Häfen, Brücken, Pipelines: Mit dem Investitionsprogramm Neue Seidenstraße will China neue Infrastrukturverbindungen zwischen Europa, Asien und Afrika schaffen. So sollen die Handelsverbindungen gestärkt und die Absatzmärkte der teilnehmenden Länder stärker an China gebunden werden. Es gibt aber ein Problem: In Länder, die sich an der Initiative beteiligen, fließt zwar Geld aus China. Das heißt aber auch, dass sich diese Länder bei China verschulden.
Europa steht dem Projekt bisher mit gemischten Gefühlen gegenüber. Während sich Italien Ende März 2019 den Chinesen anschloss, haben Länder wie Deutschland und Großbritannien bisher keine Erklärung zur Neuen Seidenstraße unterzeichnet. Dabei gibt es in Europa längst schon große Investitionsprojekte der Chinesen:
Neue Seidenstraße: Chinesische Investitionen in Europa
Der Großhafen Piräus liegt außerhalb von Athen und wurde 2009 von der chinesischen Großreederei Cosco übernommen. Finanzielle Hilfe kam für das Staatsunternehmen von der Chinese Development Bank. Cosco kontrolliert nun den Großteil des Hafens – mit Erfolg. Seit der Übernahme hat sich der Güterumschlag vervielfacht, allein 2017 waren es 3,7 Millionen Container. Medienberichten zufolge ist Piräus zudem derzeit der Hafen mit dem schnellsten Wachstum.
Auch in Montenegro sind die Chinesen aktiv. Dort bauen chinesische Firmen eine Autobahn, die über das Meer ins benachbarte Serbien führen soll – für 20 Mio. Dollar pro Kilometer. Finanziert wird das durch chinesische Kredite. Kritiker befürchten das kleine Montenegro werde nie in der Lage sein, die Kredite zurückzuzahlen – und damit dauerhaft abhängig von China. Die Finanzierung des auf 1,3 Mrd. Dollar geschätzten Projekts treibt Montenegros Verschuldung auf 80 Prozent der Wirtschaftsleistung – und damit in die Gefahrenzone einer Überschuldung. Im Fall einer Pleite wurden Peking als Sicherheit Landrechte zugesichert.
Die Peljesac-Brücke soll die Bucht von Mali Ston überbrücken und so über 2,4 Kilometer zwei Teile Kroatiens miteinander verbinden, die durch bosnisch-herzegowinisches Staatsgebiet getrennt sind. 2022 soll die Schrägseilbrücke fertig gestellt sein. Sie gilt vielen ebenfalls als Seidenstraßen-Projekt – obwohl sie größtenteils von der EU finanziert und lediglich von einer chinesischen Firma gebaut wird. Trotzdem ist das Projekt ein Meilenstein, denn bisher schlug Kroatien ausländische Investitionen oftmals aus.
Im Duisburger Hafen kommen im Jahr rund 20.000 Schiffe und 25.000 Züge an. Eine besondere Zugverbindung markiert dabei das Ende der Seidenstraße: Seit 2011 fahren regelmäßig Güterzüge zwischen der chinesischen Stadt Chongqing und Duisburg. Mittlerweile sind es 35 Züge pro Woche, für die Strecke brauchen sie 14 Tage. So werden schon rund 30 Prozent des Handels per Güterzug zwischen Europa und China über Duisburg abgewickelt. Mit der Zugverbindung kamen auch chinesische Unternehmen nach Duisburg, vor allem aus der Logistik.
Es ist das erste große Eisenbahnprojekt der Seidenstraße, das China in Europa durchführen möchte: Die Bahnstrecke Belgrad-Budapest soll erneuert und zu einer zweigleisigen Schnellfahrstrecke umgebaut werden. So soll sich die Fahrzeit für die 350 Kilometer von acht auf zweieinhalb Stunden verkürzen. Der ungarische Teil der Strecke wird von einem chinesischen Konsortium gebaut und finanziert – für rund 1,8 Mrd. Euro. Nach der Fertigstellung sollen die Chinesen deshalb mit 85 Prozent am Betrieb der Strecke beteiligt sein, die Ungarn mit 15 Prozent.
Hier wird zwar noch nicht gebaut, aber geplant: Im Frühjahr 2019 haben Rom und Peking eine Absichtserklärung unterschrieben. Darin schließt sich Italien als erstes G7-Land dem Seidenstraßen-Projekt offiziell an. Die italienische Regierung hofft, mithilfe von chinesischen Investitionen die Wirtschaft anzuschieben und die Exporte nach China zu vergrößern. Konkret gehe es um Modernisierungsinvestitionen in Milliardenhöhe für die Häfen in Triest und Genau (Foto) sowie um eine Vereinbarung zum Export chinesischer Orangen.