Der russische Software-Unternehmer Jewgeni Kaspersky hat der US-Regierung vorgeworfen, unter falschen Vorwänden gezielt gegen seine Firma vorzugehen. „Es war eine abgestimmte Kampagne gegen uns“, sagte der Firmenchef, dessen Antiviren-Schutzprogramm nicht mehr auf Rechnern der US-Behörden eingesetzt werden darf, Capital (Ausgabe 04/2018, ET 22. März). „Es ist schlicht ein Fall von falschen Informationen seitens der US-Regierung.“
Kaspersky wird unter anderem vorgeworfen, dem russischen Geheimdienst mit Hilfe seines Programms auch Zugang zu den Daten seiner Kunden zu verschaffen – eine Behauptung, die der Unternehmer zurückweist. Man arbeite mit den russischen Behörden nur so zusammen wie auch mit „dem deutschen BKA oder mit Europol“. „Man bittet uns, bösartige Dateien zu analysieren. Es geht um technische Kooperation, das ist alles“, sagte Kaspersky.
Westlichen Beobachtern warf der Firmenchef ein zu großes Misstrauen seinem Land gegenüber vor. „Es gibt eine falsche Wahrnehmung Russlands im Westen“, sagte er. Es sei nicht so schlecht. „IT-Unternehmen genießen ziemlich große Freiheiten“, so Kaspersky. Aus seiner Sicht hat sich das Land sehr verändert. Die Wirtschaft habe sich entwickelt. „Ich lebe in Russland und zahle dort Steuern. Wenn man genug verdient, kann man sich ganz wohlfühlen“ sagte Kaspersky.
Kaspersky Lab ist eines der weltweit führenden Unternehmen für Cybersicherheit. Die in Moskau beheimatete Firma, die von einer britischen Holding gesteuert wird, spielte eine wichtige Rolle im Kampf gegen die verheerendsten Computerattacken der vergangenen Jahre. Dazu gehörte auch der Sabotage-Wurm Stuxnet, der zu einer Störung des iranischen Atomprogramms beigetragen hatte. Neben der Software für Privatkunden, die den Namen des Gründers trägt, laufen Programme des Unternehmens auch als Lizenzprodukte bei anderen Sicherheitsanbietern. Das Unternehmen machte 2017 einen Umsatz von 698 Mio. Dollar.