Exklusiv Lithium-Projekt: neuer Anlauf in Bolivien

Neues weißes Gold: Lithiumsalze wie hier in Bolivien werden dringend zur Produktion von Batterien in neuen Elektroautos benötigt
Neues weißes Gold: Lithiumsalze wie hier in Bolivien werden dringend zur Produktion von Batterien in neuen Elektroautos benötigt
© Getty Images
Zweite Chance für exklusives Lithium-Projekt in Bolivien: Ein Kooperationsabkommen mit einem deutschen Mittelständler soll wiederbelebt werden

Das Prestigeprojekt für die deutsche Autoindustrie, der exklusive Zugang zu einem großen Lithiumvorkommen in Bolivien, bekommt noch mal eine Chance: Die staatliche bolivianische Lithium-Agentur YLB und der deutsche Mittelständler ACI Systems Alemania (ACISA) wollen das im Oktober 2019 annullierte Kooperationsabkommen doch noch umsetzen. „Es gibt wieder Kontakte“, bestätigt ACISA-Geschäftsführer Wolfgang Schmutz. Ende August sollen direkte Gespräche stattfinden.

Die neue Capital ist am 19. August erschienen
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An dem Erfolg der neuen Gespräche ist die gesamte deutsche Autoindustrie höchst interessiert. Sie braucht das bolivianische Lithium für die Batterieproduktion und neue Elektroautos. Bolivien verfügt über etwa ein Drittel der weltweiten Lithiumreserven.

Die deutsche Seite geht mit einem neuen Ansatz in die Gespräche. „Wir möchten die lokalen Verbände und Institutionen von Anfang an einbeziehen“, sagt Schmutz. Vor zwei Jahren führten wütende Proteste der Lokalbevölkerung in der Regionalhauptstadt Potosi zu der Kündigung des bereits ausgehandelten Vertrags durch den damaligen Präsidenten Evo Morales. „Diese Proteste wurden von politischen Gegnern des Präsidenten geschürt, um dessen Wiederwahl im November 2019 zu verhindern“, sagt Alberto Echazu, der als Vizeminister für Energie an den Verhandlungen mit den Deutschen beteiligt war.

ACISA rechnete ursprünglich mit Investitionen von 1,2 Mrd. Euro in Uyuni. Die Württemberger wählten den thüringischen Kali und Salz Spezialisten K-UTEC als strategischen Partner aus, der die Anlagen in Bolivien bauen sollte. 51 Prozent der Anteile an dem Lithium-Joint-Venture sollten die Bolivianer halten, 49 Prozent die Deutschen. „Wir haben den Bolivianern eine Partnerschaft auf Augenhöhe angeboten“, sagt Schmutz. „Dazu gehört die Ausbildung der Fachkräfte vor Ort, Hilfe bei der Industrialisierung entlang der Lithium-Wertschöpfungskette, Aufbau einer Batteriezellen-Fabrik.“

Die Kritiker störten sich an der Laufzeit des Projekts von 70 Jahren. „Die ist nicht in Stein gemeißelt, wir können eine Laufzeit zwischen 30 und 40 Jahren akzeptieren“, signalisiert der ACISA-Chef. Er zerstreut auch die Umweltbedenken der Lokalbevölkerung. „Das Lithiumhydroxid wird aus der Restsole gewonnen, die als Abfallprodukt in der bestehenden Anlage anfällt“, sagt Schmutz. „Dafür brauchen wir keine Frischwasserquellen, sondern können das vorhandene Wasser immer wieder säubern und verwenden.“ Rund 30 Prozent der Energiebedarfs wollen die Deutschen mit Solarpanels decken.

In Bolivien gibt es bereits ein einheimisches Pilotprojekt zu Lithiumgewinnung. Pilotproduktion. Eine Industrieproduktion erfordert aber viel mehr. „Alleine wird Bolivien es nicht schaffen, auch wenn manche Leute das Gegenteil behaupten“, sagt Schmutz. „Bolivien kann nur profitieren, wenn es zügig in Gewinnung und Vermarktung des Lithiums einsteigt.“ Die neue bolivianische Regierung unter Präsident Luis Arce stimmt dem ACISA-Chef zu.

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