Regierung zustimmen. Trump sagte, Chinas Präsident Xi Jinping werde das „wahrscheinlich“ tun. Um wen es sich handelt, sagte der Präsident nicht – nur, dass es eine Gruppe „sehr reicher Leute“ sei. Mehr werde er in „etwa zwei Wochen“ verraten.
Allerdings kommen nicht so viele Firmen infrage. Tiktok dürfte teuer sein, wenn auch nicht ganz klar ist, wie teuer genau. Vor allem der Algorithmus, der die Nutzer in seinen Bann zieht und sie Stunden auf der Plattform verbringen lässt, gilt als wertvoll. Zusätzlich ist der chinesische Staat beteiligt. Wer also kommt infrage für ein solches Investment?
Diese Firmen werden im Übernahme-Poker um Tiktok gehandelt
Es ist der wohl bekannteste Name bei den Spekulationen um die Tiktok-Übernahme in den USA: Microsoft. Schon seit Januar verhandle der Konzern mit, hatte Trump damals gesagt. Tatsächlich hatte Microsoft schon in Trumps erster Amtszeit ein Gebot abgegeben, damals gemeinsam mit Walmart. Microsoft Satya Nadella nannte die Initiative zu der Zeit die „seltsamste Sache, an der ich je gearbeitet habe“.
Die Susquehanna International Group (SIG) ist ein Investmentunternehmen aus Pennsylvania. Spezialisiert auf klassisches Trading, investiert SIG auch Risikokapital oder in Sportwetten. Was für ein Engagement bei Tiktok in den USA spricht: Schon im Jahr 2012 investierte SIG 5 Mio. Dollar in den Tiktok-Mutterkonzern Bytedance – angeblich das erfolgreichste Investment von SIG jemals.
Marc Andreesen (rechts) hat als Softwareentwickler viel Geld gemacht und investiert einiges davon im Rahmen der Venture Capital Firma Andreesen Horowitz. Tiktok wäre nicht das erste Social-Media-Investment für ihn: Auch in Facebook, Linkedin oder Twitter hat Andreesen Geld gesteckt. Ideologisch dürfte er eine gewisse Nähe zu Donald Trump haben: In einem „Manifest“ bezeichnete er unter anderem die Entwicklungsziele der UNO und den Klimabericht „Grenzen des Wachstums“ als „Feinde“.
Auch eine der größten Investmentgesellschaften der Welt mischt angeblich mit: KKR. Einst unter dem Namen Kohlberg Kravis Roberts & Co. gegründet, steckte KKR in seiner Geschichte Geld in verschiedenste Investments, von Tabakkonzernen über Chipherstellern bis hin zu Zeitungsverlagen und Fußballclubs. Nun wird das Unternehmen auch für einen Einstieg bei Tiktok gehandelt.
Die Investmentfirma Blackstone denkt laut „New York Times“ schon seit März über eine kleine Beteiligung bei Tiktok nach. Laut eigener Aussage verwaltet man über 1 Billionen US-Dollar an Vermögenswerten – das nötige Kleingeld wäre also da. Ein positiver Nebeneffekt: Blackstone könnte sich durch ein Investment mit US-Präsident Trump gut stellen.
Der Wachstumskapitalgeber „General Atlantic“ begreift sich als einer der großen Player im Geschäft: Laut eigener Aussage verwaltet man etwa 108 Mrd. US-Dollar an Vermögenswerten. Für den Tiktok-Kauf hilfreich: CEO William Ford dürfte ein gutes Verhältnis zu beiden Regierungen haben. Im vergangenen Jahr sprach er als Ehrengast bei einem Galadinner des US-Ausschusses für die Beziehungen zwischen den USA und China.