Die soziale Schere geht in Deutschland immer weiter auseinander. Seit 2009 ist das Risiko, arm zu werden, in allen elf westlichen Bundesländern inklusive Berlin gestiegen. Die sogenannte Armutsgefährdung hat sich im Osten Deutschlands hingegen verringert, wie das Statistische Bundesamt auf Basis des Mikrozensus errechnet hat. Das geschah auf hohem Niveau, mittlerweile sind die neuen Bundesländer unter den Ländern mit hoher Einkommensarmut sogar etwas unterrepräsentiert.
Das Bundesland mit dem geringsten Armutsrisiko kam auf eine Quote von zwölf Prozent. Im Negativ-Spitzenreiter drohte 2019 hingegen jeder vierte Einwohner in die Armut abzurutschen. Eins der Bundesländer konnte das Armutsrisiko binnen zehn Jahren zwar um 16 Prozent drücken, gehört im bundesweiten Vergleich aber dennoch zu den drei Ländern mit den höchsten Werten.
Die Statistiker haben für die Rangliste das sogenannte bedarfsgewichtete Einkommen – das sogenannte Äquivalenzeinkommen – berechnet. Ein Single braucht demnach mehr Einkommen, um nicht als arm zu gelten, als ein Ehepartner oder Kind. Denn Familien benötigen pro Kopf weniger Geld für die Lebenshaltung. Die Armutsgefährdungsschwelle ist für Bund und Länder einheitlich.
In diesen Bundesländern ist das Armutsrisiko am höchsten
In diesen Bundesländern ist das Armutsrisiko am höchsten
In Hessen waren 2019 laut Statistischem Bundesamt 16,1 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. Damit lag Hessen knapp über dem deutschlandweiten Durchschnitt von 15,9 Prozent. In allen westdeutschen Ländern ist das Armutsrisiko seit 2009 gestiegen. Hessen verzeichnete mit 3,7 Prozentpunkten den zweitgrößten Anstieg. Es lag in der Rangliste vor Rheinland-Pfalz (15,6 Prozent), Brandenburg (15,2 Prozent) und Hamburg (15,0 Prozent).
Das Saarland und Thüringen teilen sich in der Rangliste der Bundesländer mit dem höchsten Armutsrisiko Rang acht. Jeweils 17 Prozent der Bevölkerung droht demnach, in die Armut abzurutschen. Das Saarland verzeichnete einen Anstieg von einem Prozentpunkt. In Thüringen nahm das Risiko um 1,1 Punkte ab.
In Sachsen-Anhalt ging das Armutsrisiko von 2009 bis 2019 um 2,3 Prozentpunkte zurück. Das ist der zweitgrößte Rückgang im deutschlandweiten Vergleich. Trotzdem bleibt mit einer Quote von 19,5 Prozent fast jeder Fünfte Bürger von Armut bedroht.
Bremen scheint den Kampf gegen die Armut zu verlieren. 2009 waren 20,1 Prozent der Einwohner armutsgefährdet. 2019 lag die Quote bei erschreckenden 24,9 Prozent. Das geringste Armutsrisiko verzeichneten die Statistiker 2019 in Bayern (11,9 Prozent), Baden-Württemberg (12,3 Prozent) und Schleswig-Holstein (14,5 Prozent).