Im Hotel Gellert empfängt ein Heer livrierter Pagen den Gast – wie in der guten alten Zeit. In den großen Restaurants ertönt der Csárdás. Die Damen der Gesellschaft treffen sich beim Dior Ungarns, Clara Rothschild, die zweimal im Jahr ihre Modellkleider in Paris einkauft. Wer sind nun die Reichen in einem kommunistischen Land? Die Intellektuellen: Schriftsteller, Musiker, Künstler, Maler, Ärzte, Ingenieure, Forscher, Filmleute usw. usw. – mithin alle, die das geistige Rückgrat der Volksdemokratie bilden. Köpfchen macht sich bezahlt. Zum Beispiel gehören zu den Höchstbezahlten und Prominentesten: der weltberühmte Komponist Zoltan Kodaly, der Bildhauer Sigmund Strobl und vor allem Hanna Honty, Primadonna seit Jahrzehnten.
Kolumne
André Kostolany Das kapitalistische Ungarn

André Kostolany (1906-1999) schrieb über 400 Kolumnen für Capital
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Mehr als 30 Jahre lang schrieb der legendäre Investor André Kostolany Kolumnen für Capital. Auf C+ dokumentieren wir in einer Serie einige seiner Texte. In seiner Premierenkolumne widmete sich Kostolany 1965 der Wirtschaft seines Geburtslandes Ungarn