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Aktien Nächster Akt der griechischen Tragödie...

...in dem sich Bösewicht Tsipras geläutert gibt und die Euro-Fighter ihm vergeben. Von Ines Zöttl
So sehen Wahlsieger aus: Alexis Tsipras in Jubelpose
So sehen Wahlsieger aus: Alexis Tsipras in Jubelpose
© Getty Images

Vorhang auf zum nächsten Akt der griechischen Tragödie. Doch irgendwie ist in der Pause einiges durcheinandergeraten. Bösewicht Alexis Tsipras, eingeplant als der Zerstörer des Euro, tritt nun auf als einer, mit dem man reden kann. Die im Drehbuch ursprünglich vorgesehene Rückkehr zur Drachme ist abgesagt. Und so verwandelt sich das große Drama zusehends in eines der regelmäßigen bürgerlichen Trauerspiele aus dem Brüsseler Repertoire. Es wird viel geredet werden während dieser Aufführung, manchmal auch geschrien, geschluchzt und gestöhnt. Und am Ende wird man sich geeinigt haben.

Wie das gehen soll, weiß heute noch keiner. Als eine seiner ersten Amtshandlungen müsste der künftige Ministerpräsident Tsipras um eine Verlängerung des Hilfsprogramms bitten, das sonst Ende Februar ausläuft. Eigentlich ausgeschlossen für jemand, der angetreten ist, die Griechen vom Joch der Troika zu befreien.

Und ein Deal zwischen der neuen Athener Regierung und ihren Kreditgebern muss schnell gehen: In diesem Jahr muss Griechenland für die Refinanzierung von Anleihen und Krediten sowie Zinszahlungen über 20 Mrd. Euro aufbringen, 4,5 Mrd. Euro davon schon im ersten Quartal. Je länger die Verhandlungen dauern, desto nervöser dürften die Anleihemärkte werden und desto mehr Griechen dürften ihre Euros ins Ausland schaffen. Der Wirtschaft dürfte die neue Unsicherheit auch nicht gut tun.

Niemand wird den "Grexit" riskieren

Auf den ersten Blick sind die Positionen unvereinbar: Tsipras verlangt ein Ende des Sparkurses und einen Schuldenschnitt. EU, EZB und IWF pochen auf eine Fortsetzung der Reformen und Vertragstreue. Doch wenn Europa eines beherrscht, dann den Kompromiss. Denn auch wenn ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone heute für die Währungsunion weniger bedrohlich wäre als vor zwei Jahren, will die Probe aufs Exempel niemand machen. Athen nicht, Brüssel nicht, Berlin nicht. Deswegen wird man Tsipras entgegenkommen.

Danach wird es dann ernst. Denn erst in den kommenden Jahren wird sich entscheiden, ob Griechenland einen Weg aus der Dauerkrise findet, ob es seine Wirtschaft und Verwaltung modernisiert und wettbewerbsfähig macht. Tsipras hat die Chance zum Helden zu werden: Ein junger furchtloser Außenseiter, der das verkrustete Establishment wegfegt und den Aufbruch in eine bessere Zukunft anstößt. Aber taugt er dazu?

Die Aufführung ist noch lange nicht zu Ende.

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