Samy Deluxe, 38, mit bürgerlichem Namen Samy Sorge, gilt mit mehr als einer Million verkauften Tonträgern als einer der kommerziell erfolgreichsten Rapper Deutschlands. Gerade hat er sein sechstes Soloalbum „Berühmte letzte Worte“ veröffentlicht.
Herr Deluxe, Sie haben als Kind von telepathischen Superkräften geträumt. Wann haben Sie Ihre musikalische Ader entdeckt?
In der fünften Klasse habe ich meine kulturelle Sozialisierung erlebt. Als ich die Hip-Hop-Kultur entdeckte, war da plötzlich all das, was mir vorher gefehlt hatte: musikalisch, optisch, idealistisch. Ich eignete mir alles an: auflegen, produzieren, rappen, beatboxen …
Für die Musik haben Sie die Schule abgebrochen und sind mit 17 zu Hause raus. Was sagte Ihre Mutter?
Sie hat es akzeptiert. Aber als ich nach meinem Zivildienst Arbeitslosengeld bekam und zu Hause rumhing, sollte ich im Haushalt helfen. Darauf hatte ich keinen Bock, zwei Wochen später zog ich in eine Hip-Hop-WG. Die ganze Hamburger Szene war da versammelt, Jan Delay wohnte gleich nebenan. Der ist auch richtig durchgestartet, wir haben uns alle gegenseitig unterstützt.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie mit Rappen gutes Geld verdienen?
Als ich 22 war, habe ich über Delays Label mein erstes Dynamite-Deluxe-Album veröffentlicht, ein Riesenerfolg. Nachdem wir jahrelang Demobänder an große Labels verschickt und nur Absagen kassiert hatten, wollten plötzlich alle mit uns arbeiten, und wir bekamen einen Vertrag bei einer großen Plattenfirma. Plötzlich gab es regelmäßige Vorschüsse bis zu 200.000 Euro.
Einer Ihrer Songs heißt „Wer wird Millionär“. Wann waren Sie das?
Anfang 2000 erschienen viele große Summen auf dem Konto. Das war verrückt! Statt durchzudrehen und mir teure Statussymbole zu kaufen, habe ich mir und meiner damaligen Frau eine Eigentumswohnung und schöne Urlaube finanziert.
Danach kam die Superstarphase?
Ich habe eine Zeit lang sehr viel Geld für Schmuck, Klamotten und andere oberflächliche Dinge ausgegeben. Damit bin ich ziemlich auf die Schnauze gefallen, denn ich habe nicht darauf geachtet, dass etwas für die Steuer zurückbleibt. Nachdem ich ein bis zwei Jahre über meine Verhältnisse lebte, hatte ich krasse Schulden angehäuft, die ich lange abzahlen musste.
Stimmt es, dass Ihre Mutter jetzt Ihre Buchhaltung macht?
Das stimmt, sie verwaltet meine Konten und ist die warnende Stimme. Es müsste in der Schule ein Fach geben, das Jugendlichen beibringt, wie man mit Geld umgeht. Ich habe Bücher dazu gelesen. In denen stand, man soll Geld behandeln wie die eigene Familie oder mit Geld reden wie mit einer Blume, damit es wächst. Was für ein Schwachsinn.
In Hamburg haben Sie das Restaurant Gefundenes Fressen eröffnet. Ist das Ihre Anlagestrategie?
Das ist ein Herzensprojekt. Ich möchte mein Umfeld, meine Stadt, mein Land kulturell prägen. In dem Restaurant veranstalten wir Konzerte und Lesungen. Aber ich hoffe natürlich, dass es auch finanziell Früchte trägt.
Was würden Sie nie für Geld tun?
Einen richtigen Job. Die Vorstellung, Vorgesetzte zu haben, die einem sagen dürfen, wann man was wie machen soll, finde ich unerträglich.