Die Chronologie der GDL-Streiks
Fünf Jahre nachdem die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) 2002 Autonomie im Tarifbereich erlangt hatte, kam es im Herbst 2007 zu einem der längsten Tarifauseinandersetzungen und dem ersten überregionalen Lokführerstreik in der Geschichte der Deutschen Bahn. Auf zwei Warnstreiks Anfang Juli folgten im Oktober und November unbefristete Streiks im Personen- und Güterverkehr. Durch die Niederlegung der Arbeit am 25. Und 26. Oktober 2007 standen 18.000 Regional- und S-Bahnen still, wovon vor allem rund 2,7 Millionen Pendler betroffen waren. Die Gewerkschaft setzte schließlich eine Tariferhöhung um elf Prozent und eine Einmalzahlung von 800 Euro durch. Die Wochenarbeitszeit sank zudem von 41 auf 40 Stunden in der Woche.
Auch die große Streikwelle im Jahr 2011 begann mit einem kleineren Warnstreik. Um Gehaltsunterschiede zwischen der Deutschen Bahn und ihren privaten Konkurrenten zu beseitigen, wählte die GDL das Mittel, das sich 2007 bereits bewährt hatte: Sie legte im großen Rahmen den Bahnverkehr lahm. Am Ende eines Schlichtungsverfahrens einigte sich die Gewerkschaft mit einigen der privaten Bahnen auf Haustarifverträge. Die 20.000 Lokführer der Deutschen Bahn bekamen zwei Prozent mehr Lohn sowie Verbesserungen bei Altersvorsorge, Nachtarbeit und Urlaub. Der Bahn zufolge summierte sich das Paket auf drei Prozent. Gefordert hatte die GDL fünf Prozent. Hinzu kam eine Absicherung für Lokführer, die einen Selbstmord miterleben mussten und infolgedessen berufsunfähig wurden.
Zwischen Herbst 2014 und Mai 2015 schickte die GDL ihre Mitglieder neunmal in den Streik. Rund 420 Stunden lang wurde das Bahnnetz lahmgelegt. Betroffen waren hunderte Fern- und Güterzüge sowie der für Pendler besonders wichtige Nahverkehr. Die Intensität der Streiks bescherte dem Bahn-Konzern Umsatzausfälle von mehreren hundert Millionen Euro. Zwischenzeitlich fielen drei Viertel aller Fernzüge aus. Erst Ende Juni 2015 verständigten sich die GDL und die Deutsche Bahn nach einem Schlichtungsverfahren auf einen neuen Tarifvertrag: Er umfasste eine Gehaltssteigerung um 5,1 Prozent und eine Arbeitszeitverkürzung auf 38 Stunden pro Woche.
Mitten in der Coronapandemie und sechs Jahre nach dem letzten eskalierten Tarifstreif, legte die Gewerkschaft Deutscher Lokführer erneut die Arbeit nieder, um mehr (finanzielle) Anerkennung und verbesserte Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Nach insgesamt drei Streikwellen über 265 Stunden im Güter- und 216 Stunden im Personenverkehr, erreichte die GDL eine Lohnerhöhung von 3,3 Prozent in zwei Stufen und die Auszahlung zweier Corona-Prämien in Höhe von insgesamt 1000 Euro.